Bauernstreik: „Protest muss die Leute da treffen, wo es weh tut“

wob-Umfrage in Würzburg zum Bauernstreik: breites Verständnis für demonstrierende Landwirte

Deutschlands Landwirte im Streik: Aus Protest gegen die geplante Streichung von Steuervergünstigungen vor allem beim Agrardiesel gingen die Landwirte mit ihren Traktoren auf die Straße. In den letzten Tagen blockierten sie Straßen und Autobahnzufahrten. wob hat Passanten in Würzburg gefragt: Wie stehen Sie zum Bauernstreik?

Grundsätzlich Verständnis für die Forderungen der Landwirte hat Megan Cornwell – auch wenn sie unter den Verkehrsblockaden besonders zu leiden hatte. Am Montag kam die Studentin wegen der Protestaktionen zu spät zu einer Prüfung. „Obwohl wir extra zwei Stunden früher losgefahren sind.“ Glücklicherweise hatten die Dozenten ein Einsehen und ließen die 19-Jährige die versäumte Zeit nachholen. Dennoch fragt sie sich: „Können die Landwirte nicht protestieren, ohne so viele unbeteiligte Menschen massiv zu beeinträchtigen?“

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„Nein“, entgegnet Alexandra Frenzel, „denn das würde gar nichts bringen.“ Zu oft hätten die Bauern schon versucht, die Öffentlichkeit auf ihre Sorgen aufmerksam zu machen – und nichts sei passiert. Die groß angelegten Aktionen in dieser Woche seien das einzig richtige Mittel: „Nur so lässt sich etwas erreichen.“ Wie wichtig der Protest der Landwirte für die ganze Gesellschaft sei, liege ohnehin auf der Hand: „Ohne unsere Bauern haben wir nichts zu essen.“

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Ganz so einfach sei die Sache nicht, findet dagegen Walter Caputo. Der Schuhmachermeister führte viele Jahre lang seinen eigenen Laden in der Würzburger Innenstadt. Er sagt: „Wenn das Geld knapp wird, müssen alle Abstriche machen.“ Ginge es dann ans Sparen, dächte aber jeder nur an das eigene Portemonnaie – die Bauern seien da natürlich keine Ausnahme. Ob die Kürzungen die landwirtschaftlichen Betriebe wirklich so hart treffen wie behauptet, oder ob die Kürzung der Subventionen vielleicht doch gerechtfertigt sei, das könne er nicht beurteilen: „Das Thema ist sehr kompliziert, da blickt der Laie kaum noch durch.“

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Eine klare Meinung hat Bernd Breitkreuz aus Würzburg: „Der Protest der Landwirte muss die Menschen da treffen, wo es weh tut – sonst bringt es nichts.“ Ein ordentlicher Verkehrstau sei ein geringer Preis, wenn es darum geht, die Menschen wachzurütteln. „Denn wenn die Preise für Nahrungsmittel steigen, dann betrifft das jeden.“ Außerdem sei es sinnvoll, den Protest in die Innenstädte zu tragen: „Ich wohne und arbeite in Würzburg. Von blockierten Autobahnauffahrten kriege ich nichts mit.“

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