Zusammen mit über 50 Trägern und Verbänden der Sozialwirtschaft fordert auch die Würzburger Blindeninstitutsstiftung eine politische Kehrtwende: Unter dem Motto „Mehr-wert-als-ein-Danke“ setzen sich die Beteiligten für bessere Arbeitsbedingungen, gerechten Lohn und mehr Wertschätzung für Pflege-, Fach- und Hilfskräfte ein – nicht nur während der Corona-Krise, sondern dauerhaft. Bis 1. Juni 2020 wollen sie in einer an den Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages gerichteten Aktion 50.000 Unterschriften sammeln.
Aktuell erhalten Krankenschwestern, Ärztinnen und Ärzte, Altenpfleger/-innen, Sozialarbeiter/-innen, Heilerziehungspfleger/-innen, Heilpädagoginnen und Heilpädagogen sowie viele andere Berufsgruppen sehr viel gesellschaftliche Anerkennung. Der einmalige Pflegebonus ist beschlossen und Menschen klatschen für die Hilfe, die Fachkräfte leisten. Pflegeheime und Krankenhäuser erhalten Geld- und Sachspenden.
„Auch in der Blindeninstitutsstiftung haben wir in den letzten Wochen viel Solidarität aus der Bevölkerung erfahren und sogar Unterstützung bei der Beschaffung von Schutzmasken erhalten – dafür sind wir sehr dankbar!“, sagt Stiftungsvorstand Dr. Marco Bambach.
„Gesundheits- und Pflegesystem oft unterfinanziert“
Die Fachkräfte der Pflege und Behindertenhilfe sind für alle diejenigen da, die durch die Corona-Pandemie besonders betroffen und bedroht sind. Das gilt auch für die rund 2.500 Beschäftigten der Blindeninstitutsstiftung in Bayern und Thüringen. Denn aufgrund ihrer gesundheitlichen Vorbelastungen zählen viele der behinderten Menschen, die eines der Wohn- und Unterstützungsangebote der Blindeninstitutsstiftung in Würzburg, München, Regensburg, Rückersdorf bei Nürnberg und in Schmalkalden in Thüringen nutzen, zur besonders gefährdeten Risikogruppe.
Allerdings zeige die Krise auch, dass unser Gesundheits-, Pflege- und Sozialsystem in vielen Bereichen unterfinanziert ist und es an ausreichend Arbeits- und Fachkräften mangelt, so die Blindeninstitutsstiftung. Über die Konkurse und Schließungen von kleineren Krankenhäusern wurde bereits vor der Corona-Pandemie diskutiert. Auch die geringe Bezahlung von Pflegekräften sei schon lange ein bekanntes Problem. Geändert habe sich bislang kaum etwas.
Bessere Arbeitsbedingungen und gerechter Lohn
„Zusammen mit rund 50 Trägern und Verbänden aus ganz Deutschland fordern wir deshalb jetzt eine politische Kehrtwende“, unterstreicht Dr. Marco Bambach das Anliegen der Aktion „Mehr-wert-als-ein-Danke“, die die Stiftung St. Franziskus Heiligenbronn initiiert hat. Eine aktuelle Übersicht aller beteiligten Organisationen ist auf der Webseite www.mehr-wert-als-ein-danke.de zu finden.
Konkret fordern die Sozialunternehmen eine an die erforderlichen Rahmenbedingungen angepasste Personalausstattung, damit mehr Zeit für und mit den pflegebedürftigen oder behinderten Menschen bleibt.
Zu verbesserten Rahmenbedingungen gehören zudem die deutliche Anhebung des Mindestlohns sowie eine Tarifbindung in der gesamten Sozialwirtschaft, mehr Wettbewerb um gute Ideen und Qualität in der Facharbeit sowie die Stärkung der Aus-, Fort- und Weiterbildung.
Der Wert des Arbeitens für und mit Menschen müsse generell in Politik und Gesellschaft nachhaltiger verankert werden, fordern die Unternehmen. Teilhabe, Inklusion, Solidarität und Gesundheit sind im Grundgesetz verankerte und nicht verhandelbare Werte.
Information zur Petition
Die Petition ist unter www.mehr-wert-als-ein-danke.de noch bis Montag, 1. Juni 2020, online gestellt. Jede Person kann die darin aufgeführten Anliegen mit seiner Unterschrift unterstützen und die Petition per E-Mail, Twitter, Facebook und WhatsApp weiterverbreiten. Weitere Unternehmen und Verbände aus der Sozialwirtschaft können sich darüber hinaus an der Petition beteiligen.