Ausbildung im Handwerk hat auch 2022 goldenen Boden

Die berufliche Aus- und Weiterbildung benötigt mehr Anerkennung, sowohl gesellschaftlich als auch politisch und finanziell – andernfalls droht der Fachkräftemangel im Handwerk sich weiter zu verschärfen. Foto Sascha Schneider/amh-online.de

Über 2.000 freie Lehrstellen mit Zukunft für das Ausbildungsjahr 2022 in unserer Region – Experten warnen: Fachkräftemangel verschärft sich weiter – Ausbildung im Handwerk soll attraktiver werden

2.563 junge Menschen haben im Jahr 2021 eine Ausbildung im unterfränkischen Handwerk begonnen, was einer prozentualen Steigerung von lediglich 0,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. So lässt sich der Fachkräftemangel im unterfränkischen Handwerk kaum abbauen: Für das Jahr 2022 melden die Unternehmen bereits über 2.000 freie Lehrstellen.

Michael Bissert, Präsident der Handwerkskammer, fordert: „Es ist allerhöchste Zeit, die berufliche Bildung auf allen Ebenen und in allen Gesellschaftsschichten weitaus vehementer als bisher zu stärken.“  Aber jetzt müsse sofort Gas gegeben werden. „Wir können es uns schlichtweg als Gesellschaft nicht leisten, die berufliche Bildung nicht in dem Maße zu fördern wie die akademische.“

Als Beispiel nennt Michael Bissert die Förderung von Berufseinstiegsbegleitern, den sogenannten „BerEbs“, in den Mittelschulen. Sie helfen schwächeren Schülerinnen und Schülern der 8. und 9. Klassen der Mittelschulen auf ihrem Weg in den Berufseinstieg. „Ihre Arbeit ist immens wichtig, doch zum derzeitigen Stand ist eine weitere Finanzierung für das kommende Schuljahr noch nicht gesichert.“

Ebenso mahnt Michael Bissert die umfassende Förderung der Berufsbildungseinrichtungen des Handwerks an. Gutes Lernen und eine dafür ausgerichtete, attraktive Lernumgebung gehörten für ihn zusammen. Eine Förderung der Bildungseinrichtungen des Handwerks sei gleichzeitig eine Förderung für die Zukunft unseres Landes.

Wettbewerb um die Schulabgänger

Die seit 2020 vorherrschende Corona-Pandemie hat ihren Teil dazu beigetragen, dass die Ausbildungszahlen weiterhin niedrig sind. „Das als Alleinmerkmal gelten zu lassen, ist jedoch schlichtweg falsch“, so Ludwig Paul, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer für Unterfranken. Denn der demographische Faktor spielt nach wie vor die größte Rolle: Wenn weniger junge Menschen von den Schulen abgehen und davon viele zu weiterführenden Schulen oder Hochschulen streben, ist die Basis für die berufliche Bildung eher klein.

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„Perspektiven nach Ausbildung im Handwerk hervorragend“

So gab es im Vergleich 2021 zu 2019, also dem Jahr vor der Pandemie, 9 Prozent weniger Schulabgänger. Das wirkt sich mittelbar auf die Ausbildungssituation im Handwerk aus. Michael Bissert fordert: „Wir müssen die beruflichen Perspektiven nach einer Ausbildung im Handwerk herausstellen und als das präsentieren, was sie sind: hervorragend. Das sollten auch Eltern, Lehrerinnen und Lehrer anerkennen und eine berufliche Ausbildung von jungen Menschen mit in ihre Betrachtungsweise einbeziehen.“

Ausbildungsengagement bleibt hoch

Trotz der derzeitigen Rahmenbedingungen bleibt das Ausbildungsengagement der unterfränkischen Handwerksbetriebe hoch. „Die Betriebe setzen auf Ausbildung zur Fachkräftesicherung. Das ist in dieser Krisenzeit ein wichtiges Signal in Richtung aller jungen Menschen, die vor dem Schulabschluss stehen oder eine neue berufliche Perspektive suchen“, betont Bissert. Für das Jahr 2022 sind in der Lehrstellenbörse der Handwerkskammer für Unterfranken bereits über 2.000 freie Lehrstellen gemeldet. „Freie Ausbildungsplätze gibt es über alle Berufe hinweg sowie in allen Regionen und damit beste Chancen dieses Jahr mit einer Ausbildung im Handwerk durchzustarten“, so der Handwerkskammer-Präsident.

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Foto Sascha Schneider/amh-online.de

Digitale Berufsorientierung

Die Handwerkskammer für Unterfranken baute auch 2021 kontinuierlich das Angebot der Berufsorientierung mittels digitaler Kanäle aus, um Jugendliche, deren Eltern sowie Lehrkräfte auch in Zeiten von Kontaktbeschränkungen umfassend über Ausbildungsmöglichkeiten im Handwerk zu informieren. „Handwerk ist Machen, Anfassen, Begreifen, Kreieren, Erschaffen. Das können wir jungen Menschen am besten vermitteln, wenn wir im direkten Kontakt mit ihnen sind. Virtuell ist das schwierig. Deshalb müssen wir 2022 unbedingt zu einer praxistauglichen Berufsorientierung zurückkehren, ohne die digitale aufzugeben“, sagt Michael Bissert.

Hierzu verweist er auf den erstmals initiierten Macher-Tag im Bildungszentrum Würzburg am 5. März. Hier können junge Menschen an einem Tag die Vielfalt des Handwerks entdecken und verschiedene Handwerksberufe in der Praxis selbst ausprobieren.

Informationen rund um Ausbildung und Karrieremöglichkeiten im Handwerk 2022 finden Jugendliche unter www.die-passende-ausbildung.de. Die Ausbildungsexperten der Handwerkskammer stehen zudem gerne für persönliche Fragen zur Verfügung und sind telefonisch über die Hotline 0931/30908-33 33 sowie per WhatsApp unter Tel. 0151/721 844 56 erreichbar.

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