Kia Niro 1.6 GDI HEV Spirit im Autotest: Teilelektrisch ohne Steckdose

Kia Niro 1.6 GDI HEV Spirit: Kompakter Crossover, der eine Mischung darstellt aus Limousine, Kombi und SUV, fährt hybridelektrisch ohne Steckdose. Foto Thomas G. Zügner

wob-Autotest: Der neue Kia Niro 1.6 GDI HEV Spirit verbreitet keinerlei Reichweitenängste – von Thomas G. Zügner

Mit Strom unterwegs, aber ohne Reichweitenangst und ohne zeitraubendes Nachladen? Der neue Kia Niro 1.6 GDI HEV Spirit macht das möglich, wie der wob-Autotest zeigt.

von wob-Testpilot Thomas G. Zügner (für mehr Autotests hier klicken)

Design:

Eine frische Optik kennzeichnet die zweite Generation des Niro, der trotz 6,5 cm mehr Länge gerade noch im Kompaktbereich geblieben ist. Die Front trägt einen großen schwarzen Lufteinlass. Das zackig ausgeführte Tagfahrlicht, das sich auch zum Blinker wandelt, beschreibt der Hersteller gerne als Herzschlagkurve. Über der Heckscheibe thront ein stattlicher Spoiler mit einer über die gesamte Fahrzeugbreite gezogenen Bremsleuchte.

Schwungvoll wie ein Bumerang gestylt sind die riesigen Rückleuchten, etwas zu tief platziert die hinteren Blinkleuchten. Schwarz sind die Anbauteile um die Radhäuser und an den Türen. Je nach Lackierung ebenfalls schwarz ist auch der breite hintere Dachpfosten, der zudem integrierte Luftkanäle aufweist für eine bessere Aerodynamik.

Innenraum:

Im digitalen Zeitalter angekommen sind die Armaturen des Niro. Dennoch lassen sie sich problemlos ablesen. Die Informationen sind über Regler einfach abrufbar. Vielleicht gut gemeint, aber im Alltag nicht optimal ist eine virtuelle Bedienleiste in der Mittelkonsole, die ablenkt. Weil zu allem Überfluss die einzelnen Felder doppelt belegt sind, führt dies oftmals zu Fehlbedienungen bei Infotainment und Klimaautomatik. Erstaunlich gut gelungen ist den Kia-Ingenieuren dagegen die Materialanmutung. Die Vielzahl an harten Kunststoffen hinterlässt durch die Art der Maserung und Zusammenstellung einen Eindruck von hoher Qualität.

Trotz tiefer Sitzposition bietet der Fond ausgezeichnete Knie- und Beinfreiheit für zwei Personen. Dazu tragen die rund 30 Prozent schlankeren Vordersitze bei, vielleicht auch der gegenüber dem Vorgänger zwei Zentimeter größere Radstand. Wenig überraschend und inzwischen bei vielen Fahrzeugen üblich ist der etwas unbequeme und sehr schmale Mittelplatz auf der Rücksitzbank. Ein wenig mehr Platz bietet der Kofferraum, der um 15 auf 451 Liter gewachsen ist, beim Maximalwert um elf auf 1445 Liter. Befindet sich der doppelte Kofferraumboden in der oberen Position, bleibt die Ladefläche nach Umklappen der Rücksitzlehne fast eben.

Antrieb:

Mit verbesserter Kühlung, reduzierter innermotorischer Reibung, erhöhtem Einspritzdruck und einer höheren Verdichtung für einen besseren thermischen Wirkungsgrad hat Kia den 1,6-Liter-Benziner leicht überarbeitet. Zusammen mit dem Elektromotor blieb die Systemleistung von 141 PS/103,6 kW unverändert. Ein sportlich-spritziges Paket bildet das benzinelektrische Duo nicht unbedingt. Aber für den normalen Alltag reicht es durchaus, zumal der Sportmodus noch ein paar zusätzliche „Prozentpunkte“ herauskitzelt.

Das Zusammenspiel zwischen Benziner und Stromer verläuft harmonisch. Der rein elektrische Betrieb beschränkt sich nicht auf ein paar hundert Meter, sondern kann je nach Fahrweise auch mehrere Kilometer umfassen. Über Wippen am Lenkrad lässt sich die Stärke der Rekuperation und damit die Rückgewinnung von Bremsenergie einstellen. In bestimmten Fällen ist es dabei sogar möglich, komplett ohne Betätigung des Bremspedals unterwegs zu sein.

Fahrbetrieb:

Anfangs etwas ungewohnt fühlt sich der Drehschalter an für die Gangwahl. Das Doppelkupplungsgetriebe besitzt zwar sechs Vorwärtsgänge, aber keinen Rückwärtsgang. Das Zurücksetzen des Niro erfolgt nämlich grundsätzlich rein elektrisch durch den im Getriebegehäuse integrierten Elektromotor. Neu abgestimmt bietet die Lenkung die erforderliche Rückmeldung und ermöglicht zielgenaue Spurführung. Etwas komfortabler hätte dagegen die Überarbeitung des Fahrwerks ausfallen können. Auf Holperstrecken werden die Insassen über den maroden Straßenzustand nicht im Unklaren gelassen.

Die wichtigste Botschaft beim neuen Kia Niro 1.6 GDI HEV bleibt aber, mit Strom unterwegs zu sein, jedoch keine feuchten Hände zu bekommen wegen irgendwelcher Reichweitenängste und keine Notstopps einlegen zu müssen, um zeitraubend und möglicherweise nervig Strom „nachzutanken“.

Kia Niro 1.6 GDI HEV Spirit

  • Motor: 4-Zylinder-Benziner, 1580 ccm, 105 PS
  • Elektromotor: 43,5 PS/32 kW
  • Systemleistung: 141 PS/103,6 kW
  • Antrieb: Vorderrad
  • Länge/Breite/Höhe: 4420/1825/1545 mm
  • Gewichte: leer 1474 kg; gesamt 1940 kg
  • Fahrleistungen: 0 bis 100 km/h: 10,8 sec.; Vmax: 162 km/h (im Elektrobetrieb 120 km/h)
  • Verbrauch: WLTP-Norm 4,2 l; wob-Test 5,78 l Liter Super/100 km (Tank 42 l)
  • Preis: 37.780 Euro

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