Landwirte kämpfen mit einer Groß-Demonstration in Würzburg um ihre Zukunft – „Der Streit um die Agrardiesel-Subventionen ist nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt“
Seit Tagen blockieren Landwirte mit ihren Traktoren Straßen und Autobahnen: Sie protestieren gegen die von der Bundesregierung geplante Kürzung von Agrarsubventionen. Im Mittelpunkt der Protestaktionen stehen vor allem die Pläne der Ampel-Koalition, die Steuervergünstigung für Agrardiesel schrittweise zu streichen. Den Bauern geht es aber um mehr: Sie kämpfen um die Zukunft ihrer Höfe und der gesamten Landwirtschaft in Deutschland – so auch bei einer Groß-Demonstration der Landwirte in Würzburg.
Am Mittwoch wurde Würzburg zum Zentrum der Bauernproteste: Die Landwirte fuhren mit ihren Traktoren in Konvois aus allen Himmelsrichtungen in die Stadt. Treffpunkt waren die Mainwiesen. Dort parkten bald mehrere Hundert Landmaschinen – die Landwirte zogen dann zu Fuß über die Friedensbrücke in die Stadt, vorbei am Hauptbahnhof und dann Richtung Semmelstraße. Dort statteten sie der SPD-Geschäftsstelle einen Besuch ab – mit einem gellenden Pfeifkonzert machten hier die Bauern zum ersten Mal an diesem Tag ihrem Ärger richtig Luft. In der Textorstraße, vor dem Büro der Grünen, wiederholte sich das Schauspiel: „Ihr richtet uns zugrunde“, schreit ein Landwirt. Andere skandieren „Habeck raus“ und „Die Ampel muss weg“.
„Wenn ich noch einmal das Wort ‚Rekordgewinne‘ höre, platzt mir der Kragen.“
Carolin Grapp, Landwirtin
Die Bundesregierung hat als Antwort auf die Proteste zwar angekündigt, einen Teil der geplanten Subventionskürzungen zurückzunehmen. So will die Ampel-Koalition auf die Abschaffung der Kfz-Steuerbefreiung für die Landwirtschaft verzichten. Und auch die Abschaffung der Steuerbegünstigung beim Agrardiesel soll gestreckt und statt sofort in mehreren Schritten vollzogen werden.
Landwirte: Hohe Standards, weltweite Konkurrenz
Den protestierenden Bauern reicht das aber nicht aus. Für sie ist der Streit um den Agrardiesel nur ein weiterer Knüppel, den ihnen die Politik zwischen die Beine wirft. Der Tropfen, der das Fass endlich zum Überlaufen bringt. „Die deutschen Landwirte stehen in direkter Konkurrenz mit dem europäischen Ausland und dem Weltmarkt“, erklärt Armin Zehner aus Oberschwarzach. „Gleichzeitig haben wir die höchsten Standards in ganz Europa, die auch noch ständig verschärft werden. Jetzt sollen die Fördergelder gekürzt werden – das passt nicht zusammen.“
Am liebsten, so Zehner, würden die Bauern auf alle Subventionen verzichten und mit ihrer Hände Arbeit ihr Geld verdienen. Dazu müssten aber für alle europäischen Betriebe die gleichen Bedingungen und Standards gelten. „Das ist aber leider nicht so. Die deutschen Landwirte können den höheren Aufwand auch nicht auf ihre Preise umlegen – und das ist der Grund, warum der Staat hier für einen Ausgleich sorgen muss.“
Die harte Arbeit ist „oft für die Katz“
Aber geht es den Bauern wirklich so schlecht? Haben viele Betriebe nicht im letzten Jahr ordentliche Gewinne eingefahren? „Wenn ich noch einmal das Wort ‚Rekordgewinne‘ höre, platzt mir der Kragen“, Carolin Grapp, Landwirtin aus Sulzdorf an der Lederhecke. In Wahrheit hätten es vor allem Kleinbetriebe oft schwer und bangen nicht selten um ihre Existenz. Derweil ist der Milchpreis pro Liter, der in der Spitze bei 60 Cent lag, wieder auf rund 40 Cent gefallen. Auch die Weizenpreise, die zuvor bis zu 400 Euro je Tonne erreichten, sind auf etwa 220 Euro gesunken.
„Wir wollen nur in Frieden unsere Arbeit machen und unsere heimische Bevölkerung ernähren“, sagt Heinz Thorwarth aus Fuchsstadt. „Viele wissen gar nicht, was wir für einen riesigen Aufwand für jeden einzelnen Euro betreiben müssen.“ Ramona Herrmann aus Wolkshausen bei Gaukönigshofen kann das nur bestätigen. „Wir arbeiten von früh bis spät, und am Ende kommt für unsere Milch viel zu wenig bei uns an.“ Allzu oft hat sie am Ende des Monats das Gefühl, dass die ganze schwere Arbeit „für die Katz“ gewesen ist. Zwar macht es ihr Mut, dass viele Menschen die Proteste der Bauern unterstützen.
Mehr Wertschätzung für die Arbeit, am Ende auch ein fairer Preis für die Produkte der deutschen Bauern: „Die Bevölkerung wäre so weit“, glaubt Ramona Herrmann. „Aber die Politik macht uns einen Strich durch die Rechnung.“