Das umweltorientierte Verkehrsmanagement UVM geht in Würzburg an den Start – mit der SauberMobil-App den schnellsten und günstigsten Weg finden
Für Siemens war es bayernweit das erste Projekt intelligenter Verkehrssteuerung in dieser Komplexität, wie auch für Würzburg: Vor wenigen Tagen fiel der Startschuss für das Umweltorientierte Verkehrs- und Mobilitätsmanagementsystem UVM. Das UVM ist ein maßgebliches Modul im Projekt SauberMobil: Damit möchte die Stadt Würzburg eine nachhaltige Verkehrswende erreichen. Ziel ist, die Verkehrsqualität insbesondere in den Spitzenzeiten deutlich zu verbessern und die NO2-Belastung an den Hotspots und im Stadtgebiet im Allgemeinen zu reduzieren.
Die Aufgabenstellung an Siemens und an eine breit gefächerte Projektgruppe sah vor, den motorisierten Verkehr auf Basis von stadtweiten Daten und Modellrechnungen der aktuellen Verkehrs- und Umweltlage zu steuern. Voraussetzung dafür ist die Erhebung der Daten in Echtzeit, deren Vernetzung, Verwaltung und öffentliche Bereitstellung.
Stefan Eckert, Leiter Region Süd der Siemens Mobility GmbH, betonte die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten und die „nicht alltägliche Größenordnung und Komplexität dieses Projekts.“ Die Anforderungen der Stadt Würzburg seien hoch gewesen, so Dr. Reinhard Giehler, von der Siemenstochter VMZ Betreibergesellschaft mbH Berlin. Zuvor seien in Berlin beispielsweise nur Teilkonzepte umgesetzt und erfolgreich angelaufen: „Würzburg ist bisher in dieser Komplexität einzigartig für uns“, betonte Giehler.
Umwelt profitiert von flüssigem Verkehr
Oberbürgermeister Christian Schuchardt erklärt: „Die umweltorientierte, netzadaptive Steuerung von 182 Ampeln sorgt dafür, dass der Verkehr auf den innerstädtischen Straßen schneller vorankommt. Davon profitiert die Umwelt und damit wir alle. Das UVM ist ein elementarer Baustein des Projekts SauberMobil, mit dem wir nachhaltige Lösungen der Verkehrs- und Umweltprobleme erreichen möchten.“
Für Thomas Schäfer, Geschäftsführer der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH, ist die Inbetriebnahme des UVM ein großer Meilenstein im Projekt Sauber Mobil, zu dem auch die Modernisierung der Busflotte und der Straßenbahnzüge beitrage. „Wir gehen nun aus den technischen Vorbereitungen in die Öffentlichkeit und können beobachten, inwieweit sich das Verkehrsverhalten der Menschen verändert. Alle Formen der Mobilität werden gleichberechtigt vernetzt.“
So funktioniert das UVM
Stadtweit werden Luftschadstoff- und Lärmbelastung überwacht und berechnet. Dazu wurden im Juli 2019 die ersten Traffic Eye Units in Betrieb genommen. Betrieben werden diese Detektoren mit Solarpanels. Basis der Datenerhebungen sind aktuelle oder prognostizierte Verkehrsdaten, Schadstoffbelastungen, lokale Wetterinformationen wie Windrichtung und –geschwindigkeit, Wetterlage, Verkehrsaufkommen, Zählung von Radfahrern und Fußgängern. Im nächsten Zug wurden Straßenabschnitte mit hohen NO2-Emissionen mit einer netzadaptiven Steuerung der durch die WVV betriebenen Lichtsignal-Anlagen ausgestattet.
Die neu eingerichtete Verkehrsredaktion im Fachbereich Tiefbau und Verkehrswesen ist Schnittstelle und Leitzentrale für alle diese Informationen. Mithilfe des Verkehrsmanagementsystems sammeln die städtischen Verkehrsingenieure die Daten, bewerten sie und leiten daraus die Steuerungsstrategien für die davon betroffenen städtischen Ampeln ab. Ferner gibt das System Verkehrsinformationen und –meldungen an den Mobilitätsmonitor am Hauptbahnhof, an die Informationstafeln an den Einfallstraßen der Stadt, an die SauberMobil App und das Mobilitätsportal www.wuerzburg.de/saubermobil weiter.
Rechtzeitige Informationen sollen Fahrverbote verhindern
Seit letztem Sommer weist der Mobilitätsmonitor am Hauptbahnhof speziell Fußgänger auf Daten hin wie aktuelle ÖPNV-Verbindungen, Baustellen, Staus, Leihfahrräder. Nun wurden an sechs Einfallstraßen in die Stadt in Zusammenarbeit mit dem Landkreis großformatige Informationstafeln in Betrieb genommen, die sich an den motorisierten Individualverkehr richten.
Durch eine rechtzeitige Information der etwa 90.000 Autofahrer, die täglich in die Stadt pendeln, sollen sie über die aktuelle verkehrliche Situation in die Lage versetzt werden, vorhandene Alternativen zu nutzen. Bei Vorliegen einer Prognose, die eine Überschreitung der festgelegten Schwellenwerte erwarten lässt, erfolgt auf diesen Tafeln eine entsprechende Vorankündigung für den folgenden Tag. Darüber hinaus werden auf den Tafeln wichtige Verkehrsinformationen geschaltet, die auf Baustellen, Sperrungen, Unfälle, Ereignisse, die den Verkehr massiv beeinträchtigen, hinweisen. Auch Informationen über Großveranstaltungen wie ein Marathon können hier kommuniziert werden.
Die Standorte der Informationstafeln und die vorgesehenen Texte wurden in enger Abstimmung mit der Polizei, dem Straßenbauamt Würzburg, dem Landratsamt und den benachbarten Gemeinden festgelegt. Stadtbaurat Benjamin Schneider betonte die gute Zusammenarbeit nicht nur mit diesen Akteuren, Siemens und der WVV, sondern auch mit zehn Randgemeinden, den Landkreisen Main-Spessart, Kitzingen und dem staatlichen Bauamt.
App berechnet die günstigste und schnellste Fahrt
Immer dabei haben Nutzer der SauberMobil-App diese Informationen – um aus alternativen Verkehrsangeboten in Würzburg wählen zu können. Die große Stärke der App ist ein intermodales Routing: Sie zeigt an, wie viel Zeit der Verkehrsteilnehmer mit dem Pkw benötigt und setzt dies in Relation zum Umstieg auf umweltfreundlichere Verkehrsmittel wie Straßenbahn, Bus oder Fahrrad. Sie gibt den Zeitaufwand für die Fahrt, die Kosten und die Höhe des CO2-Ausstoßes an.
Die App biete barrierearm die Möglichkeit, umzusteigen, so Bürgermeister Martin Heilig: „Sie vergleicht unterschiedliche Verkehrsträger, Kosten und Nutzen und plant gleichberechtigt verschiedene Routen.“ Für die App aufbereitet werden sämtliche Daten aller in Würzburg vorhandenen Mobilitätsoptionen. Sie informiert daher über die aktuelle Straßenverkehrslage, Verkehrsstörungen, den ÖPNV, Fahrradverkehr, Sharing-Angebote und freie Ladesäulen für Elektrofahrzeuge. Sie bündelt die Mobilitätsangebote in Würzburg zum immer aktuellen Zeitpunkt, beispielsweise über Standorte von Car-, Bikesharing-Angeboten, von P&R Plätzen, von Baustellen, Parkhausbelegung, Verkehrsmeldungen.
Das 4-Mio-Euro-Projekt UVM wird zu 50 % gefördert vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur. Das Konzept wurde entwickelt in Zusammenarbeit mit der WVV, der Firma Siemens Mobility GmbH, VMZ Berlin Betreibergesellschaft mbH und IVU Umwelt GmbH.
Die Standorte der Informationstafeln
- B8 Kitzinger Straße (Am Knoten Kompostwerk / Mercedes Benz)
- B13 Randersacker Straße / Alandsgrundweg (räumlich gesehen vor der Grünanlage, Graf-Luckner-Weiher)
- B19 Süd Heidingsfeld (Höhe Botanischer Garten)
- B19 Abfahrt Lengfeld (Höhe Real)
- B27 Nord Veitshöchheim (Höhe Verkehrsübungsplatz)
- B27 West Höchberg (nach dem Ortschild)