Überschuldung: Energiepreise – Für jeden fünften Haushalt bald zu teuer?

SchuldnerAtlas 2022: Fast drei Millionen Haushalte in Deutschland können ihre Rechnungen nicht mehr zahlen

„2023 kommt der Energiepreisschock“ – aber: Die Region Würzburg steht noch ganz gut da.

Die Überschuldungslage der Verbraucher hat sich 2022 nochmals leicht verbessert. Damit ist ein neuer, historischer Tiefststand bei den Überschuldungsfällen in Deutschland erreicht. Die Zahl überschuldeter Privatpersonen hat sich gegenüber dem Vorjahr um rund 274.000 Fälle (- 4,4 Prozent) auf 5,88 Millionen verringert. Nur noch 2,94 Millionen Haushalte gelten als überschuldet und nachhaltig zahlungsgestört.

Die Überschuldungsquote, also der Anteil überschuldeter Personen im Verhältnis zu allen Erwachsenen in Deutschland, sinkt um 0,38 Punkte auf 8,48 Prozent und liegt damit deutlich unter der Neun-Prozent-Marke.

Der Landkreise Würzburg liegt dabei weiterhin unter den Top 10 Stadt- und Landkreisen mit den niedrigsten Überschuldungsquoten: Während bundesweit 8,48 Prozent aller Haushalte überschuldet sind, trifft dies im Landkreis Würzburg nur auf 4,56 Prozent der Haushalte zu.

Überschuldung: Gute Zahlen, aber schlechte Aussichten

„Die guten Zahlen sind leider trügerisch“, sagt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaftsforschung bei Creditreform. Seit Corona reduzieren sich die Überschuldungsfälle in drastischem Tempo. Durch die anhaltende Krisenlage geben die meisten Menschen weniger Geld aus und die staatlichen Hilfsprogramme schützen viele Verbraucher.

„Der Rückgang überschuldeter Personen verlangsamt sich jedoch bereits. Die wahren Belastungen werden die anhaltend hohe Inflation und insbesondere die ansteigenden Energiekosten sein, die noch längst nicht vollständig beim Verbraucher angekommen sind“, so Hantzsch weiter. Diese Folgen seien bei der Überschuldung nicht akut spürbar, sondern würden zeitverzögert und mit Langzeitwirkung auftreten. „Wir fürchten in den kommenden Monaten eine Trendwende. Die in der Corona-Krise angehäuften Sparguthaben sind vielfach schon wieder aufgebraucht. Das trifft jetzt vor allem Geringverdiener, die auch in normalen Zeiten nicht viel auf die Seite legen können“, erläutert Hantzsch.

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Altersarmut und Altersüberschuldung

„In allen Altersgruppen und geschlechterübergreifend ist die Überschuldung 2022 zurückgegangen“, sagt Stephan Vila, Geschäftsführer von Creditreform Boniversum und microm. „Vor allem jüngere Personen konnten ihre Überschuldung schnell abbauen. Bei den älteren Menschen ab 60 Jahre sieht es hingegen schon deutlich schwieriger aus. Hier ist die Überschuldungsquote nur geringfügig zurückgegangen “, so Vila weiter.

„Die Zahlen zeigen, dass die deutsche Gesellschaft aktuell vor einer Zeitenwende bei der Überschuldung steht. Altersarmut und Altersüberschuldung gehen Hand in Hand. Zudem stellen wir fest, dass auch Energiearmut und Energieüberschuldung miteinander korrelieren“, so Michael Goy-Yun, Geschäftsführer von Creditreform Boniversum und microm.

Energiepreise treiben Überschuldung in die Höhe

„Im Rahmen der microm ÜberschuldungsTypologie haben wir berechnet, dass bis zu 19 Prozent der deutschen Haushalte Gefahr laufen, ihre Rechnungen für Versorgungsleistungen wie Strom, Wasser, Gas und Wärme nicht sofort bezahlen zu können“, führt Goy-Yun weiter aus. „Das betrifft rund 7,8 Millionen Haushalte bzw. 15,6 Millionen Personen in Deutschland. Der kommende Energiepreisschock zu Beginn des neuen Jahres wird für viele zu einer finanziellen Überforderung.“

  • Tipps zum Energiesparen für Ihr Zuhause finden Sie hier.

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