Stadt Würzburg unterstützt Kulturszene mit Corona-Sonderetat

Veranstaltungsreihen wie „Kultur ausm Hut“ sollen in Zeiten der Pandemie Künstlern und dem Publikum eine Perspektive bieten. Ein Corona-Sonderetat soll Gelder für solche und ähnliche kulturelle Veranstaltungen bereitstellen. Foto Carola Thieme

Ein Bündel an Maßnahmen in Höhe von 450.000 Euro

Corona entzieht der Kulturszene die Existenzgrundlage: Der Würzburger Stadtrat hatte in den Haushaltsberatungen im vergangenen Herbst daher den Weg geebnet und zur weiteren Unterstützung des Kulturbereichs während der Coronakrise mit 450.000 Euro zusätzlichen Mitteln einen finanziellen Rahmen gesetzt. Im Kulturausschuss hat Kulturreferent Achim Könneke ein ganzes Bündel von Maßnahmen vorgestellt, mit dem die Stadt die Kulturszenen gezielt bei der Überwindung der Krise unterstützen will. Der Kulturausschuss stimmte diesem Bündel an Maßnahmen zu. Nach diesem positiven Gutachten wird der Stadtrat in seiner Sitzung am 22. April endgültig über die Verteilung der Mittel aus dem Corona-Sonderetat entscheiden.

Oberbürgermeister Christian Schuchardt hält die vorgeschlagenen Maßnahmen für praktikabel und begrüßt die städtischen Förderprogramme: „In Deutschland beschäftigt die Kultur- und Kreativwirtschaft etwa 1,2 Millionen Erwerbstätige, das sind etwa doppelt so viele wie die Finanzdienstleisterbranche.“ Kaum ein Bereich sei aber von Corona so stark getroffen wie die Kulturszene. „Und für die Kulturschaffenden gibt es immer noch keine valide Öffnungsperspektive und viele Einrichtungen wissen nicht, ob sie mit Förderprogrammen des Freistaates und des Bundes bedacht oder auskommen werden. Die vom Kulturreferat ausgearbeiteten Maßnahmen sind schnell umsetzbar und sichern unseren Kreativen hoffentlich ein stabiles Umfeld.“

„Viele Kulturschaffende fallen durchs Raster“

„Wir haben im Kulturreferat  zusammen mit den Kultureinrichtungen und dem Dachverband freier Kulturträger in den letzten Wochen und Monaten analysiert, wo die dringendsten Probleme bestehen, welche Akteure besonderen Unterstützungsbedarf  benötigen und wie wir zielgenau und effizient unsere Mittel einsetzen können. Nach wie vor gibt es noch viele Kulturschaffende, die durch die Förderraster von Bund und Land fallen oder nur mit symbolischen Beträgen gefördert werden“, erläuterte Könneke.

 Die Corona-Pandemie wird den Kulturbereich über das gesamte Jahr 2021 weiter radikal und teils existenziell belasten. „Darüber hinaus sind schon jetzt Strategien zu entwickeln und Strukturen aufzubauen, um nach der Pandemie schrittweise und nachhaltig wieder attraktive Angebote machen zu können. Deshalb sollen die Hilfsmaßnahmen explizit als Anschubförderung des Neustarts auch Impulse der Neuorientierung setzen“, so Könneke weiter.

Wichtig ist dem Kulturreferat dabei, die Corona-Maßnahmen nicht nur auf den – wichtigen –  Erhalt von Kulturinstitutionen zu konzentrieren, sondern Kunst zu ermöglichen, wenn auch an anderen Orten und in anderen Formaten als gewohnt. So können neben den Künstlerinnen  und Künstlern auch Kulturinstitutionen und kulturnahe Dienstleister und nicht zuletzt das ebenfalls Verzicht übende Publikum profitieren.

Dem Kulturausschuss wurden folgende Maßnahmen vorgeschlagen, die dem Stadtrat zum Beschluss empfohlen werden.

Open-Air-Sommerprogramme „Würzburger Kultursommer“

Der Fachbereich Kultur koordiniert im Rahmen des geplanten „Würzburger Kultursommers“ vielfältige Open-Air-Initiativen und Festivals. Ein erheblicher Teil der Corona-Nothilfe von bis zu 180.000 Euro wird zur finanziellen Absicherung dieser Sommerprogramme eingesetzt werden.

„Nothilfefonds“ für nicht-städtische Kulturinstitutionen

Für viele nicht-städtische Kulturinstitutionen ist derzeit nicht absehbar, ob und wie weit die Förderprogramme des Freistaates und des Bundes auskömmlich sein werden. Um die Existenz der Einrichtungen möglichst zu sichern, wird für direkte Zuschüsse, aber auch Mieterlasse oder ähnliches ein Nothilfefond in Höhe von 30.000 bis 80.000 Euro eingerichtet.

Mietzuschüsse für Chöre, Orchester, Ensembles und Kulturvereine

Chöre, Orchester, Ensembles aller Sparten oder Vereine haben zum Teil seit vielen Monaten keine Möglichkeit mehr, in ihren üblichen Räumen zu proben und zu arbeiten, da diese die erforderlichen Hygienestandards nicht erfüllen. Um den Probebetrieb durch die Anmietung größerer Räume zu ermöglichen, wird ein Etat von 5.000 bis 20.000 Euro bereitgestellt.

Arbeitsstipendien für Einzelkünstler

Hauptberuflich freischaffende Künstler werden in ihrer Arbeit seit Beginn der Pandemie stark eingeschränkt und müssen auf wesentliche Einkünfte verzichten. Als Ergänzung der allgemeinen Projektförderung und der Stipendien des Freistaats soll mit der Vergabe von vier sechsmonatigen Arbeitsstipendien in Höhe von je 6.000 Euro „qualitativ herausragenden“ Künstler und Künstlerinnen aller Sparten Unterstützung für eine Neustart-Perspektive gegeben werden.

Stipendienprogramm für Kooperationsprojekte

Kunstschaffende, Kulturakteure und Kulturinstitutionen sollen mit Stipendien über sechs bis zwölf Monate unterstützt werden bei interdisziplinär und  kooperativ ausgerichteten Projekten und Prozessen, in denen sie zusammen mit Partnern aus außerkünstlerischen Bereichen (Zivilgesellschaft, Bildung, Soziales, Ökologie, Wissenschaft, Wirtschaft u. a.) an Schnittstellen von kultureller, politischer und nachhaltiger Bildung arbeiten und auf gesellschaftlichen Zusammenhalt, Demokratieentwicklung und gesellschaftliche Teilhabe ausgerichtet sind.

Themenschwerpunkte können u.a. sein:

  • Kulturelle Teilhabe und Kulturelle Bildung
  • Stadtteilkultur und gesellschaftlicher Zusammenhalt
  • Digitalität und digitale Transformation
  • Klimagerechtigkeit, Diversität, Inklusion, Integration

Projektskizzen/Konzeptionen sollen zunächst  mit je 3.000 Euro gefördert werden. Anschließend werden vier Projektteams ausgewählt, die zur halb- bis einjährigen Umsetzung ihrer Projektidee mit je 10.000 Euro gefördert werden sollen.

Würzburger Bündnis KlimaKultur

Um die Klimaziele der Vereinten Nationen und der Stadt Würzburg einzulösen, ist auch der Kulturbereich gefordert, mehr Verantwortung für eine klimagerechte und gemeinwohlorientierte Kulturarbeit zu übernehmen. Alle städtischen Kultureinrichtungen und der Dachverband freier Kulturträger haben ein Bündnis KlimaKultur gegründet, um gemeinsam Ziele und Maßnahmen für eine klimagerechte und gemeinwohlorientierte Kulturarbeit zu entwickeln. Für erste Fortbildungen und Coachings werden aus dem Corona-Sonderetat bis zu 15.000 Euro bereitgestellt.

Prämien für Live-Musik-Konzepte

Die Auftragslage für Musiker, aber auch für Veranstaltungsfirmen, DJs und Tontechniker ist nach wie vor schwierig bzw. kaum vorhanden. Um einen Neustart der Spielstätten und Musikclubs zu stützen und den Betreibern einen Anreiz zu bieten, wieder ein hochkarätiges Musikprogramm aufzunehmen, wird für Würzburger Spielstätten und Musikclubs eine Live-Musikprogramm-Prämie eingerichtet. Diese umfasst insgesamt 50.000 Euro und wird für herausragende Programme durch eine Jury vergeben. Kriterien für die Prämierung sind die nachgewiesene Qualität und Anzahl der Live-Musik. Die zu vergebende Anzahl der Prämien bleibt zunächst offen und wird je nach Antragslage und Qualität in Höhe von 2.000 bis maximal 15.000 Euro nach Juryentscheidung vergeben. 

Erhöhung der allgemeinen kulturellen Projektförderung

Bereits im letzten Jahr sei die allgemeine städtische Projektförderung ein gutes Mittel gewesen, um flexible, kurzfristige, konstruktive und kreative Corona-Lösungen der Würzburger Kulturszene zu fördern. Mit einer Erhöhung der Projektförderungsmittel um 40.000 bis 100.000 Euro sollen  Kunst- und Kulturschaffende sowie die kulturelle Infrastruktur gestärkt werden. Insbesondere kurzfristig angelegte Projekte und Kleinstveranstaltungen sollen so eine Realisierungschance erhalten.

Nähere Informationen zu den Antrags- und Bewerbungsverfahren der verschiedenen Corona-Programme für die Kulturszene sind nach der Sitzung des Stadtrates nach dem 22. April unter www. wuerzburg.de zu finden.

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