Der neue VW T7 Multivan im wob-Autotest

Trotz flacher gestellter Windschutzscheibe ist der VW T7 Multivan ein klassischer Bulli geblieben. Foto Volkswagen

Vom Schweizer Taschenmesser zum Spezialisten: Der VW T7 Multivan soll „ultimativer Reisebegleiter und Shuttle“ zugleich sein

von wob-Testpilot Thomas G. Zügner (für mehr Autotests hier klicken)

Als „Schweizer Taschenmesser“ bezeichnete Lars Krause den bisherigen T6 von Volkswagen. Er war nach Ansicht des Leiters Vertrieb und Marketing „nicht perfekt für alle“, aber eben ungemein vielfältig. Jetzt erfolgt ein Strategiewechsel, der die spezifischen Kundenwünsche und Anwendungsfälle optimal berücksichtigen soll. Dem neuen T7 Multivan ist die Rolle als „ultimativer Reisebegleiter und Shuttle“ zugedacht. Der aktuelle T6 wird bis 2024 weiterhin als Caravelle, gewerblicher Kombi und als 204 PS starker Multivan 2.0 TDI 4motion zur Verfügung stehen.

Als Bulli hat sich der VW-Bus über Jahrzehnte hinweg eine feste Fangemeinschaft geschaffen. Obwohl der T7 Multivan auf einer komplett neuen Plattform steht, ist er optisch ein klassischer Bulli geblieben. Statt zweier Radstände (3,00 und 3,40 m) liegen die Achsen generell gut 3,12 m auseinander. Dafür gibt es jetzt eine kurze Version (über 4,97 m) und eine lange Variante (gut 5,17 m). Für den Unterschied sorgt dabei der 20 cm größere hintere Überhang. Zusammen mit der 8 cm geringeren Höhe wirken die Proportionen ein wenig verändert. Dazu trägt auch die flacher gestellte Windschutzscheibe bei. Dies führte zu einem geteilten vorderen Dachpfosten mit kleinem Dreiecksfenster, was manchmal die Sicht trotz insgesamt üppiger Verglasung und erhöhter Sitzposition etwas einschränkt. Optisch gewöhnungsbedürftig ist die sehr glattflächige Frontpartie, bei der die sonst üblichen Luftdurchlässe weggefallen sind.

Ingenieure greifen tief in die Trickkiste

Nicht nur das digitale Cockpit mit der teilweise etwas umständlichen Bedienung ist komplett neu, sondern auch das übrige Interieur. Bei Flexibilität und Variabilität haben die VW-Ingenieure tief in die Trickkiste gegriffen. So bietet der Multivan bis zu sieben Einzelsitze, die rund 25 Prozent leichter wurden, sich verschieben, herausnehmen und umstecken lassen. Mit einem bestromten Schienensystem können die äußeren Stühle sogar mit Sitzheizung ausgestattet werden. Bei der langen Multivan-Variante wurden diese Sitzschienen entsprechend nach hinten verlängert.

Mehr als zwei Dutzend Assistenzsysteme, von denen erwartungsgemäß eine stattliche Anzahl aufpreispflichtig ist, haben Einzug gefunden in den neuen T7 Multivan. Das reicht vom automatischen Fernlicht über Notbremse und Rückfahrkamera bis zur neuen Unterstützung beim Linksabbiegen. Aus den Pkw-Baureihen von VW stammen die Matrixscheinwerfer mit jeweils 24 LED-Lichtern.

Auf Pkw-Niveau angesiedelt sind auch die Fahreigenschaften des Multivan. Auf kurvenreichen Straßen machte sich das neu entwickelte Fahrwerk mit vergrößertem Radstand und Spurweite durch verbesserten Komfort bemerkbar. Zur Fahrdynamik tragen Leichtbaumaßnahmen bei wie das 45 Kilo leichtere Achssystem oder die um acht Kilo abgespeckte Karosserie.

Benziner stehen im Vordergrund

Verkehrte Welt bei der Motorenpalette: Während der zunächst als Nutzfahrzeugvariante weitergebaute T6 zuletzt ausschließlich mit sparsamen und durchzugsstarken Dieselmotoren (2.0 TDI mit 110, 150 und 204 PS) zu haben war, stehen beim VW T7 Multivan die Benziner im Vordergrund. Laut VW-Sprecher Markus Arand soll der Multivan mit Plug-in Hybrid einen Anteil von 40 Prozent erreichen. Bei dieser Motorisierung erzeugen ein 1.4 TSI mit 150 PS und ein 116 PS/85 kW starker Elektromotor eine Systemleistung von 218 PS. Nach WLTP-Norm reichen für 100 Kilometer 1,8 Liter Super und 17,3 kWh Strom. Auf einer zügigen Landstraßen-Testrunde, die mit voller Batterie gestartet war, waren mit dem langen Multivan allerdings 3,6 Liter und damit das doppelte fällig. Statt der versprochenen 50 km rein elektrischer Reichweite schaltete sich der Benziner bereits nach 24 km zu.

Reine Benziner sind der 1.5 TSI mit 136 PS und der 2.0 TSI mit 204 PS. Im Prinzip reicht das schwächere Aggregat für den Alltag aus, das aber unter Last mitunter etwas gequält tönt. Statt genormter 8,0 Liter auf 100 km schluckte die Kurz-Version laut Bordcomputer 9,0 Liter. Auch bei der Fahrt mit dem stärkeren Benziner lagen Theorie und Praxis etwas auseinander. Mit der längeren Karosserie hätten es 9,1 Liter sein sollen, laut Anzeige flossen 10,2 Liter durch die Leitungen. Sparsamkeit verspricht der Diesel. Mitte Februar soll der 2.0 TDI mit 150 PS die Motorenpalette ergänzen. In ferner Zukunft ist auch ein stärkerer Selbstzünder zu erwarten. Thomas G. Zügner

Technikcheck VW T7 Multivan

Motoren: Benziner: 1,5-Liter mit 136 PS, 2,0-Liter mit 204 PS; Diesel (ab Mitte Februar): 2,0-Liter mit 150 PS; Plug-in Hybrid: 1,4-Liter mit 150 PS plus Elektromotor mit 116 PS/85 kW (Systemleistung 218 PS)

Antrieb: Vorderrad

Länge/Breite/Höhe: 3973 (lang: 5173)/1941/1907 mm

Fahrleistungen (1.4 eHybrid lang): 0 bis 100 km/h: 11,6 sec.; Vmax: 190 km/h

WLTP-Normverbrauch (1.4 eHybrid lang): 1,5 Liter Super und 14,6 kWh Strom/100 km

Preise: ab 44.839,20 Euro      tgz

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