Wenn der Blitz um Würzburg einen Bogen macht

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Haben Sie Angst, vom Blitz getroffen zu werden? Dann ist Würzburg der perfekte Aufenthaltsort für Sie – fast nirgendwo in Bayern blitzt es weniger

Astraphobie: So heißt die Angst, vom Blitz getroffen zu werden – und ganz allgemein die Furcht vor Gewittern. Menschen mit Astraphobie leiden unter heftigem Zittern, Schwindelanfällen und Schwitzen; außerdem neigen sie dazu, das Wetter obsessiv zu beobachten. Und weil Phobien und Angststörungen mit rationalen Argumenten meist nicht beizukommen ist, hilft selbst die Beobachtung, dass im Einzelfall ein Sechser im Lotto wesentlich wahrscheinlicher ist als Opfer eines Blitzes zu werden, nur wenig. Was aber auf jeden hilft, ist ein Umzug des Blitz-Angstgestörten nach Würzburg. Denn da blitzt höchstens die Polizei.

Die Fakten zuerst: Der Blitz-Informationsdienst von Siemens hat nachgeforscht, in welchen Gegenden Deutschlands die meisten Blitze einschlagen. Dazu bedient man sich eines erstaunlichen Netzwerks von etwa 160 miteinander verbundenen Messtationen in Europa. Obwohl diese Messtationen bis zu 350 Kilometer voneinander entfernt liegen, können die Blitzeinschläge damit auf bis zu 50 Meter genau ermittelt werden.

Das Ergebnis der Blitzforschung: Die deutsche Blitzhauptstadt ist Kempten im Allgäu. Dort schlugen im Jahr 2022 stolze 2,45 Blitze ein – pro Quadratkilometer! Für Blitz-Phobiker ist die Gründung eines Wohnsitzes in der schönen schwäbischen Stadt also kaum zu empfehlen. Denn hier lautet die Frage nicht, ob der Blitz ins eigene Wohnviertel einschlägt, sondern wann (wobei die Bedrohung immer noch minimal ist, wenn man sich in einem geschlossenen Raum aufhält, aber Sie wissen ja: Phobien!).

Blitz-Würzburg

Auch die nächsten vier Landkreise im bundesweiten Blitz-Ranking liegen im Südwesten Bayerns: Ostallgäu, Garmisch-Partenkirchen, Lindau und Weilheim-Schongau kommen auf Werte zwischen 2,2 und 1,78 Blitze pro Quadratkilometer. Und dabei wiesen die Spitzenreiter in diesem Jahr vergleichsweise niedrige Werte auf: 2021 hätte Kempten mit 2,45 Einschlägen nur Platz 58 belegt. Der damalige Blitzhotspot Starnberg kam auf mehr als das Dreifache, Kempten selbst auf das Doppelte.

Dürre trocknet die Gewitter aus

Wie ist die Blitz-Situation in Würzburg? Ander als im blitzigen Südwesten des Freistaats muss selbst ein eingefleischter Astraphobiker hier nicht den Kopf einziehen. Mit gerade mal 0,15 Blitzeinschlägen pro Jahr und Quadratkilometer zählt die Mainmetropole zu den blitzärmsten Regionen der Bundesrepublik.

Kaum Blitzeeinschläge in Würzburg, selbst in der Gewitter-Hauptsaison Juli und August – woran mag das liegen? Bitterböse Zeitgenossen mögen konstatieren, dass selbst Blitze um die Stadt einen Bogen machen. Das ist natürlich Kokolores: Tatsächlich ist wie so oft das Klima schuld. Stephan Thern, der Leiter des Blitz-Informationsdienstes, erklärt es so: „Im Sommer, vor allem im Juni und August, herrschte teilweise extreme Dürre bei hohen Temperaturen über 35 Grad. Für Gewitter braucht es aber beides – Feuchtigkeit und heiße Temperaturen.“ Und Würzburg ist wie weite Teile Frankens staubtrocken und regenarm – daran ändern auch die ausgiebigen Niederschläge zu Beginn der Sommerferien nichts.

Auch im restlichen Deutschland hat es wegen der Trockenheit im vergangenen Jahr nur noch selten geblitzt. Insgesamt schlug es 242.421 Mal ein – das ist der niedrigste Wert in der bis 1991 zurückreichenden Geschichte der Messung.

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