Vielen Menschen ist unwohl bei dem Gedanken, Erste Hilfe leisten zu müssen, weil sie Angst haben, etwas falsch zu machen. „Dabei kann nur derjenige etwas falsch machen, der gar nichts tut“, betont Günther Clement, Erste-Hilfe-Trainer der Johanniter in Würzburg.
Die fünf wichtigsten Verhaltensregeln bei einem Notfall
1. Überblick verschaffen. Um die Situation einschätzen zu können, sollten Sie sich zunächst einen Überblick verschaffen: Was ist passiert? Ist jemand verletzt? Wenn ja, wie viele Verletzte gibt es? Sind diese ansprechbar? Sind schon andere Helfer aktiv?
2. Sich selbst und andere schützen. Dies spielt insbesondere bei Unfällen im Straßenverkehr eine wichtige Rolle. Schalten Sie Ihr Warnblinklicht ein und fahren Sie langsam an die Unfallstelle heran. Parken Sie Ihr Fahrzeug mit ausreichendem Abstand und stellen Sie Ihr Warndreieck auf. Laufen Sie auf dem Weg zur Unfallstelle, wenn möglich, hinter der Leitplanke. Stellen Sie dann die Zündung des Unfallwagens ab. Achten Sie auf Anzeichen eines Brandes.
3. Retten aus dem Gefahrenbereich. Droht dem Verunfallten eine Gefahr, z. B. durch Feuer oder Rauch, sollten Sie den Betroffenen mit Hilfe des sogenannten Rautek-Rettungsgriffes aus dem Gefahrenbereich bringen. Greifen Sie dazu mit beiden Händen von hinten unter seinen Achseln durch und umfassen Sie einen möglichst unverletzten Arm mit beiden Händen.
4. Notruf absetzen. Alarmieren Sie den Rettungsdienst unter der Rufnummer 112. Wenn sich jemand in der Leitstelle meldet, konzentrieren Sie sich darauf, die folgenden W-Fragen zu beantworten: Wo hat sich der der Notfall ereignet? Was ist passiert? Wie viele Verletzte gibt es? Welcher Art sind die Verletzungen? Wichtig: Nicht auflegen, sondern auf Rückfragen warten!
5. Erste Hilfe leisten. Prüfen Sie, ob die verletzte Person bei Bewusstsein ist und ob sie normal atmet. Ist der Betroffene ohne Bewusstsein, die Atmung aber normal, bringen Sie ihn in die stabile Seitenlage. Atmet der Betroffene nicht oder ungleichmäßig, muss umgehend mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung begonnen werden. Am wichtigsten ist dabei die konsequent und möglichst lückenlos durchgeführte Herzdruckmassage – 100 bis 120 Mal pro Minute. Setzen Sie die Wiederbelebung fort, bis der Rettungsdienst eintrifft. Wechseln Sie sich ggf. mit anderen Helfern ab.
Erste Hilfe und Corona
Gerade in der aktuellen Zeit sind viele Menschen besorgt um ihre eigene Gesundheit und wollen sich selbst schützen. Aber wie kann man bei einem Notfall helfen, ohne sich selbst unnötig zu gefährden und eine Ansteckung mit Covid-19 zu riskieren?
„Grundsätzlich gilt: Einen Notruf abzusetzen und die Unfallstelle abzusichern, ist das Minimum im Notfall. Das gilt genauso während der Corona-Pandemie“, sagt Erste-Hilfe-Experte Günther Clement.
Was Sie außerdem beachten sollten:
• Ist der Verletzte an Corona erkrankt oder der Ersthelfer ist sich unsicher, kann auf eine Beatmung verzichtet werden. Um das Risiko einer Tröpfcheninfektion zu minimieren, können Sie das Gesicht des Betroffenen mit einem Tuch oder einem Kleidungsstück abdecken.
• Gehören Sie selbst zu einer Corona-Risikogruppe, sollten Sie andere Personen auffordern, Erste Hilfe zu leisten. Ist niemand in der Nähe, versuchen Sie, so gut es geht und mit angemessenen Sicherheitsabstand zu helfen.
Die wichtigsten Handgriffe der Ersten Hilfe lernt man am besten in einem Erste-Hilfe-Kurs. Damit diese im Notfall ohne langes Nachdenken abgerufen werden können, raten die Johanniter, die eigenen Erste-Hilfe-Kenntnisse regelmäßig aufzufrischen – am besten alle zwei Jahre.
Ein Erste-Hilfe-Kurs dauert ca. acht Stunden und kostet 60 Euro. Neben dem Basiskurs bieten die Johanniter in Würzburg weitere Module an, wie etwa „Erste Hilfe am Kind“. Hier geht es zur Online-Kursbuchung: https://www.johanniter.de/kurse/.
Weitere wichtige Infos und Erklär-Videos zu verschiedenen Erste-Hilfe-Themen finden Sie unter www.johanniter.de/corona-erste-hilfe.