Kaiserstraße in Würzburg: „Dramatische Veränderungen“

Zahlreiche Leser-Kommentare zum wob-Artikel „Ist die Kaiserstraße in Würzburg noch zu retten?“

Am 8. Juli 2023 berichtete wob-Würzburgs Wochenzeitung über den langsamen Niedergang der Kaiserstraße. Mit einer Investition von 5,4 Millionen Euro sollte die einstige Vorzeigestraße aus ihrem Dornröschenschlaf wachgeküsst werden. Geklappt hat das nicht: Viele Läden stehen leer, die Aufenthaltsqualität ist mangelhaft. Ist die Kaiserstraße noch zu retten – und ist der Niedergang symptomatisch für den gesamten Einzelhandel in Würzburg?

Wolfgang Weier, Geschäftsführer des Stadtmarketings „Würzburg macht Spaß“, nannte in einem Interview die fünf Jahre andauernden Umbauarbeiten, die Corona-Pandemie mit allen ihren Aus- und Nachwirkungen, den Ukraine-Krieg und die Inflation als Gründe für die Misere in der Kaiserstraße. „All dies hat vor allem einige in der Kaiserstraße ansässigen und schon seit 2020/21 angeschlagenen Filialisten getroffen.“ Gleichzeitig warnte er vor dem „Trading-Down-Prozess“, der in der Kaiserstraße massiv sichtbar ist: Geschäfte mit hochwertigem Sortiment weichen günstigeren, aus Cafés und Restaurants werden Fastfood-Lokale und Imbissbuden.

Hoffnung für die Kaiserstraße gibt es laut Weier dennoch: Zum einen soll die angekündigte Kameraüberwachung am Barbarossaplatz als erste Maßnahme dazu beitragen, das Sicherheitsgefühl in der Kaiserstraße wieder zu verbessern. Zum anderen hätten inzwischen manche Hausbesitzer und Unternehmer erkannt, dass sie sich mehr für ihre Straße engagieren müssen, indem sie beispielswiese Patenschaften für Pflanzen vor ihrem jeweiligen Haus übernehmen.

Dass den Würzburgern ihre Kaiserstraße – und eine lebendige Innenstadt im Allgemeinen – nicht egal ist, zeigen auch die vielen Kommentare zu unserem Artikel, vor allem auf Facebook. Beispielhaft haben wir hier einige Beiträge herausgesucht.

Mein Mann und ich sind regelmäßig dienstags und freitags in die Stadt zum Bummeln und Einkaufen. Man fand hier und da was an Kleidern u.s.w., anschließend noch in ein Café. Seit letztem Jahr haben wir den Dienstag gestrichen. Es machte ein Geschäft nach dem andern zu…

Es ist erschreckend, wie die Stadt aussieht. Nur Fressbuden. Einen Laden kann sich dort niemand mehr leisten. Anstatt sich Gedanken zu machen, was auf dem Hafensommer gegessen oder auf Kiliani gesungen wird, sollte man sich mehr um die Innenstadt kümmern.

Ein Einkaufszentrum wurde auf dem Posthallengelände damals abgelehnt, weil es die Innenstadt zerstören würde. Jetzt stellt sich heraus, dass Würzburg es ganz alleine schafft. Immobilienbesitzer, die hohe Mieten verlangten, Würzburger, die alles Unbekannte ablehnen, Einzelhandel, dem seine Kundschaft eher lästig war und dessen Angebot dann auch überschaubar war. Die notwendige Sanierung der Kaiserstraße kam zu spät.

Bei den Ladenmieten kann sich niemand lange halten. Dann kommt noch die Parksituation dazu. Katastrophe!

Anstatt Schuldzuweisungen vorzunehmen, ist es konstruktiver, Lösungen zu finden, um den Einzelhandel zu unterstützen und ihn auf dem sich verändernden Markt zu stärken. Dies kann beispielsweise durch lokale Einkäufe, Unterstützung von kleinen Unternehmen und die Förderung einer positiven Handelskultur geschehen. Gemeinsames Handeln kann dazu beitragen, die lokalen Wirtschaften zu stärken und die Herausforderungen des Einzelhandels anzugehen. Würzburg kann man retten.

Das Problem ist die Optik und der Inhalt der Geschäfte. Alles sieht billig aus, überall wird noch ein Neon-Schild drangeklatscht und nur noch Imbisse macht auch keinen Sinn. Ich würde den Stadtplanern (haben wir welche?) empfehlen, mal nach Regensburg für die Optik zu schauen und sich mal intensiv mit Wien auseinanderzusetzen. Die haben es geschafft, eine lebende Stadt zu erhalten mit Handwerkern, Einzelhandel, Gastro, Büros…

Das Sicherheitsbefinden in der Innenstadt ist abends mangelhaft. Ich würde in der Kaiserstraße, Juliuspromenade oder Domstraße nicht mal tagsüber mein abgeschlossenes Fahrrad stehen lassen, aus Angst vor Vandalismus. Ab 22 Uhr würde ich nicht alleine durch die Innenstadt gehen wollen, zu gefährlich.

Schade um eine ehemals lebenswerte Ecke Würzburgs. Wer erinnert sich noch an das Corso oder Bavaria-Kino, die Bäckerei Zierlein, so viele mit Herz geführte Einzelhändler, Blumengeschäfte, mehrere Bankfilialen, Cafés, die Diskotheken Take Five und Monokel, es gab sogar zwei Fahrschulen und sehr gute Fachärzte…

Wer die Kaiserstraße in Würzburg sowie die komplette Innenstadt seit Jahren kennt, der weiß um die dramatischen Veränderungen und Zustände. Früher eine schöne einladende Einkaufsatmosphäre, heute alle Nase lang Sirenengeheul, und wenn man allein die Straße vom Bahnhof kommend durchqueren will, umklammert man seine Umhänge- und Einkaufstaschen fast automatisch fester. Viele Obdachlose, morgens in aller Frühe schlafend in den Geschäftseingängen und Nischen (schlimm für die Betroffenen). Sündhaft teure Parkgebühren. Ewige, nicht enden wollende Dauerbaustellen und aggressiv auftretende Radfahrer…

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