Sebastian Zimmer vom Technischen Hilfswerk, Ortsverband Würzburg im Interview: Warum sich ein Engagement beim THW lohnt
Das Technische Hilfswerk (THW) ist eine Behörde, welche im Auftrag der Bundesregierung humanitäre Hilfe in der ganzen Welt leistet. Sie sind unter anderem nach Unglücken und Naturkatastrophen wie Erdbeben oder Unwettern zur Stelle. Auch in Würzburg unterhält das THW einen Ortsverband.
Deutschlandweit hat das THW rund 2.000 hauptamtliche und 80.000 ehrenamtliche Mittarbeiter. Mit beträchtlichen 12.000 ehrenamtlich tätigen Frauen hat das THW ebenfalls eine Frauenquote, die sich sehen lassen kann.
Der Ortsverband (OV) Würzburg umfasst 60 aktive Helfer und 15 Mitglieder der THW-Jugend. Unterteilt ist das technische Hilfswerk in 668 Ortsverbände. Mit ihren verschiedenen Fachgruppen wie Ortung, Räumen, schwere Bergung und vielen mehr ist für jeden etwas dabei.
Sebastian Zimmer ist beim THW im OV Würzburg als Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit tätig und gibt den wob-Lesern einen Einblick.
Das Gespräch führte Dyana Rehehäuser
Welche Eigenschaften sollte ich mitbringen, um beim THW mitzuarbeiten?
Sebastian Zimmer: „Man sollte gerne im Team arbeiten und Lust haben, auch mal über seine Grenzen hinaus zu gehen. Die Einsätze sind nicht immer einfach und können auch mal belastend sein. Ein bisschen technisches Verständnis ist auch wichtig.“
Wie viel Zeit sollte ich für die ehrenamtliche Tätigkeit einplanen? Ist es auch möglich, für wenige Stunden im Monat mitzuhelfen?
Zimmer: „Die Grundausbildung umfasst 96 Stunden und wird in der Regel in einem Jahr durchgeführt. Um bestens ausgebildet zu sein, sollte man hier rund 120 Stunden im Jahr investieren. Wir wünschen uns, dass man mindestens einen Dienstag im Monat da ist für die Ganztagsausbildung, die mit elf Stunden im Monat verrechnet wird.“
Was ist Ihrer Meinung nach das Wertvollste, das Sie für Ihre Arbeit zurückbekommen?
Zimmer: „Ich bin beispielsweise bei einer Auslandseinheit – und wenn wir das Wasser nach einer Hochflut abpumpen und die Anwohner kommen, um sich zu bedanken und das Gespräch suchen, ist das für mich und meine Kollegen das Wertvollste. Das gilt aber ganz allgemein für alles, was wir beim THW kennenlernen und für die Erfahrungen, die wir mitnehmen dürfen.“
Was ist der Unterschied zwischen dem THW und der Feuerwehr?
Zimmer: „Der grundlegende Unterschied ist, dass das THW bundesweit organisiert ist und wir bundesweit die gleiche Struktur und Ausbildung haben. Jeder Helfer, der hier im Dienst war, kann sofort bei einem anderen OV in der gleichen Fachgruppe weiter machen. Bei der Feuerwehr ist man von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich organisiert und der Geldgeber ist nicht wie bei uns der Bund, sondern die Kommune.
Die Hauptaufgabe der Feuerwehr ist technische Hilfeleistung im Verkehr und Brandbekämpfung, unsere Kernkompetenz liegt in der schweren Bergung oder bei der Hilfe in Großschadenslagen, um die Feuerwehr zu unterstützen. Wenn es sich um keinen größerer Einsatz wie im Ahrtal handelt, ist auch immer die Feuerwehr vor Ort. Wenn sie dann beim Personal oder den Maschinen ans Limit kommt, holt sie uns dazu.“
Wie sehen die Karrieremöglichkeiten beim THW aus?
Zimmer: „Da gibt es zum Beispiel den Ausbildungsbeauftragten, der einen Ausbilderschein machen kann, der von der IHK anerkannt wird. Wir bilden auch weitere Ausbildungen an, die in der freien Marktwirtschaft anerkannt werden. Wir haben außerdem einen riesigen Fuhrpark und bezahlen den entsprechenden Führerschein, wenn wir engagierte Helfer haben, die uns längere Zeit erhalten bleiben.“
Wieso würden Sie anderen empfehlen, beim THW mitzumachen?
Zimmer: „Du kannst dich beim THW in allen möglichen Positionen ehrenamtlich verwirklichen, auch hier am Standort. Einer hat Lust zu kochen – wir haben eine Küche. Wir haben auch ein Mediateam – wenn jemand fotografieren, Berichte schreiben oder die Homepage pflegen will, ist er uns willkommen. Wer in die Führung einsteigen und Gruppenleiter beim THW werden möchte, muss keine Führungstätigkeit in der Wirtschaft haben – das lernt man alles bei uns in den Lehrgängen. Das finde ich das Tolle: Jeder, der hier eine Grundausbildung gemacht hat, kann mit viel Eigeninitiative etwas erreichen. Viele, die hier klein angefangen haben, setzen jetzt die Standards.“