Sanierung Mainfranken Theater: Ende des Dramas in Sicht?

Das Mainfranken Theater Würzburg wird seit 2020 modernisiert – doch die Bauarbeiten standen lange unter keinem guten Stern. Ein Architekturbüro aus Schweinfurt soll die Sanierung jetzt über die Bühne bringen.

Das Mainfranken Theater Würzburg, das in ein Staatstheater umgewandelt werden soll, ist die markanteste Großbaustelle der Stadt: Seit Sommer 2020 ist das Theater gesperrt, damit das 1966 gebaute Haus saniert werden kann. Zudem erhält es eine neue kleine Spielstätte. Aufgeführt wird seit zweieinhalb Jahren nur ein einziges Stück: das Drama um Pleiten, Pech und Pannen.

Erster Akt: die Kostenexplosion. Im Jahr 2018 waren noch 72 Millionen Euro veranschlagt worden. Nun stehen mindestens 103 Millionen Euro im Raum – Tendenz steigend, die finale Summe ist längst nicht absehbar. Die Spannung steigert sich im zweiten Akt: Das Architektenbüro aus Hamburg, von Anfang an überfordert mit dem komplexen Projekt, und das Mainfranken Theater trennen sich. Die Insolvenz der Hamburger krönt das Drama als bisherige Schlussszene.

London, New York, Tokio? Schweinfurt!

Dafür, dass das Drama um die Sanierung nicht als Tragödie endet, soll nun ein neues Architektenteam sorgen – und die kommen, gleichsam als Symbol der neuen Bodenhaftung des Theaterprojekts, nicht aus Hamburg, Berlin, London, New York oder Tokio – sondern aus Schweinfurt. Das Architekturbüro FMP design engineering GmbH muss es richten. Als neue Verantwortliche für den Bau und die Sanierung des Theaters sollen die Schweinfurter die Vervollständigung und Aktualisierung der vorliegenden Planung, die anstehenden Vergabeverfahren sowie die Überwachung und Koordinierung der ausstehenden Bauleistungen übernehmen.

Vor wenigen Tagen hieß die Leitung des Mainfranken Theaters um Intendant Markus Trabusch und Geschäftsführendem Direktor Dirk Terwey gemeinsam mit Stadtbaurat Benjamin Scheider und Kulturreferent Achim Könneke das neue Planungsteam zum Arbeitsbeginn auf der Baustelle willkommen.

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Von links: Kulturreferent Achim Könneke; Stadtbaurat Benjamin Schneider; Lothar Meißner, Sven Franke und Carola Falkenmayer, FMP; Intendant Markus Trabusch und der Geschäftsführende Direktor Dirk Terwey. Foto Dominik Pesamosca

FMP als „Experten im Fertig-Bauen“

Durch die Verpflichtung dieses erfahrenen neuen Planers sei die Voraussetzung dafür geschaffen, das Projekt „Sanierung Mainfranken Theater“ erfolgreich abzuschließen: „FMP besticht durch seine besondere Expertise bei der Übernahme von Bauprojekten in komplexen Störungsszenarien“ so Baureferent Benjamin Schneider. Sprich: Die Schweinfurter scheinen zu wissen, wie man – bildhaft gesprochen – den Karren aus dem Dreck zieht.

Die Schweinfurter freuen sich offensichtlich auf die Herausforderung: „Unsere Begeisterung für das Mainfranken Theater ist nicht gespielt“, sagt Sven Franke, Geschäftsführender Gesellschafter und Projektleiter der FMP design engineering aus Schweinfurt. Neben der reinen Bauaufgabe sei der unterfränkische Bezug ein entscheidendes Kriterium gewesen für die Bewerbung: „Wir arbeiten von Franken aus für die Staats- und die Bundesbaubauverwaltung sowie für internationale Unternehmen. Eine Baustelle in Würzburg ist für uns ein Stück Zuhause.“

Nächster Schritt: Neubau und Kleines Haus fertigstellen

„Die erste Aufgabe wird sein, im Neubau mit dem Kleinen Haus die formalen und technischen Bedingungen für eine zulässige Nutzung herzustellen. Gleichzeitig sind die Restleistungen so voran zu treiben, dass auch technisch ein Betrieb möglich wird“, erläutert Franke die nächsten Schritte.

„Parallel zu dieser ersten Aufgabe, und das wird der deutlich anspruchsvollere Teil sein, werden wir im zweiten Bauabschnitt der Bestandssanierung die Restleistungen der Rohbauarbeiten betreuen und die bestehende Planung in einen Zustand versetzen, der auch baulich durch Handwerker umgesetzt werden kann.“

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Das Team der FMP design engineering GmbH (von links): Sven Franke, Geschäftsführender Gesellschafter und Projektleiter, Carola Falkenmayer, Architektin und Leitung Ausführungsplanung, Lothar Meißner, Bautechniker, Geschäftsführender Gesellschafter und Leitung Ausschreibung, Vergabe. Foto Dominik Pesamosca

Kulturreferent Achim Könneke ergänzt: „Die völlig berechtigten Diskussionen um bisherigen Zeitverzug und Kostenentwicklung verdecken sehr schnell die Projektvision, dass wir hier in Würzburg eines der spannendsten Theaterbauprojekte bundesweit umsetzen. Wir bauen ganz praktisch das Theater der Zukunft, öffnen das Haus baulich und inhaltlich zur Stadtgesellschaft und schaffen zeitgemäße Arbeitsplätze für die Beschäftigten. Wir verfügen bald über einen ganztägig geöffneten, attraktiven Begegnungsort für die Menschen im Zentrum ihrer Stadt.

Eröffnung des Haupthauses frühestens 2026

Voraussichtlich Ende 2023 starten die weiteren Arbeiten im Bestandgebäude mit dem Erstellen einer dichten Gebäudehülle und der folgenden Umsetzung des Innenausbaus. Die Eröffnung des Bestandsgebäudes mit dem Großen Saal wird sich weit in das Jahr 2026 schieben, das ist derzeit schon absehbar.

Um die Entwicklung der Kosten abschätzen zu können, muss FMP jetzt die Lage genauestens sondieren. „Aktuell gilt gemäß Stadtratsbeschluss aus dem Herbst 2021 weiter ein Budget für die gesamte Baumaßnahme in Höhe von 103 Millionen Euro“, so der Geschäftsführende Direktor des Mainfranken Theaters, Dirk Terwey.

Mainfranken Theater: Spielbetrieb „im Exil“

Nach dem kompletten Auszug des Theaters aus dem Bestandsgebäude im Sommer 2020 organisiert sich derzeit der gesamte Spielbetrieb des Mainfranken Theaters in der Interimsspielstätte Theaterfabrik Blaue Halle in der Dürrbachau bei der va-Q-tec AG.

Das Philharmonische Orchester spielt seine Abokonzerte weiterhin in der Hochschule für Musik Würzburg. Das Theater hofft darauf, möglichst bald den Spielbetrieb im Theaterneubau mit dem Kleinen Haus aufzunehmen. Insbesondere die Schauspielsparte soll hier die dringend benötigte neue Spielstätte beziehen – vielleicht schon im nächsten Sommer.

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