Im Alter von 91 Jahren verstarb am 23. Dezember Altoberbürgermeister Dr. Klaus Zeitler. Zeitler war von 1968 bis 1990 Würzburger Oberbürgermeister und gehörte weitere 20 Jahre – von 1956 bis 1958 und von 1996 bis 2014 – als ehrenamtliches Mitglied dem Würzburger Stadtrat an.
„Dr. Klaus Zeitler war ein Oberbürgermeister, der die Stadt Würzburg nachhaltig geprägt hat“, fasst Christian Schuchardt die Leistung seines Amtsvorgängers zusammen: „Dabei zeichneten ihn Eigenschaften wie Disziplin und Tatkraft, Stehvermögen und Durchsetzungsfähigkeit, Gerechtigkeitssinn und Liberalität aus sowie ein hervorragendes Gespür für das, was die Bürgerinnen und Bürger bewegte.“
Als Dr. Zeitler erstmals zum Oberbürgermeister gewählt wurde, waren in Würzburg noch viele Ruinen sichtbar. Während seiner Amtszeit wurde der Wiederaufbau Würzburgs abgeschlossen. „Er hat die Entwicklung zur modernen Stadt zielstrebig vorangetrieben und sich zugleich tatkräftig für die Erhaltung und Pflege des historischen Erbes eingesetzt – und dies in beiden Fällen nicht nur in baulicher Hinsicht. So war es ihm wichtig, identitätsstiftende Traditionen lebendig zu erhalten oder wiederzubeleben, aber gleichzeitig Würzburg für die Zukunft fit zu machen“, so Schuchardt.
Große Projekte in Zeitlers Amtszeit
Mit besonderem Engagement kümmerte sich Zeitler während seiner Amtszeit um die Verbesserung der innerstädtischen wie der überregionalen Verkehrssituation und um die Förderung des Fremdenverkehrs. Er baute den Heuchelhof aus, ließ den Oberen Markt mit Fußgängerzone neu gestalten und initiierte einen ersten Fassadenwettbewerb für die Stadt Würzburg. Große infrastrukturelle Verkehrsprojekte in seiner Amtszeit waren der Bau von Europastern, Mittlerem Ring, Greinbergknoten und Nordtangente. In seiner Amtszeit wurde ein Innenstadtverkehrskonzept entwickelt, neue Gewerbe- und Industriegebiete in der Veitshöchheimer, Nürnberger und Winterhäuser Straße ausgewiesen, der alte Schlachthof abgerissen und das CCW neu gebaut. Viel investiert wurde in dieser Zeit in das Würzburger Schulwesen mit Sanierung und Erweiterung oder Neubauten von Schulen.
Unter Zeitler wurden Rottenbauer, Ober- und Unterdürrbach, Versbach und Lengfeld eingemeindet, was den Weg für eine zukunftsorientierte Stadtentwicklung ebnete. Anliegen war es ihm aber auch, die alten Stadtteile zu erneuern und aufzuwerten. Zeitler ergriff darüber hinaus Maßnahmen zur Begrünung der Innenstadt und der Stadtteile und brachte 1990 mit der Landesgartenschau eine Erholungszone in die Innenstadt. Unter ihm als Oberbürgermeister wurden Schwimmbäder gebaut, die Kunsteisbahn und das Müllheizkraftwerk, das bei seiner Einweihung zu den modernsten in Europa zählte. Zeitler bemühte sich intensiv um die Völkerverständigung, noch heute sichtbar in fünf Städtepartnerschaften, die während seiner Amtszeit gegründet wurden: Otsu (Japan, 1979), Salamanca (Spanien (1980) sowie Suhl (1988). 1971 erhielt Würzburg unter Zeitler die Europafahne und 1973 den Europapreis.
„Ein Oberbürgermeister für alle“
Einen Schwerpunkt seiner Arbeit legte Zeitler auch auf Bürgernähe, bürgerschaftliche Mitwirkung, auf die Stärkung der oberzentralen Funktion Würzburgs, auf Fragen der Stadtgestaltung und des Umweltschutzes. „Sein Anspruch war es, ein Oberbürgermeister für alle zu sein“, fasst Christian Schuchardt das Ziel seines Amtsvorgängers zusammen. „Pragmatisch an die Dinge herangehend, mit klarem Blick für das Machbare und mit großem taktischem Geschick hat sich Dr. Klaus Zeitler im Stadtrat in wichtigen Fragen immer um eine breite Zustimmung bemüht. Wir werden ihn und sein Wirken immer ehrend im Andenken behalten.“
Geboren in Würzburg, verbrachte Zeitler seine Kindheit in Erfurt und Potsdam, absolvierte das Studium der Rechtswissenschaft und Volkswirtschaftslehre in Würzburg, Köln und Dijon und promovierte anschließend zum Dr. jur. 1968 wurde er erstmals zum Oberbürgermeister gewählt und in den folgenden Jahren drei Mal im Amt bestätigt. Er war Mitglied im Bayerischen Städtetag und von 1982 bis 1992 des Bayerischen Senats. Außerdem beriet Zeitler im Auftrag des Deutschen Städtetages mehrere Städte in der ehemaligen DDR. Als er 1989 auf eine erneute Kandidatur verzichtete, war er bayernweit der dienstälteste Oberbürgermeister einer kreisfreien Stadt.
Seine parteipolitische Laufbahn begann Zeitler 1950 bei der SPD. Diese verließ er und trat 1992 den Republikanern bei, für die er auch von 1996 bis 2003 Mitglied des Würzburger Stadtrates war. Dann wechselte er bis 2014 zur Würzburger Liste, und gestaltete bis zu seinem Ausscheiden aus dem Stadtrat aktiv die Würzburger Stadtpolitik mit zahlreichen Diskussionsbeiträgen mit.
Zum Andenken an Altoberbürgermeister Dr. Klaus Zeitler ist auf den städtischen Facebook-Seiten ein virtuelles „Kondolenzbuch“ freigeschaltet. Das Rathaus ist trauerbeflaggt.