wob-Fahrbericht: Der Kia Ceed 1.6 CRDi 48V iMT verbindet 48-Volt-Mildhybridsystem und Getriebe mit elektronisch gesteuerter Kupplung
Sogenanntes Segeln mit dem Auto fand bislang in erster Linie in der Oberklasse statt und dann auch nur in Verbindung mit Automatikgetriebe: Mit dem neuen Kia Ceed 1.6 CRDi 48V ist diese Art der Fortbewegung nun auch im Kompaktwagensegment möglich, wobei die Koreaner weltweit erstmals das 48-Volt-Mildhybridsystem mit einem Handschaltgetriebe mit elektronisch gesteuerter Kupplung kombiniert haben.
von unserem wob-Autoexperten Thomas G. Zügner
Zunächst profitieren von dieser neuen Technologie die 1,6-Liter-Dieselmotoren in der fünftürigen Kompaktlimousine Ceed, im Kombi Ceed Sportswagon, im Crossover-Modell XCeed (alle mit 115 und mit 136 PS) sowie im Shooting Brake ProCeed (nur mit 136 PS). Im Rahmen eines Facelifts werden Ende September/Anfang Oktober beim Kleinwagen Rio und Anfang/Mitte Oktober beim kleinen Crossover Stonic erstmals auch Mildhybrid-Benziner mit dieser Technik zu haben sein. In beiden Fällen handelt es sich um den 1,0 Liter großen Turbo-Dreizylinder mit Direkteinspritzung, der 120 PS leistet.
Das Kürzel iMT steht für „intelligent Manual Transmission“. Dahinter verbirgt sich ein Sechsgang-Schaltgetriebe mit elektronisch gesteuerter Kupplung, die in den Mildhybrid-Antriebsstrang integriert ist. Diese ist in der Lage, den Motor in bestimmten Situationen vom Getriebe zu trennen, sobald der Fahrer den Gasfuß lupft. Mit abgeschaltetem Verbrenner, eingelegtem Gang und geöffneter Kupplung „segelt“ der Wagen, ohne dass dabei dem Tank Kraftstoff entnommen wird. Werden Gas oder Bremse betätigt oder eine andere Fahrstufe eingelegt, nimmt der Motor seine Tätigkeit wieder auf. Startergenerator und 48-Volt-Batterie sorgen beim Neustart für die optimale Drehzahl.
Was macht das Segelschiff im Display?
Der Fahrer selbst braucht sich bei der neuen Technologie in keiner Weise umstellen. Manuelle Eingriffe sind nicht erforderlich, sieht man einmal davon ab, dass der Wagen im Eco-Modus bewegt werden muss, weil es schließlich darum geht, Sprit zu sparen. Das Fahrgefühl bleibt ebenso erhalten wie der Druckpunkt der Kupplung, wie eine erste Proberunde zeigte. Neu ist dagegen eine dezente Anzeige in den Armaturen, sobald die elektronischen Heinzelmännchen eingreifen: Der Schriftzug Segelmodus sowie ein kleines Segelschiff weisen darauf hin, dass der im slowakischen Zilina gebaute Ceed „auf Segeltörn“ ist.
Dass sich die Kia-Ingenieure überhaupt die Mühe machten und die automobile Segel-Technologie durch einen elektrifizierten Zugriff auf die Kupplung ermöglichten, ist der Tatsache geschuldet, dass nach Ausführung von Dr. Michael Winkler, dem Leiter Antriebsstrang im Kia-Entwicklungs- und Technologiezentrum Rüsselsheim, der Anteil der Fahrzeuge mit Handschalter in Europa bei stattlichen 50 Prozent liegt. Damit bleibt diese Technologie der Elektrifizierung nicht nur Besitzern von Fahrzeugen mit Automatik- oder Doppelkupplungsgetrieben vorbehalten.
„Im Zertifizierungsprozess“, so Dr. Michael Winkler, kann das intelligente Schaltgetriebe seine Vorteile bei der Kraftstoffersparnis nicht ausspielen, weil der genormte Messzyklus darauf nicht ausgerichtet ist. Hier beläuft sich der Minderverbrauch durch 48 Volt und iMT auf vier Prozent. In der Praxis kann die Einsparung laut Antriebsstrang-Chef bei bis zu zehn Prozent liegen. Mit 3,8 Litern Diesel auf 100 km liegt der NEFZ-Normverbrauch beim Ceed gerade einmal um 0,1 Liter niedriger als beim Vorgänger ohne 48 Volt und iMT, der noch rund 900 Euro weniger kostete. Die Testrunde schloss die Kompakt-Limousine laut Bordcomputer mit exakt 5,0 Litern ab. Thomas G. Zügner
Kia Ceed 1.6 CRDi 48V iMT
- Motoren: Diesel: 1,6-Liter mit 115 und 136 PS
- Antrieb: Vorderrad
- Länge/Breite/Höhe: 4310/1800/1447 mm
- Fahrleistungen (136 PS): 0 bis 100 km/h: 10,2 sec.; Vmax: 200 km/h
- NEFZ-Normverbrauch (136 PS): 3,8 Liter Diesel/100 km
- Preise: ab 21.923,03 Euro