Der Land Rover Defender im wob-Autotest

Land Rover Defender 110 D240 S: Moderner Geländewagen mit historischer Namensgebung. Foto Thomas G. Zügner

Moderne Interpretation eines Urgesteins: Der Land Rover Defender 110 D240 S führt die britische Allrad-Legende fort

In riesengroße Fußstapfen treten muss der neue Land Rover Defender 110 D240 S: Wie schlägt sich die Neuauflage des Kultautos im wob-Autotest?

Von wob-Testpilot Thomas G. Zügner

Design: Die Neuauflage will kein Retro-Abklatsch der britischen Kultfigur sein. Riesig, wuchtig, mit breiten Schultern und mächtigen Backen steht die kantige Würfelform satt auf der Straße. Am senkrechten Heckabschluss fallen futuristische Leuchten in Form von LED-Kästchen ins Auge, an den vorderen Flanken schwarze Lufteinlässe. Pseudo-Trittflächen auf der Motorhaube und kleine Dachfenster im Heckbereich dürfen als Hommage an den Ur-Landy gewertet werden. Natürlich verfügt der Defender, dessen Zusatzzahl 110 auf den Fünftürer mit langem Radstand hinweist, über ein Reserverad außen an der seitlich angeschlagenen Hecktüre, was das stattliche Gefährt um 26 cm auf fast 5,02 m verlängert. Wie die Ohren eines afrikanischen Elefanten verbreitern die Außenspiegel den Defender auf mehr als 2,10 m, so dass es ihm in vielen Autobahnbaustellen verboten ist, sich auf der Überholspur an den Lastern vorbei zu schlängeln.

Innenraum: Wert auf Pflegeleichtigkeit statt hochwertiger Anmutung legten die Engländer bei den Materialien im Innenraum. Die Kunststoff-Türverkleidungen werden mit rustikalen Schrauben gehalten, der Armaturenträger besteht aus leichtem Magnesium. An massiven Haltegriffen mangelt es ebenso wenig wie an Ablagen. Jede scheinbar nutzbare Lücke am Armaturenbrett und der Mittelkonsole wurde dafür verwendet. Nervig ist das bei jedem Neustart mit viel Fingerspitzengefühl neu zu aktivierende Fahrlicht, weil sonst vorn nur kleine Tagfahrlichtfunzeln leuchten und hinten die Beleuchtung tagsüber komplett dunkel bleibt.

Steinbruch, Wüste oder Dschungel

Antrieb: Nicht ganz standesgemäß wird der Defender D240 von einem 2,0 Liter großen und 241 PS starken Vierzylinder angetrieben. Mit den weit über 2,3 Tonnen Leergewicht, mit denen der Wagen aber alles andere als behäbig durch die Kurven tanzt, hat der fast wie ein Stromer aus den Startlöchern sprintende Turbodiesel keinerlei Mühe. Dass der leicht kratzig tönende Direkteinspritzer aber nicht so recht zum Nobelstatus eines „Landy“ passt, scheint auch der Hersteller erkannt zu haben. Denn die Briten begannen bereits wenige Wochen nach Markteinführung, den D240 auszumustern und durch einen 3,0-Liter-Sechszylinder zu ersetzen. Der 249 PS starke D250 dürfte bei dank deutlich mehr Zugkraft (570 statt 430 Nm), besserer Beschleunigung, aber identischem Normverbrauch wohl geschmeidiger und sanfter zu Werke gehen.

Fahrbetrieb: Ob Steinbruch, Wüste oder Dschungel: Dem Defender muss nicht bang sein vor schwerem Gelände. Zwischen 21,8 und 29,1 cm Bodenfreiheit, 90 cm Wattiefe mit neuer Wasserstandskontrolle, 45 Grad Steigfähigkeit, sehr kurze Fahrzeugüberhänge und ein zweistufiges Verteilergetriebe kommen dem Einsatz in unwegsamer Einöde zugute. Mit selbsttragender Karosserie und Einzelradaufhängung statt robustem Leiterrahmen und Starrachsen sowie serienmäßiger Luftfederung bietet der Allradler im „zivilen“ Straßenverkehr hohen Fahrkomfort.

Fazit im wob-Autotest: Der neue Land Rover Defender 110 D240 S interpretiert das in mehr als sieben Jahrzehnten zu einem Sinnbild für einen Geländewagen schlechthin gereifte Urgestein auf moderne Art.

Land Rover Defender 110 D240 S im Technik-Check

  • Motor: 4-Zylinder-Turbodiesel, 1999 ccm, 241 PS
  • Antrieb: Permanenter Allrad
  • Länge/Breite/Höhe: 5018/1996/1967 mm
  • Gewichte: leer 2323 kg; gesamt 3150 kg
  • Fahrleistungen: 0 bis 100 km/h: 9,1 sec.; Vmax: 188 km/h
  • Verbrauch: WLTP-Norm 8,9 l; wob-Test 9,22 l Liter Diesel/100 km (Tank 85 l)
  • Preis: 64.700 Euro

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