Würzburger Kaufhof vor dem Aus

Foto Karl-Josef Hildenbrand (dpa)

„Schwerer Schlag für die Würzburger Innenstadt“ – Was kommt nach dem Tag X  – Gibt es noch Hoffnung für den Würzburger Kaufhof?

Der finanziell angeschlagene Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof schließt 16 seiner 92 Filialen zum 31. August dieses Jahres, drei davon in Bayern. Betroffen ist auch der Würzburger Kaufhof in der Schönbornstraße. Zuvor hatte der Warenhauskonzern Insolvenz angemeldet – zum dritten Mal innerhalb von dreieinhalb Jahren.

Als Grund für die schwierige Lage nannte Galeria-Chef Olivier Van den Bossche damals unter anderem die Insolvenzen der Signa-Gruppe des bisherigen Eigentümers René Benko. Deren Schieflage hatte unmittelbare Auswirkungen: So waren zugesagte Finanzmittel für die Sanierung der Warenhauskette im Zuge der letzten Insolvenz von Benko nicht mehr geflossen.

Miete in der Schönbornstraße ist zu hoch

Verantwortlich für die Schließung des Würzburger Warenhauses sind laut Galeria allerdings nicht etwa schlechte Umsätze, sondern die zu hohe Miete. Wie der Galeria-Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus erklärte, dürfen die Mietzahlungen in Zukunft nicht mehr als 11 Prozent des Umsatzes betragen. In Würzburg müssen für die Miete nach Informationen der wob-Redaktion allerdings 18 Prozent des Umsatzes aufgewendet werden. Pikant: Der Vermieter ist ebenfalls eine Tochtergesellschaft der insolventen Signa-Gruppe.

Die Gewerkschaft ver.di kritisierte die angekündigten Schließungen. „Jeder Standort, der geschlossen wird, führt zu einer weiteren Verödung unserer Innenstädte“, sagte ver.di-Vorstandsmitglied Silke Zimmer der Tagesschau. Zimmer prangerte zudem ein unmoralisches Verhalten der bisherigen Eigentümer an: „Das, was die Beschäftigten auszuhalten haben, geht weit über das Maß des Erträglichen hinaus.“ Es entstehe wieder einmal der Eindruck, dass die Beschäftigten zum Spielball eines Mietpokers werden.

„Angestellte dürften schnell einen neuen Job finden“

Der Würzburger Oberbürgermeister Christian Schuchardt sprach von „einem schweren Schlag für die Würzburger Innenstadt.“ Die Schließung des Würzburger Kaufhauses kam überraschend: Noch vor wenigen Tagen hatte der Leiter der Würzburger Galeria-Kaufhaus-Filiale, André Tworowski, Spekulationen über eine Schließung seines Hauses von sich gewiesen. „Wir sind ein erfolgreiches Haus, die Kennzahlen passen“, sagte er dem Bayerischen Rundfunk. Umso größer war der Schock für die Mitarbeiter, die nach dem Kaufhof-Aus in einer Transfergesellschaft aufgefangen werden sollen. Diese Gesellschaft soll unter anderem Kontakte zu anderen Arbeitgebern in der Region vermitteln. 

Nach Einschätzung des Online-Stellenportals Indeed sind die Jobaussichten für gekündigte Beschäftigte nicht schlecht. „Die betroffenen Angestellten aus dem Einzelhandel dürften voraussichtlich schnell einen neuen Job finden“, denn die Nachfrage nach Arbeitnehmern aus dieser Berufsgruppe sei aktuell trotz der schwierigen wirtschaftlichen Lage Deutschlands vergleichsweise hoch, sagte Arbeitsmarktexpertin Annina Hering von Indeed der Zeitung „Welt“.

Hoffnung noch nicht aufgeben

Trotz allem wollen manche die Hoffnung auf einen Fortbestand des Würzburger Kaufhof noch nicht aufgeben: Im vorherigen, im Mai 2023 aufgehobenen Insolvenzverfahren waren am Ende nicht 52 der ehemals 129 Standorte geschlossen worden, sondern lediglich 37. Außerdem will OB Schuchardt das Gespräch mit dem Vermieter suchen. „Denn eins ist auch sicher: Eine Nachnutzung wird auch nicht mehr Miete bringen“.

Sollte das Aus des Würzburger Kaufhofs aber nicht verhindert werden können, muss das Warenhaus, das bereits 1951 eröffnet wurde, nach dem 31. August für immer schließen.

Für eine mögliche Nachnutzung gibt es noch kein Konzept.  In Hanau kaufte die Stadt das am 31. Januar geschlossene Kaufhaus für 25 Millionen. Geplant ist Mischung aus Handel, Kultur und Gastronomie in Form von einer zentralen Bühne, mehreren Einzelhändlern und einer Reihe von Pop-up-Stores. In Nürnberg dagegen seht die Kaufhof-Filiale in der Nürnberger Königstraße seit fast einem Jahr leer. Nun prüft die Stadt den Kauf der Immobilie – im Raum steht ein zweistelliger Millionenbetrag. Im alten Kaufhof könnte ein neues Kongress- und Tagungszentrum entstehen.

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