Unternehmen WeSort.AI GmbH hat sich gut sortiert: Gründer profitieren von erfahrenen Coaches
Heutzutage schreibt künstliche Intelligenz gerne Liebesbriefe und fälscht Promi-Fotos. Alles Schnickschnack! In Würzburg macht sich die K.I. wirklich nützlich. Indem sie blitzeschnell und ohne Personaleinsatz Müll sortiert und somit das Recycling auf ein neues Level bringt.
Die Anfänge der WeSort.AI GmbH liegen im Cube am Hubland. Im Zentrum für Digitale Innovationen Mainfranken (ZDI) gingen die Tüftler und Programmierer die ersten Schritte als Unternehmer. Nun reicht der Platz im Würfel schon nicht mehr aus. Nicht für das achtköpfige Team um die Brüder und Geschäftsführer Johannes und Nathanael Laier und vor allen Dingen nicht für die rund vier Tonnen schwere Konstruktion in Vorserienreife.
Algorithmus „fotografiert“ und sortiert
Das Herzstück der jungen Firma steht nun in den Katakomben unter der Posthalle. Die Anlage erinnert an eine Flughafengepäckkontrolle. Auch hier laufen Förderbänder und im Innern wird ebenfalls geröntgt. Doch auf den Bändern befinden sich keine Koffer und Reisetaschen, sondern kleine Müllberge, die „abfotografiert“ und mit Hilfe von künstlicher Intelligenz (KI) erkannt und sortiert werden.
Die Trefferquoten der Algorithmen werden immer genauer, schon bald sollen – ohne jeden Personaleinsatz – 90 Prozent des Mülls präzise erkannt werden, die ursprünglich in die falsche Tonne geworfen wurden. Im vergangenen Jahr gab es für diese Fortschritte den Gründerpreis Plus des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). WeSort.AI zählte zu den nur sechs Gewinnern bundesweit.
WeSort.AI GmbH: AktivSenioren helfen als Coaches
Bereits im Gründungsjahr 2021 hatte man den Würzburger StartUp-Preis erhalten und sich mit dieser Auszeichnung auch eine besondere Form der Unterstützung gesichert. Die AktivSenioren Bayern boten sich als Coaches an, um mit ihrem enormen Business-Erfahrungsschatz die Jungunternehmer schnell weiterzubringen. Und das Entwicklungstempo sollte hoch bleiben. Inzwischen hat man 2 Millionen Euro staatliche Forschungsgelder akquiriert. Die Gmbh arbeitet mit Größen wie dem Fraunhofer Entwicklungszentrum für Röntgentechnologie, dem Süddeutschen Kunststoffzentrum oder dem Umweltdienstleister Lobbe zusammen.
Nathanael Laier erklärte bei einem Treffen mit den AktivSenioren um Regionalleiter Wolfgang Bayer und den Wirtschaftsförderern von Stadt und Landkreis Würzburg, dass es aktuell darum ginge, einen ersten Partner im Bereich von Sortieranlagen zu finden, bei dem man die eigene Technik im Regelbetrieb andocken könne. Knapp 2.500 Sortieranlagen sind aktuell in Europa in Betrieb. Den Kunden könne man viele zusätzliche Sortieroptionen bieten, die alle auf KI und Deep Learning basieren. Essentiell ist ein fortlaufender Support, weil sich die Müllzusammensetzung durch neue Produkte immer wieder ändert.
Konzentriert hat man sich zunächst auf das Feld der Störstoffe. Man möchte genau die Teile aus dem Müll sortieren, die sowohl Unternehmen als auch Versicherungen große Sorgen bereiten und dem Betriebsablauf schaden. Entsprechende Patentanmeldungen sind auf dem Weg.
Sortierter Abfall als lukratives Geschäftsfeld
Beim Gespräch in der Bismarckstraße betonten auch Klaus Walther für die Stadt sowie Michael Dröse und Rico Neubert für das Landratsamt, dass sie das im ZDI gegründete Start-up gerne weiter bei Herausforderungen unterstützen wollen. Ein Problem wurde sofort benannt. Tatsächlich könnte die aktuell bezogene 150 Quadratmeter große Halle unter der großen Posthalle schnell schon wieder an ihre Grenzen stoßen. Beziehungsweise WeSort.AI würde ihre Technik der potentiellen Kundschaft gerne in einem thematisch passenderen Umfeld präsentieren. Bezüglich der genauen Anforderungen wird man sich nun weiter abstimmen.
Einig war man sich in der Runde bezüglich der enormen Potentiale im Bereich Müllsortierung. Nicht nur bezogen auf Schadstoffe in Sortieranlagen, die den Betriebsablauf stören, wo sich aktuell die jährlichen Schäden nur in Deutschland auf rund 300 bis 400 Millionen Euro addieren. Auch in Sachen Sortenreinheit und Recyclingquoten versprechen neue Technologien schnelle Amortisierungsraten. Insbesondere beim Elektroschrott steige der Druck, wertvolle Komponenten – wie beispielsweise Seltene Erden – möglichst vollständig wiederzuverwerten, auch um Abhängigkeiten von Ländern mit diesen gefragten Rohstoffen zu reduzieren.
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