Würzburg gedenkt der Opfer der Messerattacke und ehrt die Helfer

Oberbürgermeister Christian Schuchardt legt zusammen mit Georg Gieß von der Firma Woolworth am Barbarossaplatz einen Kranz nieder. Foto Christian Weiß

Am 25. Juni 2021 hatte ein Mann mit einem Messer in Würzburg wahllos auf Menschen eingestochen – Kranzniederlegung für die Opfer der Messerattacke – Ehrung für Helfer mit Zivilcourage

Ein Jahr nach der Messerattacke auf dem Barbarossaplatz gedachte Würzburg den Opfern und Verletzten der Attacke. „365 Tage sind seitdem vergangen. Aber heute kommt es mir beinahe so vor, als sei die schreckliche Tat erst gestern geschehen, so tief sitzt der Schock, so lebendig sind die Erinnerungen und so intensiv die damit verbundenen Empfindungen“, erinnert Oberbürgermeister Christian Schuchardt während des ökumenischen Gedenkgottesdienstes in der Marienkapelle an die Tat.

Viele Bürgerinnen und Bürger, Vertreter der Rettungsdienste, der Sicherheitsbehörden, aber auch Opfer und Menschen, die an diesem Tag vor einem Jahr Zivilcourage gezeigt, den Täter gestellt hatten und versucht hatten, ihn von weiteren Opfern abzulenken, waren gekommen, um an diesem Tag der Opfer zu gedenken.

Zufällig am falschen Ort zur falschen Zeit

Wenige hundert Meter von der Marienkapelle entfernt hatte am 25. Juni 2021 ein Mann mit einem Messer wahllos auf arg- und wehrlose Menschen eingestochen, die zufällig als Kundinnen in einem Geschäft und als Passanten auf dem davorliegenden Barbarossaplatz waren. Drei Frauen starben, sechs Menschen wurden schwer verletzt. „Die Angehörigen der getöteten Frauen, die Partner, die Kinder, sie haben einen Verlust erlitten, der unwiederbringlich ist. Ich habe keine Worte, die Ihnen dies erleichtern können“, so Schuchardt. Die Tat sei auch ein tiefer Einschnitt in das Leben derer, die schwer verletzt wurden und noch immer unter den körperlichen und seelischen Folgen leiden.

Auch wenn er es nachvollziehen könne, dass ein solches Verbrechen Abscheu und Wut auslöse, sei es absolut inakzeptabel, wenn als Reaktion auf die Tat ganze Bevölkerungsgruppen unter Generalverdacht gestellt und attackiert werden. Schuchardt appelliert, gemeinsam den Feinden einer offenen Gesellschaft entgegenzutreten: „Lassen wir es nicht zu, dass der 25. Juni 2021 unsere Stadtgesellschaft spaltet! Stehen wir gemeinsam für unsere humanen Werte ein, verteidigen wir gemeinsam unseren Frieden und unsere Freiheit, als Würzburgerinnen und Würzburger!“

Schnelle Hilfe in einer dramatischen Situation

Schuchardt bedankte sich auch bei den Einsatzkräften von Polizei, Feuerwehr und den Rettungsdiensten, die binnen weniger Minuten zur Stelle waren. „Sie alle haben vorbildliche Arbeit geleistet. Es erfüllt mich mit großer Dankbarkeit, dass wir uns darauf verlassen können, dass uns auch in einer so dramatischen Situation unverzüglich und absolut professionell Hilfe geleistet wird.“

Angesichts dieser schrecklichen Tat sei man erschrocken, so Dekan Dr. Wenrich Slenczka in seiner Ansprache während des Gottesdienstes: „Wir waren auf diese sinnlose Tat nicht vorbereitet.“ Er verstehe, dass es schwierig sei, mit dem Täter umzugehen. „Aber Böses wird nicht mit Gleichem vergolten“, appellierte Slenczka während des Gottesdienstes, den er zusammen mit Domkapitular Stefan Gessner gestaltete.

Zivilcourage und Mitmenschlichkeit

Würzburg-Messerattacke-Gedenktag
Wurden von Oberbürgermeister Christian Schuchardt (rechts) und Bürgermeisterin Judith Jörg (links) mit der Ehrenmedaille des Oberbürgermeisters ausgezeichnet (von links): Oliver Mosinski, Husein Alsamkari, Ahmed Hirsi Mohamed, Chia Rabiei, Gabi M. und Hossein Moradi. Foto Daniel Peter

Der 25. Juni 2021 ist aber nicht nur mit Bildern der Gewalt verbunden, sondern auch mit Bildern einer beeindruckenden Zivilcourage und Mitmenschlichkeit. Deshalb zeichnet im Anschluss an die Kranzniederlegung am Barbarossaplatz Schuchardt in der Behr-Halle des Rathauses die Menschen, die bei der Attacke Zivilcourage gezeigt hatten, mit der Ehrenmedaille des Oberbürgermeisters aus. „Was diese mutigen Frauen und Männer getan haben, davor habe ich den allergrößten Respekt.

Dass sich Menschen selbst in Gefahr begeben, dass sie ihre Gesundheit aufs Spiel setzen, ja sogar ihr Leben riskieren, um andere, ihnen noch dazu völlig unbekannte Menschen zu beschützen und aus Lebensgefahr zu retten, ist höchst ungewöhnlich“, betont Schuchardt. So hat sich eine Frau schützend vor ein Mädchen gestellt und wurde dann selbst verletzt. Männer haben versucht, den Täter von weiteren potenziellen Opfern abzulenken und zu entwaffnen. Andere haben Schwerverletzten Erste Hilfe geleistet.

„Würzburg, das sind wir alle miteinander“

Verantwortungsbewusstsein füreinander, selbstlose Hilfsbereitschaft und mutige Einsatzbereitschaft – ohne diese Werte könne keine Gemeinschaft bestehen und funktionieren. „Die Frauen und Männer, die vor einem Jahr nicht weg-, sondern hingesehen haben, die nicht weggelaufen, sondern eingeschritten sind, haben diese Werte in vorbildlicher Weise in die Tat umgesetzt“, betont der Oberbürgermeister. Einheimische und Zugewanderte, Christen und Muslime – sie alle hätten gezeigt, was die Stadtgesellschaft in Würzburg ausmacht, Und sie hätten damit zugleich deutlich gemacht: „Würzburg, das sind wir alle miteinander. Unabhängig von Hautfarbe, Herkunft oder Religion.“

Als Zeichen der Anerkennung und des Dankes überreicht Schuchardt an diesem Tag Gabi M., Husein Alsamkari, Ahmed Hirsi Mohamed, Hossein Moradi, Oliver Mosinski und Chia Rabiei die Ehrenmedaille des Oberbürgermeisters. „Ich weiß: Sie selbst sehen sich nicht als Heldinnen und Helden. Aber in meinen Augen sind Sie das!“

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