„Gestorben wie ein Held“

Vor dem “Studio” in Würzburg sticht ein 22-Jähriger mit dem Messer auf drei Männer ein. Eines der Opfer stirbt an seinen Verletzungen. Besonders tragisch: Wahrscheinlich wollte der Getötete einer Frau zu Hilfe kommen

Sonntagnacht in der Haugerpfarrgasse. Um 5:15 Uhr geht der erste Anruf bei der Einsatzzentrale der Polizei Würzburg ein: Ganz in der Nähe der Diskothek „Studio“ soll ein junger Mann mit dem Messer auf eine Gruppe losgegangen sein. Als die Polizisten und der Rettungsdienst nur Minuten später eintreffen, finden sie drei schwer verletzte Männer vor. Alle haben Schnitt- und Stichverletzungen; einen 28-Jährigen hat es besonders schlimm erwischt. Sanitäter leisten erste Hilfe, bringen ihn und die anderen beiden Verletzten ins Krankenhaus. Dort stirbt der 28-Jährige.

Der Täter wird noch in der Nähe des Tatorts gefasst. Der 22 Jahre alte Spanier hatte sich bei der Auseinandersetzung leichte Verletzungen zugezogen. Als die Polizisten den Tatort und den Fluchtweg des Täters absuchen, finden sie wenige Stunden später auch die Waffe. Der Spanier wird noch am Montag dem Ermittlungsrichter am Amtsgericht vorgeführt und sitzt jetzt in Untersuchungshaft. Im Falle einer Verurteilung wegen Totschlags beträgt die Höchststrafe 15 Jahre Gefängnis.

Auseinandersetzung eskaliert

Was ist in jener Nacht geschehen? Nach derzeitigen Erkenntnissen der Polizei war der Auseinandersetzung ein Streit zwischen dem 22-jährigen Spanier und der Gruppe von drei Männern vorausgegangen. Den drei Opfern der Messerattacke – neben dem 28-Jährigen ein 32 Jahre alter Deutscher sowie ein 27-jähriger Jordanier – wurde möglicherweise die eigene Zivilcourage zum Verhängnis: Wie Zeugen berichten, seien die drei Gäste der Diskothek „Studio“ gewesen und gemeinsam zum Rauchen vor die Tür gegangen. Auf der Straße hätte der spätere Täter eine Frau geschlagen. Die drei Männer hätten daraufhin der Frau zu Hilfe kommen wollen.

Die folgende Auseinandersetzung kostet den 28-Jährigen, der offenbar ein sehr beliebter Stammgast im „Studio“ gewesen ist, das Leben.

Nach der Bluttat bleiben die Zeugen, die Gäste des „Studio“ und die Freunde des 28-Jährigen erschüttert zurück. Der nahe Kreisverkehr vor der Kirche Stift Haug hat sich in eine Gedenkstätte verwandelt. Auf der kleinen Grünfläche und vor der Kirche liegen Blumen, Kerzen brennen. Der Bordstein rund um den Kreisverkehr und eine ganze Wand sind mit Erinnerungen und Abschiedsworten beschrieben. „Gelebt wie eine Legende, gestorben wie ein Held“, steht da.

Vor dem Kreisverkehr sitzen zwei junge Mädchen und schauen auf eine Fotografie, die den Getöteten mit einigen Freunden zeigt. Auf dem Bild ist ein attraktiver dunkelhaariger Mann zu sehen. Fröhlich lacht er in die Kamera. „Er war ein großartiger Mensch, der nur an andere gedacht hat und viel zu wenig an sich selbst“, sagt eines der Mädchen. Immer sei er bereit gewesen, anderen zu helfen. „Das ist ihm am Ende zum Verhängnis geworden.“

Vater des Opfers wendet sich an die Öffentlichkeit

Unterdessen richtete sich der Vater des Getöteten in den sozialen Medien an die Öffentlichkeit: „Ich bitte jeden um Hilfe, der etwas zu dem Vorfall berichten kann. Der Typ der unseren Sohn getötet hat, feige und unnötig, soll seines jämmerlichen Lebens nicht mehr froh werden. Wir lieben unseren Sohn bis in die Ewigkeit. Er war unser einziger Mittelpunkt im Leben. Danach kommt einfach nichts mehr. Wir alle lieben dich für alle Zeit der Welt.”

Die Ermittlungen der Polizei dauern an. Wer Foto-, Video- oder Audioaufnahmen vom Tatort oder der unmittelbaren Umgebung im Zeitraum von 4 bis 6 Uhr gemacht haben, soll diese der Polizei über ein Upload-Formular zur Verfügung stellen. Weblink: medienupload-portal03.polizei.bayern.de

Laut einem Sprecher des Polizeipräsidiums Unterfranken sei es außerdem noch zu klären, ob der Tatverdächtige in dieser Nacht ein Gast des „Studio“ war. Laut der Internetzeitung inFranken.de will der Club ab jetzt die Ausweise jeden Gastes kontrollieren. Leibesvisitation seien nicht geplant: In 20 Jahren ‚Studio‘ sei laut Club keine Situation bekannt, bei der ein Messer gefunden wurde.

Messerattacken in Würzburg

Im Juni 2021 tötete ein psychisch kranker Flüchtling am Barbarossaplatz drei Frauen mit einem Messer, weitere Opfer wurden teilweise schwer verwundet. Zwei Jahre später wurde an der gleichen Stelle ein Imbissbetreiber zum Helden, als er mit einem einen Taekwondo-Griff einen Mann überwältigte, der vorher Passanten mit einem Messer bedroht hatte.

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