Besuch in der Wärmehalle Würzburg: Die Not wächst

Sozialreferentin Dr. Hülya Düber (3. v.l.) bei ihrem Besuch in der Wärmehalle. Von links: Susanne Bergmann (Bahnhofsmission, Christophorus-Gesellschaft), Michael Lindner-Jung (Leiter der Bahnhofsmission, Christophorus-Gesellschaft), Eric Bernhard (BRK), Oliver Pilz (Kreisgeschäftsführer BRK Würzburg), Simone Bernhard-Schwarz (BRK). Foto Claudia Lother

Wärmehalle in der Posthalle Würzburg verzeichnet bis zu drei Mal so viele Besucherinnen und Besucher wie in den Jahren zuvor

Dass die soziale Not wächst, ist laut Michael Lindner-Jung inzwischen in Würzburg deutlich zu sehen. „Immer mehr Menschen schlafen in Eingängen von Geschäften“, berichtet der Leiter der Bahnhofsmission. „So etwas gab es vor einigen Jahren noch nicht.“ Dementsprechend gut besucht ist die Wärmehalle in der Posthalle am Hauptbahnhof. An manchen Tagen kommen drei Mal so viele Menschen wie im Vorjahr. Doch die meisten Besucher sind keine Obdachlose, sondern Menschen, die derzeit nur schwer über die Runden kommen.

In den letzten beiden Jahren fanden bedürftige Menschen aufgrund der Coronabeschränkungen mit ihren jeweiligen Hygienekonzepten nur noch etwa ein Drittel der Kapazitäten in den bestehenden Wärme- und Hilferäumen Wärmestube, Bahnhofsmission und Kontaktcafé vor. Als Ausweichquartier wurde die Wärmehalle gegründet. In diesem Winter besteht die Wärmehalle weiter.

„Aufgrund von Corona haben wir das Konzept der Wärmehalle entwickelt, da es keine Möglichkeit gab, sich ohne Konsumzwang irgendwo aufhalten zu können. Heute zeigt sich, dass solche Strukturen auch außerhalb großer Krisen gebraucht werden“, stellt Sozialreferentin Dr. Hülya Düber fest, die gemeinsam mit Vertretern der Träger und Betreiber, BRK und Bahnhofsmission die Wärmehalle bei klirrender Kälte draußen besuchte.

Unterschlupf für ein paar Stunden

Auch an diesem Tag war die Wärmehalle gut besucht. Gegenüber dem Vorjahr haben sich die Besucherzahlen verdoppelt, an manchen Tagen gar verdreifacht. Durchschnittlich zählt die Wärmehalle 77 Gäste pro Tag. Gegen Ende des Monats, ab dem 20., wenn das Geld knapp wird, sind es mehr.

Allein im Januar bot die Wärmehalle mehr als 1.300 Personen ein paar Stunden Unterschlupf und die Möglichkeit zu sozialen Kontakten, wenn gewünscht. Es wurden etwa 3.000 mit Wurst und Käse belegte Brote sowie weitere Lebensmittel- und Sachspenden an die Besucher abgegeben, täglich bis zu 30 Liter Suppe.

Manche Menschen bleiben während der gesamten Öffnungszeit da und profitieren nicht nur warmen Lebensmitteln, belegten Broten und Kaffee, sondern auch von der Möglichkeit, sich zwanglos aufhalten zu können. Immer häufiger suchen sie den Kontakt zu anderen, sind dankbar, wenn sie ihre Nöte teilen oder sitzen gemeinsam an einem Gesellschaftsspiel.

Einsamkeit und finanzielle Not

Die Nöte der Besucherinnen und Besucher haben sich im Vergleich zu den beiden Coronawintern verändert, teilweise neue, vielfältige Probleme bestimmen ihr Leben wie die hohen Energiepreise und die Inflation. Besucherinnen und Besucher sind weniger Obdachlose, sondern eher Menschen, die derzeit nur schwer finanziell über die Runden kommen. Sie berichten von Einsamkeit, Obdachlosigkeit, finanziellen Notlagen, sowie Problemen in Zusammenhang mit Flucht und Vertreibung.

„Ich komme gern, ich fühle mich hier wohl und die Mitarbeiter sind sehr freundlich. Es gibt hier keine Unterschiede“, sagt eine Besucherin. Neben der Möglichkeit, sich aufzuwärmen, bietet die Wärmehalle auch psychische Wärme mit dem Angebot der Ansprache in einem geschützten Raum in zurückhaltender Atmosphäre. „Unsere Besucher erleben die Gemeinschaft und die wohltuende Wärme dieser Einrichtung als wertvoll. Sie sind dankbar dafür, hier für einige Stunden verweilen zu dürfen“, so die Verantwortlichen der Wärmehalle von Bahnhofsmission und BRK.

Eric Bernhard (BRK) und Susanne Bergmann (Bahnhofsmission, Christophorus-Gesellschaft) vom Leitungsteam sind dankbar für die bisher gemachten Erfahrungen und die vielen Ehrenamtlichen, die sich engagiert täglich mit Herz und Hand einbringen, damit sich die Besucherinnen und Besucher wohl und umsorgt fühlen.

Wärmehalle in Würzburg ist „ein echtes Gemeinschaftsprojekt“

Unterstützt wird die Wärmehalle von vielen Spendern, auch von Firmen wie Garmin, Kaffee Karl, den Würzburger Milchwerken GmbH, Unternehmen der Lactalis Gruppe, dem Dallenberg Supporters Club und immer wieder Besuchern, die den Gästen selbstgebackenen Kuchen und andere Sachspenden vorbeibringen. „So gesehen ist die Wärmehalle in Würzburg auch ein echtes Gemeinschaftsprojekt von Bürgerinnen und Bürgern, denen Menschen in Not am Herzen liegen“, stellt die Sozialreferentin erfreut fest.

Die Wärmehalle in der Posthalle ist noch geöffnet bis 31. März montags bis freitags zwischen 11 und 15 Uhr und benötigt aufgrund des großen Zulaufs weitere Spenden.

Spendenkonto: Sparkasse Mainfranken Würzburg, IBAN DE29 7905 0000 0000 0026 26, Verwendungszweck: Wärmehalle.

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