1.380 Arbeitsplätze beim Zulieferbetrieb Brose in Würzburg in Gefahr – Interview: Mitarbeiter zwischen Verzweiflung und Hoffnung
Alarmstimmung bei Brose in Würzburg: IG Metall und Betriebsrat befürchten die Schließung des Standorts. 1.380 Arbeitsplätze stehen auf dem Spiel. wob hat nachgefragt: Wie geht es den Mitarbeitern nach der Schock-Nachricht?
Bereits im Dezember hatte der fränkische Autozulieferer Brose Sparmaßnahmen angekündigt. Auf seiner Webseite teilt Brose mit, das Unternehmen habe die gesteckten Ziele im vergangenen Jahr nicht erreichen können: „Die fehlende Auslastung der Produktion und steigende Kosten belasten das Ergebnis.“ Gleichzeitig hätten sich laut Brose in den letzten zehn Jahren die indirekten Personalkosten massiv erhöht.
Die mögliche Schließung des Brose-Standorts sorgt für Frust bei der Belegschaft und ihren Vertretern. Oberbürgermeister Christian Schuchardt erklärte: „Der Verlust eines der größten gewerblichen Arbeitgeber Würzburgs mit annähernd 1.400 Arbeitsplätzen würde Würzburg hart treffen.“
Am Samstag, 15. Februar haben rund 2.500 Menschen in Würzburg gegen die geplante Schließung des Brose-Standorts demonstriert. Die Beschäftigten, ihre Familien und zahlreiche Unterstützer versammelten sich am Hauptbahnhof und zogen mit Trillerpfeifen, Trommeln und Plakaten durch die Innenstadt zum Unteren Markt. Die Forderung: Der Standort und die Arbeitsplätze müssen erhalten bleiben.
Standort-Aus „war für uns unvorstellbar“
Nach der Demonstration sprach wob – Würzburgs Wochenzeitung mit Isabel Zeulner. Die Sales Account Managerin arbeitet seit 2008 bei Brose.
wob: Was war das für ein Gefühl, als die Belegschaft von der möglichen Schließung der Würzburger Niederlassung erfahren hat? Kam die Nachricht aus heiterem Himmel, oder lag schon etwas in der Luft?
Isabel Zeulner: Wir wissen natürlich, dass es der Automobilindustrie im Allgemeinen nicht gut geht und viele Unternehmen mögliche Einsparpotentiale prüfen müssen. Keiner von uns konnte sich jedoch bis zur Information einer möglichen Schließung vorstellen, dass Brose tatsächlich prüft, den Standort Würzburg aufzugeben. Wir sind alle sehr betroffen und verunsichert. Viele von uns möchten an diesem Standort irgendwann in Rente gehen. Der Standort ist ein Stück unsere zweite Heimat, an denen wir auch enge Freundschaften geknüpft haben. Es steht für uns viel mehr als „nur“ ein Arbeitsplatz auf dem Spiel.

Würzburg ist mit Arbeitsplätzen in der Industrie nicht gerade reich gesegnet. Welche Konsequenzen hätte die Schließung für die Belegschaft?
Zeulner: Viele von uns, egal ob im Geschäftsbereich oder im Werk, sind schon sehr lange am Standort. Jeder einzelne von uns arbeitet gerne und mit viel Engagement für die Firma Brose. Für die gesamte Belegschaft am Standort würde eine Schließung vor allem erst einmal Zukunftsängste und der Verlust eines Arbeitsplatzes bedeuten, an dem wir uns alle jeden Tag gerne einfinden, unser Knowhow an unsere Kunden, aber auch an die vielen Schwesternwerke von Brose auf der ganzen Welt weitergeben.
Nach Gesprächen mit verschiedenen Kollegen ist deutlich geworden, dass den meisten ziemlich hart bewusst geworden ist, dass mit einer Schließung des Standortes aufgenommene Kredite für das Eigenheim, die sehr hohen Lebenshaltungskosten oder die geplanten Urlaube mit den Kindern nicht mehr zu stemmen sind. Und aktuell ist es wohl eher undenkbar, für die komplette Belegschaft neue Jobs in unserer Region zu finden.
Zur Demo der Brose-Mitarbeiter am Samstag kamen 2.500 Menschen. Oberbürgermeister Christian Schuchardt hat die Unterstützung der Stadt zugesichert. Gibt es Hoffnung, dass die Schließung noch verhindert werden kann?
Zeulner: Wer nicht kämpft, hat schon verloren. Diesen Spruch haben wir am Samstag oft auf der Demo lesen dürfen. Wir sind sehr überwältigt, dass uns so viele Menschen privat und auch aus der Politik begleitet haben. Ich bin davon überzeugt, dass es Hoffnung gibt. Wir sind und waren schon immer bereit, alles zu geben und werden das auch weiterhin tun. Wir hoffen, dass nun viele Gespräche mit den möglichen Entscheidern stattfinden werden und wir die Chance bekommen zu zeigen, dass wir ein wichtiger und richtiger Bestandteil der Firma Brose sind.