Ein öffentliches Wohnzimmer im Pop-up-Raum der Stadtbücherei

Bei der Eröffnung (von links): Anna Neufeld (Projektkoordinatorin Stadtbücherei Würzburg), Prof. Katharina Drasdo, Martha Maucher (Leiterin Stadtbücherei), Oberbürgermeister Christian Schuchardt, Sozialreferentin Dr. Hülya Düber, Kulturreferent Achim Könneke. Foto Claudia Lother

Pop-up-Raum der Stadtbücherei bis Ende April: Mitmachen und die Bibliothek der Zukunft entwickeln

Professorin Katharina Drasdo und das Team der Stadtbücherei haben ganze Arbeit geleistet. Die Besucherinnen und Besucher des neuen Pop-up-Raums der Stadtbücherei in der Plattnerstraße 14 mit dem Namen „360° Stadtbücherei Würzburg: Dritter Ort. Zweites Zuhause“ scheinen sich von Beginn an wohl zu fühlen. Mit dem Ende des offiziellen Teils der Eröffnung starteten sogleich entspannte, informative und möglicherweise kreative Gespräche. Oberbürgermeister, Kulturreferent, Sozialreferentin, Bibliotheksleiterin und die Professorin selbst blieben nach dem offiziellen Fototermin gleich an Ort und Stelle sitzen, um sich auszutauschen. Währenddessen ließen sich die Besucher auf spielerische, kreative Prozesse ein oder probierten neue digitale Techniken aus.

Auf dem Weg zur neuen Bibliothek

Am meisten dürfte sich über die lockeren spontanen Zusammentreffen tatsächlich Katharina Drasdo gefreut haben, die Professorin für Mediendesign an der IU-Internationale Hochschule und Direktorin des Studios für Design und Architekturen Drasdos in Düsseldorf. Einen „Raum der Begegnung zwischen Wort und Menschen“ nannte Oberbürgermeister Christian Schuchardt den Pop-up-Raum bei der Eröffnung. Er freute sich über die neue Art der Ansprache, die zu erwartenden Ergebnisse des „Denkens außerhalb der Box“, auf die Neuerfindung der Stadtbücherei – und vielleicht auch der Stadt. Denn der Raum soll als „Bibliothekslabor der Zukunft“ fungieren, in dem neue Ideen ausprobiert werden können. Er soll die Aufmerksamkeit auf bestehende und mögliche neue Angebote der Stadtbücherei lenken. Vor allen Dingen aber ist der Raum, der nur drei Monate lang an dieser Stelle zu finden ist, ein Meilenstein auf dem Weg zur Entwicklung der Würzburger Stadt(teil)büchereien hin zu einem „Dritten Ort“, wie es die Stadtteilbücherei am Hubland schon vorlebt. Der „Dritte Ort“ versteht sich als Ort der Gemeinschaft, an dem man sich zu Hause fühlt, ein frei zugänglicher Ort, der für den Nutzer wichtig ist.

Aktive Planung weiterer Stadt(teil)büchereien

Nun soll der Raum alle dazu animieren, die Zukunft der weiteren Stadt(teil)büchereien aktiv zu planen. Dieser Aufruf ist in einem Schaufenster der Plattnerstraße 14 zu lesen und wörtlich zu nehmen. „Bereits die Entwicklung der Stadtteilbücherei Hubland wurde unter Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger durchgeführt“, erklärte Martha Maucher, Leiterin der Stadtbücherei. „Zwischenzeitlich hat dies eine Fortsetzung gefunden.“ Seit nunmehr fast zwei Jahren arbeitet ihr Team am Bibliotheksentwicklungsplan, der von der Kulturstiftung des Bundes gefördert wird. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bücherei orientierten sich an den Bedürfnissen der Menschen, haben Profile gestaltet, sich in Lebenssituationen hineinversetz und Interviews durchgeführt. Ein wichtiger Meilenstein in diesem Prozess ist nun der Pop-up-Raum in der Plattnerstraße. „Wir möchten wissen, welchen Dritten Ort sich die Menschen wünschen und wie das soziale Miteinander der Gesellschaft gefördert werden kann“, so Maucher.

„Bibliothekslabor der Zukunft“

Mitten in der Innenstadt wird der Raum von Februar bis Ende April 2022 als „Bibliothekslabor der Zukunft“ fungieren. Gegliedert ist der Raum in thematische Schwerpunkte: den Denk-, Lern-, Kreativ-, Bühnen- und Wohn-Raum. Im Denkraum soll darüber nachgedacht werden, was es braucht, um die Stadtbücherei als einen Dritten Ort zu gestalten und mit Leben zu füllen. Im Kreativraum stehen im Vordergrund der Austausch von Fähigkeiten, andere Menschen kennen zu lernen, Gruppen zu bilden und Erfahrungen auszutauschen. Der Lernraum bietet digitale Techniken zum Ausprobieren: 3D-Drucker, Virtual-Reality-Brillen, Robotik, Gaming, also neue Inhalte und neue Formen des Lernens. Wer mag, kann aber auch ohne den Einsatz digitaler Technik in der Werkstatt kreativ werden. Der Bühnenraum steht Kleinkunst, Musik, Lesungen, Vorträgen, Diskussionen offen. Er lebt vom Mitreden, Mitwirken und Selbermachen, Diskutieren, Sprechen, Musizieren, Tanzen. Und schließlich der Wohnraum: Die Menschen sollen sich in den Räumen der Stadtbücherei wohlfühlen. Daher soll die Aufenthaltsqualität gestärkt und für Wohlfühlatmosphäre und Behaglichkeit gesorgt werden – wie im eigenen Wohnzimmer.

Pop-up-Raum der Stadtbücherei: Hässliche Plastikstühle sind Absicht

Die Gestaltung, das Design der „Räume im Raum“ ordnet sich diesen Zielen unter. So wählte das Studio für Design und Architekturen Drasdos bewusst die „hässlichen weißen Plastikstühle, die sich stapeln, umstellen lassen, im Freien aufgestellt oder sogar zum Rollstuhl umgebaut werden können“, erklärte Professorin Katharina Drasdo. Nachhaltigkeit war ihr ein weiteres Anliegen. „Ich könnte Ihnen erzählen, dass das Bücherregal ein teures Wandobjekt ist. Tatsächlich wurden Matratzen dazu umfunktioniert.“ Damit setzt sie ein Zeichen für das, was im Pop-up-Raum entstehen soll: „Altes neu erfinden, sich kreativ Gedanken machen und an und mit bestehenden Objekten produktiv arbeiten.“

Geplant sind im Pop-up-Raum der Stadtbücherei feste Formate wie eine Medienwerkstatt, eine Kinderwerkstatt, eine Kreativwerkstatt (immer donnerstags von 17 bis 19 Uhr), eine Kleinkunstbühne, Lesungen, Workshops, Quiz- und Spieleabende. Ideen für Veranstaltungen sind willkommen.

Öffnungszeiten: bis Ende April 2022, Dienstag bis Freitag 11-17 Uhr, Samstag 11-15 Uhr. Der Eintritt ist frei. www.360grad-stadtbuecherei-wuerzburg.de. Für Ideen zum Mitmachen: stadtbuecherei..Dritterort@stadt.wuerzburg.de.

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