Als „Geburtshelferin des Museums im Kulturspeicher“ hat Bürgermeister Martin Heilig die langjährige Museumsdirektorin Dr. Marlene Lauter bei ihrer Abschiedsfeier gewürdigt. 18 Jahre später sei das Museum erwachsen geworden, so Heilig. Lauter gibt die umfangreiche Aufgabe in die Hände ihrer Nachfolgerin Luise Heese.
Eigentlich war zu diesem Anlass bereits im September eine Feierlichkeit mit 100 Gästen und musikalischer Untermalung geplant gewesen. Aufgrund der aktuellen Lage fand die Verabschiedung nun im kleinen Kreis mit Vertretern der Stadt und Mitarbeiter des Museums statt. Die Redner fanden persönliche Worte und würdigten so das leidenschaftliche Engagement der Kunsthistorikerin, die 1991 als stellvertretende Leiterin der städtischen Galerie nach Würzburg kam und später einen maßgeblichen Beitrag zur Entstehung des Museums im Kulturspeicher leistete.
„Menschen in dieser Stadt für Kunst begeistert“
Kulturreferent Achim Könneke nannte in seiner Rede eine imaginäre Gästeliste mit Personen der weit über Würzburg hinaus reichenden Kulturszene, die unter anderen Umständen der Feierstunde beigewohnt hätten. „Wenngleich diese Menschen heute nicht alle vor Ort sein können, zeigt es doch, wie sehr Sie in der Szene verankert sind“, sagte der Kulturreferent. Marlene Lauter habe es stets verstanden, das Museum Kulturspeicher als offenes Haus zu präsentieren und bewiesen: Auch ein Museum könnte ein „dritter Ort“ sein. „Sie haben es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen in dieser Stadt für Kunst zu begeistern“, so Könneke.
Dauerleihgabe als Zündfunke
Den Anlass zur Schaffung des Museums hatte die Dauerleihgabe des Berliner Sammlers Peter C. Ruppert gegeben. Diese Privatsammlung mit Kunstwerken der konkreten Kunst ist seit der Eröffnung im Jahr 2002, ebenso wie die städtische Sammlung, als Dauerausstellung zu sehen.
Daneben organisierte Marlene Lauter während ihrer Tätigkeit als Museumsdirektorin über 80 Sonderausstellungen und sorgte so dafür, dass die 3500 Quadratmeter stets mit abwechslungsreichen Kunstwerken bestückt waren. Gewürdigt wurde dieser Einsatz bereits 2005, als der Kulturspeicher mit dem Bayerischen Museumspreis ausgezeichnet wurde.
Der Kulturspeicher sei dank der Leidenschaft und Expertise von Marlene Lauter ein Museum mit Strahlkraft, sagte Bürgermeister Heilig. Außerdem könne man bei Lauter „Sehen lernen“, wenn man das Glück hätte eine Führung mit ihr zu erleben, so Heilig weiter. „Als studierte Pädagogin war die Kunstvermittlung ihr immer ein besonderes Anliegen, sie wurde und wird in diesem von ihr geleiteten Haus groß geschrieben.“
„Die Frau wusste, wovon sie redet“
Das unterstrich auch die stellvertretende Museumsdirektorin Henrike Holsing, die in ihrer Ansprache eine Anekdote vom ersten Aufeinandertreffen erzählte. Damals hätte sie sich selbst die Ausstellung angesehen und Lauter bei einer Führung beobachtet, ohne zu wissen, dass es sich dabei um ihre künftige Chefin handelte. „Die Frau wusste ohne Zweifel, wovon sie redet und hatte Liebe und Leidenschaft für die Kunstvermittlung“, sagt Holsing bewundernd. Diese Energie, ebenso wie die charakteristische Ausdrucksweise, mit ihren „Mercis“ und „Chapeaus“, werde ihr und ihren Kollegen fehlen.
Auch der Vorsitzende des Freundeskreises des Museums, Bernd Schmidtchen, richtete einige wertschätzende Worte an die scheidende Direktorin, die bereits im September zum Ehrenmitglied ernannt worden war. Dr. Lauter selbst sagte, sie sei sprachlos und dankbar für den „wunderbaren Rückblick“. Etwas Wehmut schwinge bei diesem Abschied mit, gab sie zu. Eigentlich hätte sie sich vorgenommen, in der freien Zeit viele Museen und Ausstellungen zu besuchen – das ist aufgrund des „Lockdown lights“ vorerst nicht möglich.
Text: Anna Pia Möller