Experteninterview zum Thema “Heizen ab 2024”: Raumklima Klaus Seitz Heizungsbau & Sanitär aus Gerbrunn
Derzeit heizt jeder zweite Haushalt in Deutschland mit Erdgas. Ab 2024 sollen keine neuen Erdgas- und Ölheizungen mehr eingebaut werden. An ihre Stelle träten Heizungen, die mindestens zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Wir haben Klaus Seitz von der Gerbrunner Firma Raumklima Klaus Seitz Heizungsbau & Sanitär gefragt: Wie heizen wir nach 2024? Und sind die Pläne der Bundesregierung überhaupt realistisch?
Klaus Seitz: Das ist ganz schön viel Druck dahinter, von den fossilen Brennstoffen weg zu kommen. In den vergangenen Jahren hat man versucht, ölbetriebene Heizanlagen durch Förderanreize aus den Kellern zu holen. Gasanlagen standen dagegen nicht im Fokus – das hat der Ukrainekrieg sofort geändert. Und das zeigt ein großes Problem: Meiner Meinung nach reagieren wir nur auf aktuelle Ereignisse und planen nicht nachhaltig genug für die Zukunft.
Der schnelle Umstieg auf Erneuerbare wird daher schwierig, vor allem bei Sanierungsmaßnahmen im Gebäudebestand. Hier haben wir meist statische Heizflächen, die eine höhere Betriebstemperatur und höhere Heizlast benötigen, um das Haus warm zu bekommen. Wer hier zu 65 Prozent erneuerbare Energie einsetzen will, hat momentan nicht viel Auswahl. Auch in Wohnanlagen mit Etagenheizung ist die Umsetzung in so einer kurzen Zeit problematisch. Grundsätzlich sind die Finanzierung und die Materialbeschaffung die größten Herausforderungen.
Vor allem Wärmepumpen, die Wärme aus der Luft, dem Grundwasser oder dem Erdreich nutzen, sollen in großem Stil in Wohngebäuden eingesetzt werden. Was sind die Vor- und Nachteile dieser Technik, und wann lohnt sich der Umstieg auf eine Wärmepumpe überhaupt?
Seitz: Das kommt darauf an, was „sich lohnen“ bedeutet: Eine Heizungsanlage kostet beim Einbau Geld, die Energie kostet jeden Tag. Die Effizienz und der Energieverbrauch sind wichtig: Es geht um die Belastung der Umwelt, die wir drastisch nach unten bringen müssen.
Wärmepumpenanlagen können zu 100 Prozent in Neubauten und Häusern mit kleinen Heizlasten betrieben werden. Für den Gebäudebestand reicht das meist nicht aus – hier müssen entweder die Heizflächen für die Wärmepumpenanlage angepasst werden, was einen kompletten Umbau im ganzen Gebäude und hohe Kosten verursacht. Oder es braucht eine zweite Heizanlage, die hohe Temperaturen und Heizleistung bei Bedarf bietet.
Bei der Planung muss aufgepasst werden, da Abstände wegen der Schallemission beim Außengerät eingehalten werden müssen. Außerdem muss geprüft werden, ob bei Sonde oder Erdkollektor der Platz ausreicht und die Zugänglichkeit gegeben ist.
“Viele Hausbesitzer können die Kosten nicht stemmen”
Was raten Sie einem Eigenheimbesitzer, der eine alte Gasheizung im Keller hat, die auf absehbare Zeit erneuert werden muss?
Seitz: Viele Hausbesitzer, die sanieren müssen, können ein optimal für die Zukunft ausgelegtes Heizsystem durch die hohen Umbaukosten nicht mehr stemmen. Hier sehe ich kurzfristig zwei Möglichkeiten von der Stange: einmal eine bivalente Anlage mit Wärmepumpe und Gas- oder Ölbrennwertheizung. Oder eine Holzpellets Anlage.
Was sollte die Politik aus Ihrer Sicht tun, um das Heizen von Wohnhäusern langfristig nachhaltiger und umweltfreundlicher zu gestalten?
Seitz: Ich wünsche mir, dass wir alle Möglichkeiten die wir auf den Markt haben, weiterentwickeln. Vor allem sollte nicht kurzfristig, sondern langfristig geplant werden, um die Ziele zu erreichen. Genehmigungen müssen schneller bearbeitet werden. Und wir dürfen den Baubestand in der Förderung nicht vernachlässigen – hier steckt sehr viel Einsparpotenzial drin, das umgesetzt werden muss. Nur ein Beispiel: Nutzung der Dachflächen für Solarenergie – das geht bei Neu- und Altbauten.