Sorgenfalten und 6.600 Helferstunden: Corona-Zwischenbilanz des BRK

Im Erste-Hilfe-Kurs wird das Anlegen eines Verbandes an einem Wasserrohr geübt, um das Infektionsrisiko zu minimieren. Foto Oliver Lückhof, BRK Würzburg

Die wirtschaftliche Situation des Kreisverbandes stand im Mittelpunkt einer vom BRK-Vorsitzenden Thomas Eberth einberufenen Vorstandssitzung. Die Bilanz sorgt bei den aus Wirtschaft, Hochschule, Politik und den ehrenamtlichen Gemeinschaften stammenden Vorstandsmitgliedern für Sorgenfalten.

„Die Corona-Pandemie hat massive Auswirkungen auf unseren Kreisverband, insbesondere im Bereich der Erträge ist mit einem deutlichen Ausfall zu rechnen“, stellt BRK-Kreisgeschäftsführer Oliver Pilz nüchtern in Aussicht. Stolz könne die Hilfsorganisation auf ihren bisherigen zur Krisenbewältigung geleisteten Beitrag sein.

„Hilfsorganisation braucht jetzt selbst Hilfe“

„Unsere Hilfsorganisation braucht jetzt selbst Hilfe“, fasst BRK-Vorsitzender Landrat Thomas Eberth den Ernst der Lage des Kreisverbandes zusammen. Die Liste der Einnahmequellen, die der Pandemie zum Opfer gefallen sind, sei lang. So ist bereits im März der Benefizflohmarkt und im April das Frühjahrskonzert aus Gründen des Infektionsschutzes abgesagt worden. „Beide Veranstaltungen sind wichtig zur Finanzierung unserer ehrenamtlichen Arbeit in den Gemeinschaften“.

Die größten Einbrüche fallen in den Zuständigkeitsbereich von Stefan Dietz, Sachgebietsleiter Servicedienste und stellv. Kreisgeschäftsführer. Im Bereich der Patientenfahrdienste habe die acht Fahrzeuge umfassende Flotte im Januar noch 876 Transporte durchgeführt. Nachdem ab März viele Praxen und Kliniken ihre Arbeit einschränken oder gar einstellen mussten, zählte der BRK-Fahrdienst im April nur noch knapp die Hälfte der Transportaufträge.

Auch die Zahl der im BRK-Beratungszentrum Bayern am Standort Würzburg aufgenommenen Serviceanfragen ist im April wegen des Corona-Virus deutlich eingebrochen. Sind im Rotkreuz Callcenter im Januar noch 4.451 telefonische Anfragen zu Dienstleistungen eingegangen, waren es im April nur 2.796. Inzwischen ist die Zahl der Beratungsersuchen im Mai wieder auf knapp 4.000 angestiegen.

Schmerzliche Schließungen

Als „schmerzlich“ bezeichnet Oliver Pilz die Auswirkungen der Schließungen im Bereich der Sozialpsychiatrie. Nachdem die in den Einrichtungen betreuten psychisch Kranken nicht mehr persönlich betreut werden konnten, versuchten die Mitarbeiter des sozialpsychiatrischen Dienstes ihre Klienten telefonisch zu betreuen. „Das Telefonat kann das persönliche Gespräch aber nicht ansatzweise ersetzen, viele haben sich in die Isolation zurückgezogen“, weiß Pilz aus Erfahrung. Von den Schließungen betroffen waren das Café Perspektive am Waldfriedhof, der Kleiderladen Fairkauf sowie der Sozialpsychiatrische Dienst mit seinen angeschlossenen Bistros. „Für durch die Pandemie in ihrer Existenz gefährdete Sozialpsychiatrische Einrichtungen hat der Bund Zuschüsse in Aussicht gestellt“, kann Oliver Pilz für diesen Bereich beruhigen.

Auch im Bereich der stationären und teilstationären Pflege sichert ein Rettungsschirm den weiteren Leistungsbestand. Das Rote Kreuz kann hier Referenzkosten aus dem Januar sowie durch den Infektionsschutz bedingte Zusatzkosten geltend machen. Wie Kreisgeschäftsführer Oliver Pilz berichtet, führte der in Bayern verhängte Aufnahmestopp zu einer Unterbelegung in den drei stationären Pflegeeinrichtungen des BRK in Rottendorf und Würzburg. Die Tagespflegen in Rottendorf und Ochsenfurt waren gezwungen ihre Arbeit über zwölf Wochen einzustellen.

Aus dem Pflegeressort gab es in der Vorstandssitzung des BRK auch Erfreuliches zu hören: Das Infektionsschutzkonzept des Würzburg Pflegeheims Dr. Dahl gilt in Fachkreisen als Referenzmodell und wurde in der ersten Phase der Pandemie bei Fortbildungen des Gesundheitsamts von BRK-Sachgebietsleiterin Luise Piening-Geißler vorgestellt.

Wasserrohr mit Knochenschiene

Um die Ausbreitung des Corona-Virus zu verhindern, musste der BRK Kreisverband auch das Jugendzentrum Ochsenfurt und einen Betriebskindergarten in Rottendorf schließen. Eingestellt wurde auch der Lehrgangsbetrieb des Kreisverbandes, damit auch das Kursangebot zur Ersten Hilfe. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wurden in Kurzarbeit geschickt, alternative Lehrkonzepte entwickelt. „In den jetzt wieder anlaufenden Kursen werden aktuell die Blutstillung und das Schienen von Frakturen an Wasserrohren vermittelt“, so Ausbildungsleiter Oliver Lückhof.

„Trotz der eigenen Betroffenheit, war unser Kreisverband in den letzten Monaten ein zuverlässiger Partner der Behörden in Stadt und Landkreis bei der Krisenbewältigung und vor allem wichtiger Nothelfer für viele betroffene Bürger“, betont BRK-Vorsitzender Thomas Eberth stolz. So haben Freiwillige des eingerichteten Einkaufsdienstes knapp 300 Einkaufszettel für Senioren und Quarantäne-Haushalte abgearbeitet. 162 Ehrenamtliche der Bereitschaften und Wasserwacht wurden an der gemeinsamen Corona-Teststrecke von Stadt und Landkreis auf dem Gelände des Vogel-Convention-Centers sowie bei mobilen Testaktionen eingesetzt.

Hoffentlich keine zweite Welle

Die fachliche Expertise des Roten Kreuzes war in den Führungsgruppen Katastrophenschutz von Stadt und Landkreis stark gefragt. Zur Koordinierung aller Maßnahmen des Bevölkerungsschutzes war im BRK-Kreisverband ein aus ehrenamtlichen und hauptamtlichen bestehender Einsatzstab installiert. Wie Thomas Eberth berichtet, sind im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie aktuell 6.600 Stunden ehrenamtlicher Arbeit geleistet worden. „Ich bin unseren haupt- und ehrenamtlichen Helfern, auch den der befreundeten Hilfsdienste und Feuerwehren, für ihren engagierten Beitrag zur Krisenbewältigung unheimlich dankbar. Ich hoffe sehr, uns allen bleibt eine zweite Welle erspart“, so Landrat und BRK-Vorsitzender Thomas Eberth.

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