Ein Jahr Videoüberwachung am Platz vor dem Bahnhof und am Barbarossaplatz in Würzburg: Polizei zieht positive Zwischenbilanz
Vor einem Jahr nahm die Polizei die Videoüberwachung am Platz vor dem Bahnhof und am Barbarossaplatz in Würzburg in Betrieb. Acht Kameras zeichnen seither auf, was dort passiert. Jetzt zieht die Polizei eine positive Zwischenbilanz.
Die Kameras übertragen die Bilder in Echtzeit in einen Überwachungsraum der Polizeiinspektion Würzburg-Stadt. Dort können die Beamten live und bei Bedarf auch rückwirkend die Kameraaufnahmen ansehen. Grund für die Überwachung: Der Bahnhofsvorplatz und der Barbarossaplatz sind Hotspots in der Würzburger Kriminalitätsentwicklung. Im Bereich der beiden Plätze wurden etwa zehn Prozent der Straftaten, die im Stadtgebiet registriert werden, verübt.
Daher werden die beiden Plätze jetzt mit acht Videokameras pro Platz überwacht – 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche. Weil es sich um eine „offene Videoüberwachung“ handelt, weisen Schilder auf die Aufnahmen hin. Die Kameras fertigen hochauflösendes Videomaterial an, das über Glasfaserkabel sicher an die Polizeiinspektion in der Augustinerstraße geleitet wird. Dort werden die Daten drei Wochen lang gespeichert und anschließend gelöscht. Tonaufnahmen werden nicht gemacht, auch Software zur Gesichtserkennung oder Künstliche Intelligenz kommen nicht zum Einsatz.
Übergeordnetes Ziel der Polizei ist die Gefahrenabwehr: Durch die Livebilder sollen bevorstehende Straftaten verhindert und unterbunden werden.
Anwohnender und Gewerbetreibende am Barbarossaplatz finden die Kameras gut
Anlässlich des ersten Jahrestages der Videoüberwachung suchten Beamte der Würzburger Polizei den Dialog mit Anwohnern und Gewerbetreibenden: Wie sicher fühlen sie sich jetzt rund um den Barbarossaplatz?
Das Fazit fiel nahezu ausnahmslos positiv aus: Seitdem die Videokameras liefen, müsse man viel seltener die Polizei zu Hilfe rufen. Vor allem größere Gruppen, die in der Vergangenheit durch ihr Verhalten das Sicherheitsempfinden erheblich beeinträchtigt hätten, würden sich dort nur noch selten aufhalten. Insgesamt fühlen sich Anwohner sowie Mitarbeiter und Kunden umliegender Geschäfte seit Anbringung der Kameras deutlich sicherer.
Zudem erleichtert die Kameraüberwachung der Polizei, rechtzeitig einzuschreiten: So wurden im November 2023 etwa 20 Personen am Barbarossaplatz bemerkt, die in Streit gerieten. Nachdem Streifen entsandt wurden, konnte die angespannte Situation schnell aufgelöst und die Begehung von Straftaten verhindert werden. Anfang Juli 2024 beobachteten die Beamten eine offensichtlich verwirrte und aggressive Person am Barbarossaplatz. Streifenbeamte wurden umgehend hinzugezogen und kontrollierten den stark alkoholisierten Mann, ehe es zu strafbaren Handlungen kam.
Kameras bringen Taten erst ans Licht
Im Jahr vor der Inbetriebnahme der Kameras (20.09.2022 bis 19.09.2023) bearbeitete die Würzburger Polizei insgesamt 317 bekanntgewordene Straftaten und Ordnungswidrigkeiten von erheblicher Bedeutung, die sich im videoüberwachten Bereich des Barbarossaplatzes ereigneten. Seit Inbetriebnahme der Kameras (20.09.2023 bis 19.09.2024) bewegten sich die strafbaren Sachverhalte am Barbarossaplatz auf einem annähernd gleichbleibenden Niveau. Dabei war ein geringer Anstieg von 4,7 Prozent auf rund 330 Fälle zu verzeichnen.
Vor dem Hintergrund der „Verschiebung von Straftaten aus dem Dunkel- in das Hellfeld“, wie es bei der Polizei heißt, lässt der geringfügige Anstieg dennoch auf eine positive Wirkung schließen. Das heißt: Straftaten, die zuvor unentdeckt geblieben wären, werden durch die Kameras erst sichtbar gemacht.
So macht sich die abschreckende Wirkung der installierten Kameras beispielsweise bei der Entwicklung der Körperverletzungsdelikte am Barbarossaplatz bemerkbar. Dort fanden im Vergleich zu dem Jahr vor der Inbetriebnahme gut 20 Prozent weniger körperliche Auseinandersetzungen statt.
Auf dem videoüberwachten Areal des Hauptbahnhofes wurden im Jahr vor der Inbetriebnahme 386 Straftaten und Ordnungswidrigkeiten verzeichnet, im Jahr danach waren es 470 Fälle. Dies bedeutet einen Anstieg von rund 20 Prozent. Diese Entwicklung sei zum einen auf die erhöhte Frequentierung unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppen und den damit einhergehenden Konflikten zurückzuführen. Gerade im Bereich der Hilfesuchenden bei der Bahnhofsmission Würzburg sind die Zahlen erheblich gestiegen.
Videoüberwachung als wichtiges Beweismittel
Zum anderen hat die Einführung der Videoüberwachung dazu geführt, dass insbesondere Körperverletzungsdelikte durch die Videoaufzeichnungen erkannt und aufgeklärt werden konnten. Vor der Überwachung hätten die typischen Beteiligten meist kein großes Interesse an polizeilichen Ermittlungen gehabt.
Neben dem primären Zweck der Gefahrenabwehr dient die Videoüberwachung am Bahnhof und auf dem Barbarossaplatz in Würzburg auch als wichtiges Beweis- und Fahndungsmittel. Durch die Videoauswertungen konnten zahlreiche Tatverdächtige identifiziert, Tatabläufe rekonstruiert oder weitere wichtige Ermittlungsansätze gewonnen werden.
Ein Beispiel: Im April 2024 entwickelte sich am Kiliansbrunnen eine gewaltsame Auseinandersetzung zwischen drei Männern. Dabei schlugen zwei Täter auf einen Mann ein – auch nachdem er bewusstlos zu Boden ging. Durch die Videoaufzeichnungen konnte ermittelt werden – wegen versuchten Totschlags.