Mögliche Öffnungsschritte in Würzburg: So geht es nach Ostern weiter
Wie geht es mit dem Lockdown nach Ostern weiter? Die Stadt Würzburg und der Landkreis haben weiterhin Inzidenzwerte unter 100. An keinem Tag in diesem Jahr wurde dieser kritische Wert überschritten. Entsprechend der Festlegungen des Freistaates für Kommunen mit dieser Inzidenz hatte die Stadt Würzburg vor wenigen Wochen Öffnungsschritte beantragt, deren Genehmigung durch den Freistaat auf Grund der gesamtbayerischen Überschreitung der Hunderter-Marke für ganz Bayern ausgesetzt wurde. Mit der Ankündigung von Modellprojekten für Städte mit über 100 als Inzidenzwert ohne Öffnungen in Gemeinden unter 100 wäre aus kommunaler Sicht ein Einkaufstourismus die Folge gewesen.
Der Freistaat hat nun am vergangenen Freitag, 27. März mit der Änderung der Zwölften Infektionsschutzmaßnahmenverordnung wieder die Genehmigung von durch die Gemeinden zu beantragenden Öffnungsschritten ab dem 12. April und damit nach Ostern und dem bewussten Herunterfahren der Kontakte in Aussicht gestellt.
Stadt will Außengastronomie ab 12. April
Daher beantragt die Stadt bei der Regierung ab Montag, 12. April 2021, die Außengastronomie wieder zu öffnen. Das ist der früheste Zeitpunkt, den die Bayerische Infektionsschutzmaßnahmenverordnung vorsieht. Hierzu müssen zwei Bedingungen erfüllt sein: Das Bayerische Staatsministerium für Gesundheit und Pflege muss konkret zustimmen und die 7-Tages-Inzidenz von 100 darf nicht überschritten sein. Damit das Einvernehmen mit dem Ministerium hergestellt wird, hat Oberbürgermeister Christian Schuchardt eine Allgemeinverfügung mit entsprechender Begründung über die Regierung von Unterfranken vor Ostern eingereicht.
Um diesen Antrag weiter zu untermauern, hat die Stadt Würzburg in der Begründung zur Allgemeinverfügung das umfassend aufgebaute Testmanagement in der Stadt aufgezeigt, das unter anderem zentrale und dezentrale Testangebote in der Stadt aus dem Gesundheitssektor, der Hilfsorganisationen und der Feuerwehr und privater Dritter aufzeigt. Hierzu gehört auch ein Angebot für „Bürgertests“ in zentraler Innenstadtlage. „Jetzt wäre es noch wichtig, dass der Freistaat sehr zeitnah entscheidet, welche App und welche EDV zur Erfassung, Registrierung und Kontaktnachverfolgung kommt und dies dann auch sofort umsetzt, damit mögliche Infektionsketten zeitnah unterbrochen werden können. Die App ist dabei ein zentraler Baustein“, so Schuchardt weiter.
Theater, Konzerthäuser und Kinos
Mit einem höchstens 24 Stunden alten POC-Antigentest oder einem Selbsttest soll es dann auch möglich sein, dass ab 12. April die Theater und Konzerthäuser sowie die Kinos wieder öffnen. Und auch der kontaktfreie Sport im Innenbereich sowie Kontaktsport unter freiem Himmel soll so wieder ermöglicht werden, so der städtische Antrag. Dies soll auch dem Wunsch des Verbandes der Würzburger Sportvereine entgegenkommen, der hierbei größtmögliche Unterstützung zugesagt hat.
Einkaufen ohne Termin und Kontaktdaten
Da Würzburg in der 7-Tages-Inzidenz aktuell stabil in der Bandbreite „50 bis 100“ liegt, sind in Würzburg die Ladengeschäfte nach Erfassung der Kontaktdaten und mit Termin für Kunden geöffnet. Auch hier wird es ab 12. April eine spürbare Änderung geben, denn soweit die Inzidenz unter 100 bleibt, sind die Ladengeschäfte nach den Osterferien auch ohne Termin und ohne Kontaktdatenerfassung, ja auch ohne Test möglich. Dann greift der Dreiklang „Mindestabstand, Maskenpflicht und maximale Besucherkapazität nach der Quadratmeterregelung“. Erst in der Inzidenzeinstufung „100 bis 200“ greift dann die verschärfte Vorgabe aus Test und Termin.
„Lieber getestet und registriert im Biergarten sitzen…“
Schuchardt hierzu: „Die Bevölkerung ist den Lockdown leid und die Akzeptanz und Mitmachbereitschaft nimmt rapide ab, auch durch die Verunsicherung die auf Bundesebene in der letzten Woche entstanden ist. Gerade bei auch in Würzburg moderat steigenden Inzidenzwerten geht es darum praktische und lebensnahe Regelungen zu finden. Für mich heißt dies, ich habe lieber dass Würzburger in Würzburg einkaufen gehen, als dass diese in Modellstädte mit einer weit höheren Inzidenz zum Einkaufen fahren und eventuell eine Infektion mit nach Hause bringen. Ich habe lieber, dass die Würzburger getestet und registriert im Biergarten sitzen als im fröhlichen Durcheinander auf dem neuen Landesgartenschaugelände oder am Mainufer.“
Für die Osterfeiertage wird daher mit neuen Plakaten für eine Beachtung der Aha-Regeln geworben, da weder Polizei noch Ordnungsamt in der Lage sein werden das massenhafte Freizeitverhalten zu unterbinden. „Leider gehen die Menschen dahin wo andere bereits sind, es gilt also Alternativangebote zu machen. Und, wenn sich jemand dadurch weil er einkaufen oder den Biergarten besuchen will, ohne Anlass testen lässt, dann ist das auch ein gutes zufälliges und gewünschtes Screening der Bevölkerung.“
Perspektiven für Baskets und Kickers
Aufgrund der leistungsfähigen Testangebote und der recht stabilen Infektionslage in Würzburg werden aktuell auch zwei konkrete „Pilotversuche“ nach den neuen Maßgaben des § 28 der Bayerischen Infektionsschutzmaßnahmenverordnung geplant: Einerseits soll die städtische s.Oliver-Arena für Besucherkapazitäten im Innenbereich beim Profisport der Würzburger Baskets und der Rimparer Wölfe geöffnet werden, andererseits soll die flyaralarm-Arena für Besucherkapazitäten unter freiem Himmel für den Profifußball der Würzburger Kickers geöffnet werden. Da auch für solche Zuschauerkontingente im Profisport das Einvernehmen mit den staatlichen Stellen herzustellen ist, arbeitet die Stadt Hand-in-Hand mit den Akteuren und setzt auf die erprobte Schutz- und Hygienekonzepte der Veranstalter und deren aktuelle Fortschreibung.
Auch der Würzburger Sport unterstützt die Bewerbung der Stadt Würzburg als Modellregion in der vergangenen Woche und die damit verbundenen nächsten Arbeitsschritte – hin zu Öffnungen, abgesichert durch ein ausgeklügeltes Test- und Hygiene-Konzept. In Abstimmung mit Würzburgs Sportbürgermeisterin Judith Jörg befürworten dies sowohl die Vertreter des Breitensports als auch die Vertreter des Profisports: „Als Stadt koordinieren und unterstützen wir die Vereine nach Kräften. Schon im letzten Herbst wurden unter Einbindung aller betroffenen städtischen Fachbereiche Hygieneschutzkonzepte entwickelt.“
„Gerne unterstützen wir als Verband der Würzburger Sportvereine die Vorgehensweise der Stadt. Es ist wichtig, dass die Vereine mit machbaren Hygieneschutzkonzepten die Wiederaufnahme des Breitensports gerade im Kinder- und Jugendbereich beginnen können“, so Christoph Hoffmann, Präsident des Verbands der Würzburger Sportvereine.
„Für den Außensport gibt es bereits sehr gute Konzepte. Solange die ZuschauerInnen mit Abstand auf ihren Plätzen sitzen und das Hygienekonzept eingehalten wird, ist ein Infektionsrisiko so gut wie ausgeschlossen. Im Fußball ist vor allem der Zu- und Abgang ins Stadion sorgfältig zu planen, aber auch dafür haben wir schon Lösungen erarbeitet. Wir ziehen alle an einem Strang, um Infektionsrisiken zu vermeiden“, spricht sich auch Daniel Sauer, Vorsitzender und Präsident der Würzburger Kickers für die Anträge der Stadt aus, Zuschauerkontingente beim Profisport zuzulassen.
Wie lange zieht sich der „Kaugummi-Lockdown“?
Abschließend Oberbürgermeister Schuchardt: „Wenn wir nach Lösungen suchen, ist es unser Ziel alle Handlungsfelder zu umfassen. Ich begrüße es sehr, dass auch der Würzburger Sport sich für Lösungen und Wege aus der Krise stark macht.“
Alles stehe aber unter dem strengen Maßstab der 100er-Inzidenzwertes. „Nur wenn es gelingt die Inzidenz niedrig unter dem bayerischen und Bundesdurchschnitt zu halten, können diese Öffnungsschritte zum 12. April erfolgen, ansonsten zieht sich dieser „Kaugummi-Lockdown“ weiter in die Länge. Daher appelliere ich an die Bevölkerung, weiterhin auch bei schönstem Sonnenschein vorsichtig zu blieben und sich an alle Auflagen und Apelle zu halten. Es kommt auf die nächsten zwei Wochen an!“