Sorge um Würzburgs Trinkwasser: Widerstand gegen Knauf-Bergwerk

Foto Armin Genser

Zahlreiche Einwendungen gegen geplanten Gipsabbau im Wasserschutzgebiet – auch die Stadt Würzburg lehnt aus Sorge um das Trinkwasser das Knauf-Bergwerk ab

Der Baustoffhersteller Knauf plant den Abbau von Gips in der Altertheimer Mulde südwestlich von Würzburg. Doch es gibt Bedenken von Naturschützern, der Stadt Würzburg und vielen Gemeinden, vor allem wegen des Trinkwassers: Die nahe gelegenen „Zeller Quellen“ versorgen seit mehr als 100 Jahren rechnerisch die Hälfte der Würzburger Bevölkerung – etwa 60.000 Menschen – mit Trinkwasser.

Beim zuständigen Bergamt Nordbayern sind zudem über 540 private Einwendungen gegen das geplante Gips-Bergwerk eingegangen. „Erwartungsgemäß befasst sich der Großteil der Einwendungen mit der Sorge um eine sichere Trinkwasserversorgung“, so ein Sprecher der Regierung von Oberfranken. Bedenken gebe es aber auch wegen der Belastung durch zusätzlichen Lastwagenverkehr oder eines möglichen Eingriffs ins Landschaftsbild. Neben den Einwendungen liegen etwa 50 Stellungnahmen von Trägern öffentlicher Belange vor.

Was plant Knauf?

Das Unternehmen aus Iphofen möchte etwa 2027 mit dem Gipsabbau beginnen. Das Bergwerk soll sich über rund 7,1 Quadratkilometer erstrecken. Knauf will zunächst rund 300.000 Tonnen Gipsgestein jährlich fördern. In der Spitze seien jedes Jahr bis zu einer Million Tonnen möglich. Die Arbeiten sollen in 70 bis 130 Metern Tiefe erfolgen. Der Transport in die etwa 55 Kilometer entfernte Gipswerke nach Iphofen sei vergleichsweise kurz und verursache weniger klimaschädliches Kohlendioxid als der Import.

Knauf zufolge hat ein unabhängiges Gutachten ergeben, dass durch den Abbau keine nachteiligen Auswirkungen auf die Trinkwassergewinnung zu erwarten sind. Eine mindestens neun Meter dicke, Wasser abdichtende Tonschicht trenne das Bergwerk von den Wasser führenden Schichten. Grundwasser-Messstellen sollen den Abbau überwachen.

Erweiterung des Wasserschutzgebietes

Parallel zum bergrechtlichen Verfahren ist derzeit ein Verfahren beim Landratsamt Würzburg anhängig, in dem es um die Erweiterung des Wasserschutzgebietes „Zeller Quellstollen“ von derzeit 8 auf künftig 66 Quadratkilometer geht. Das geplante Bergwerk würde dann innerhalb der für die Wasserschutz-Gebietserweiterung vorgesehenen Flächen liegen – daher steht laut Bergamt neben dem Schutz des Grundwassers die Sicherung des Trinkwassers besonders im Fokus.

Stadt: Gefährdung der Trinkwassergewinnung

Die Stadt Würzburg hat dem Bergamt Nordbayern ihre Stellungnahme zu dem geplanten Gipsabbaugebiet überstellt. Ein hydrogeologisches Gutachten, das von der Trinkwasserversorgung Würzburg GmbH in Auftrag gegeben wurde, geht von einer Gefährdung der Trinkwassergewinnung aus den Zeller Stollen aus. Demnach bestünde sowohl die Gefahr quantitativer Verluste wie auch das Risiko der Verkleinerung des unterirdischen Einzugsgebiets. Auch eine weit über dem Schwellwert mögliche Erhöhung der Sulfatkonzentrationen durch eintretende Gipslösungen in das Trinkwasser wäre laut Gutachten möglich.

Bedenken gegen das Bergwerk äußerten auch umliegende Kommunen wie Zell am Main und Eisingen.

BUND lehnt Bergwerk ab

Der BUND Naturschutz hält die Planung des Gipsbergwerks im Wasserschutzgebiet für unverantwortlich und hat umfassende Einwände im Planungsverfahren erhoben. „Neben Problemen beim Natur- und Klimaschutz sowie beim Verkehr ist vor allen die Gefährdung des Trinkwassers entscheidend für unsere Einschätzung”, erklärt Fachanwältin Ursula Philipp-Gerlach für den BUND Naturschutz.

Steffen Jodl, Regionalreferent beim BN, stellt fest: „Die Planunterlagen sind überraschend mangelhaft, sie sind in vielen Punkten lückenhaft, ungenau oder fehlerhaft. In dieser Massivität haben wir das nicht erwartet. Unsere Vorbehalte gegen das Projekte haben sich mehr als bestätigt.”

Warum Natur-Gips?

In Deutschland droht nach Knaufs Angaben eine Lücke bei der Gipsversorgung. Der Rohstoff wird etwa beim Hausbau, für Fundamente von Windrädern oder Brücken gebraucht. Grund für die Lücke sei der geplante Ausstieg aus der Stromerzeugung mit Kohle. Dabei fallen bisher große Mengen an sogenanntem Rea-Gips als Nebenprodukt an, die spätestens von 2038 an fehlen. Bislang würden über diesen synthetischen Gips gut 40 Prozent des Bedarfs gedeckt, über Natur-Gips 55 Prozent, der Rest durch Recycling. 

Nach Angaben des Bundesverbands der Gipsindustrie kann Recycling-Gips die 
entstehende Lücke nicht füllen. „Das liegt vor allem an der begrenzten Menge recycelbarer Gipsabfälle.“ Deutschland habe einen Bedarf an Gips von etwa zehn Millionen Tonnen jährlich. „Er wird größtenteils aus heimischen Rohstoffquellen gedeckt.“

Ob das Unternehmen das Bergwerk errichten darf, entscheidet letztendlich das bei der Regierung von Oberfranken angesiedelte Bergamt. Knauf hofft darauf bis Jahresende. (dpa/lby/red) 

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