Unser Bundestagsabgeordneter Paul Lehrieder (CSU) spricht im wob-Interview über einen schwierigen Wahlkampf und seine Pläne für die nächsten vier Jahre
„Die Nacht vor der Bundestagswahl war eher kurz“, sagt Paul Lehrieder. Bis zur letzten Minute musste um jede Stimme gekämpft werden. Letztendlich konnte der CSU-Politiker sein Direktmandat für den Wahlkreis Würzburg relativ deutlich verteidigen. Dennoch wird sich Lehrieder, der die Region seit 2005 im Bundestag vertritt, voraussichtlich zum ersten Mal auf der Oppositionsbank wiederfinden. Im wob-Interview berichtet Paul Lehrieder von einem schwierigen Wahlkampf und seinen Plänen für die nächsten vier Jahre.
wob: Diese Wahl war umkämpfter, der Ausgang knapper als lange zuvor. Wie haben Sie den Wahlkampf und die persönlichen Kontakte mit den Menschen in Ihrem Wahlkreis erlebt? Haben Sie fest mit Ihrer Wiederwahl gerechnet – oder gab es doch die eine oder andere schlaflose Nacht?
Paul Lehrieder: Zuallererst möchte ich die Gelegenheit nutzen, allen Wählerinnen und Wählern zu danken, die mir am Wahlsonntag ihr Vertrauen ausgesprochen haben. Ich freue mich sehr, auch in Zukunft die Region Würzburg in Berlin vertreten zu dürfen.
Die Bundestagskandidatinnen und -kandidaten hatten während des Wahlkampfs leider keine optimalen Voraussetzungen. Viel zu oft stand die inhaltliche Auseinandersetzung nicht im Vordergrund. Darüber hinaus war ein ungezwungener Wahlkampf, wie man ihn aus der Vergangenheit kannte, aufgrund der Corona-Einschränkungen nicht möglich. Zahlreiche Veranstaltungen konnten nicht oder nur im kleinen Rahmen stattfinden, was es für mich persönlich erschwerte, mit vielen Menschen auf einmal in Kontakt zu kommen.
„Die schlechten Umfragewerte der Union haben auch mich nicht kalt gelassen“
Natürlich waren vor allem die letzten Wochen von Anspannung geprägt. Die schlechten Umfragewerte der Union haben auch mich nicht kalt gelassen, und ich habe meine Wahlkampftermine mit noch mehr Elan und Leidenschaft wahrgenommen als zuvor.
Die Nacht vor der Bundestagswahl war eher kurz, da niemand vorher mit Gewissheit sagen kann, ob es für eine Wiederwahl reichen wird oder nicht. Entsprechend groß war auch die innere Unruhe. An meinem Mandat hängt nicht nur meine Tätigkeit als Abgeordneter, sondern auch der Job meiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Auch diese hätten sich mit einem verpassten Wiedereinzug nach einer neuen Stelle umsehen müssen. Das Wissen um diese Verantwortung hat dazu geführt, dass ich erst nach der Bekanntgabe der ersten Ergebnisse wieder richtig durchatmen konnte.
Nach der Wahl ist vor den Verhandlungen: Welche Koalition im Bund scheint Ihnen am wahrscheinlichsten? Welche würden Sie bevorzugen? Ist die Union in der Opposition nach so vielen Jahren an der Regierung für Sie überhaupt denkbar?
Lehrieder: Das Wahlergebnis hat keinen klaren Führungsanspruch durch die Union ergeben. Daher gehe ich zum jetzigen Zeitpunkt davon aus, dass die Verhandlungen auf eine Ampelkoalition hinauslaufen werden. Auch wenn ich mir eine andere Konstellation wünsche.
Sollten die aktuellen Gespräche zwischen SPD, Grünen und FDP zu keinem zielführenden Ergebnis kommen, dann wird die Union offizielle Koalitionsverhandlungen für eine Jamaika-Koalition aufnehmen.
Welche Ziele setzen Sie sich persönlich für die kommende Legislaturperiode?
Lehrieder: „Näher am Menschen“ ist für mich nicht einfach nur ein Wahlkampfslogan, sondern seit 2005 Teil meiner persönlichen Philosophie als Politiker und oberste Pflicht im Umgang mir den Bürgerinnen und Bürgern meiner Heimat. Ich möchte auch weiterhin ein bodenständiger, zuverlässiger und kompetenter Ansprechpartner für die Menschen hier vor Ort sein. Und mich mit Herzblut und Nachdruck für Fördermittel und Bezuschussungen verschiedenster Projekte für unsere Region einsetzen.
Auch in den kommenden vier Jahren möchte ich die Bürgerinnen und Bürger von Würzburg Stadt und Land mit starker Stimme in Berlin vertreten und mich im Deutschen Bundestag weiterhin als Rechts-, Familien- und Tourismuspolitiker konsequent für Lösungen wahlkreisspezifischer Probleme einsetzen.
Wir müssen dafür Sorge tragen, Deutschland im Gleichklang von Ökologie und Ökonomie bestmöglich für die Herausforderungen der Zukunft zu rüsten. Wir müssen daher sicherstellen, dass wir kontinuierlich und nachhaltig in Umwelt- und Klimaschutz, Bildung und Forschung, Rente und Pflege, neue Technologien, moderne Infrastruktur und Landwirtschaft sowie die Digitalisierung aller Lebensbereiche investieren. So legen wir den Grundstein für kräftiges und nachhaltiges Wachstum. Dafür werde ich mich auch in der nächsten Legislaturperiode einsetzen.
Das Gespräch führte Oliver Kastner.