Schnee und Kälte führen zu hohen Besucherzahlen in der Wärmestube Würzburg – nasskaltes Wetter lebensbedrohlich für Obdachlose
Würzburg verzeichnet seit einigen Tagen Temperaturen bis minus acht Grad. An manchen Tagen hat es zusätzlich geschneit. Das kann für Obdach- und Wohnungslose lebensbedrohlich sein, sagt Moritz Maier, Leiter der Wärmestube in Würzburg. Nasskaltes Wetter durchweicht Schlafsäcke und Bodenmatten.
In der Wärmestube in der Rüdigerstraße 2 kommen täglich über 50 Menschen vorbei. Wohnungslose (Menschen mit vorübergehender Unterkunft), Obdachlose (Menschen ohne Dach über dem Kopf) oder wirtschaftlich schwache Personen, die sich tagsüber ein wenig aufwärmen wollen. Nur zur Weihnachtszeit sei es noch voller gewesen, als Einrichtungen wie Bibliotheken geschlossen hatten und die Feiertage viele Menschen ihre Einsamkeit spüren ließen, erzählt Maier.
Bedarf an Winterschlafsäcken ist hoch
Während es draußen friert, nutzen die Besucher der Wärmestube die Duschen, bleiben zum Essen und für einen Kaffee. Manche lassen sich die Thermoskanne mit Tee auffüllen, bevor sie wieder in die Kälte hinausgehen. Auch der Bedarf an warmer Kleidung und Winterschlafsäcken sei hoch. Keine leichte Aufgabe, denn die meisten der gespendeten Schlafsäcke eigneten sich eher für mildere Temperaturen, erzählt Maier.
Warme Wohnung, heiße Dusche: für manche zu teuer
Vor allem seitdem die Heizkosten im vergangenen Jahr stark gestiegen sind, bemerkt Maier auch einen Anstieg an Besuchern mit festem Wohnsitz, die sich die Kosten für eine beheizte Wohnung oder eine heiße Dusche nicht leisten können und für ein paar Stunden Zuflucht in der Wärmestube suchen.
Wer genau in welcher Situation ist, kann der Einrichtungsleiter nicht sagen. „Man muss mir keinen Namen nennen, man muss nicht sagen, wo man herkommt“, betont Maier, den die hohe Zahl an Obdach- und Wohnungslosen in Deutschland beschäftigt. Er habe akzeptiert, dass er an der Gesamtsituation als Einzelner nichts ändern könne, aber es sei schön zu sehen, dass er gemeinsam mit seinem Team „die Situation in dem Moment für die Leute etwas erträglicher machen kann“.
Die Mitarbeiter versuchten, den Besuchern mit einem Lächeln zu begegnen, zuzuhören, wenn Bedarf besteht, und auch zwischenmenschlich Wärme zu vermitteln – „durch Kleinigkeiten den Menschen eine Freude bereiten“.
Zufluchtsort bei eisigen Temperaturen
Für einen Besucher ist die Einrichtung damit zu einem „guten Zufluchtsort“ geworden. Die eisigen Temperaturen seien „katastrophal“. Er suche aktuell durchgehend „einen warmen Platz“ und komme daher etwa dreimal die Woche in die Wärmestube, um seine Wäsche zu waschen und zu duschen. Er wünscht sich, bald eine Wohnung zu finden. Gerade in einer Universitätsstadt sei das nicht leicht.
Axel Sudeikat, ein weiterer Besucher, hat eine Wohnung. Er kommt fast täglich in die Wärmestube – zum Duschen, Kaffee trinken und Monopoly spielen. Ein dritter Besucher erzählt, er schlafe auch aktuell draußen. Manch ein anderer könne die Kälte besser wegstecken, aber „für mich ist es ab null bis Minusgrade immer kritisch“. Er nutze die Wärmestube zum Duschen und Aufwärmen zwischendurch und halte sich sonst in öffentlichen Einrichtungen wie Bibliotheken auf. Er wünscht sich mehr Zusammenhalt in der Gesellschaft, dass mehr Menschen Zimmer oder Schlafplätze anböten oder Wohnen gegen Hilfe – „mehr wie früher“, sagt er.
Auch kleine Spenden sind immer willkommen
Auch privat können Menschen helfen, erklärt Maier. Die Wärmestube sei auf Ehrenamt und Spenden angewiesen – Lebensmittel, Altkleider, Bücher, Spiele oder abgelegte, funktionierende Handys. „Auch gerne im Kleinen“, ermutigt Maier. Auch die Dose Gulasch, die zu viel gekauft wurde, könne vorbeigebracht werden. Ist das Lager der Wärmestube überfüllt, gibt die Einrichtung Kleiderspenden an den Caritasladen und das Sozialkaufhaus Brauchbar in Würzburg weiter. (POW)