Landratsamt Würzburg: Erweiterung vorerst gestoppt

Die Planung des „Landratsamts der Zukunft“ in der Würzburger Zeppelinstraße umfasst einen länglichen Bau in Stahl-Holz-Hybridbauweise. Die Visualisierung wurde dem Kreistag vom Sieger des im Jahr 2022 durchgeführten Architektenwettbewerbs, dem Planungsbüro Steimle Architekten BDA, präsentiert. Grafik Steimle Architekten BDA / Visualisierung Grauwald Studio

Kein Geld für die Erweiterung – beauftragte Pläne sollen aber weiter abgearbeitet werden – neues Landratsamt in Würzburg „nicht der Prunkbau des Landrates“

Die Landratsamt-Erweiterung in der Zeppelinstraße in Würzburg liegt auf Eis: Aufgrund der schwierigen finanziellen Lage hat der Würzburger Kreistag die Errichtung des geplanten Erweiterungsbaus am Landratsamt mit einem großen Fragezeichen versehen. In der Haushaltssitzung für das Jahr 2024 legten die Kreisrätinnen und Kreisräte mehrheitlich fest, die bereits beauftragte Kostenberechnung zwar abzuschließen, das Bauprojekt am Standort Zeppelinstraße aber vorerst nicht zu realisieren.

Mehrere Stunden hatten die Fraktionen um die Aufstellung des Kreishaushalts 2024 miteinander gerungen. Die gestiegenen Kosten für Jugendhilfe, Sozialhilfe, Personalkosten und Verlustausgleich des Kommunalunternehmens hatten eine intensive Diskussion um weitreichende Sparmaßnahmen zur Folge. Dabei wurde auch der geplante Neubau am Landratsamt mit einem geschätzten Volumen von 57 Millionen Euro auf den Prüfstand gestellt. Um die Kreiskasse mit der Aufnahme weiterer Kredite nicht zusätzlich zu belasten, beschlossen die Kreisräte, die Pläne für den Bau des neuen Bürogebäudes mit Tiefgarage vorerst nicht zu verwirklichen.

Erweiterung: Pläne sind noch nicht vom Tisch

Ganz vom Tisch ist die Erweiterung damit allerdings nicht: Mit dem Abschluss der bereits beauftragten Kostenberechnung will sich der Kreistag die Möglichkeit offenhalten, den Bauantrag bei der Stadt Würzburg einzureichen. Denn: Die Planung für die Erweiterung umfasst auch die Umgestaltung der Park- und Außenflächen sowie einen barrierefreien Zugang zum Haupthaus. Mit den dann genehmigten Plänen könnten zumindest Teile des Projekts umsetzbar sein. Der Bau des Bürogebäudes könnte so außerdem zu einem späteren Zeitpunkt – etwa im Kontext der Umsetzung der Straßenbahnlinie 6 der Stadt Würzburg – verwirklicht werden.

Arbeit in Büro-Containern und Außenstellen

Hintergrund für die Erweiterungspläne des Landratsamts sind die seit Jahren beengten Platzverhältnisse. Einige der derzeit etwa 800 Mitarbeiter arbeiten bereits seit Jahren in mehreren Außenstellen: Abgesehen von der Außenstelle Ochsenfurt sind das Jugendamt, das Jobcenter und das Veterinäramt im Würzburger Stadtgebiet verteilt. Zuletzt musste das Umweltamt zur Miete in das Gewerbegebiet Klingholz nach Giebelstadt umziehen.

Mehr als 40 Arbeitsplätze wurden zudem auf dem Gelände des Landratsamts in der Zeppelinstraße in Container ausgelagert – eine Lösung allerdings nur auf Zeit. Die Container-Büros dürfen unter anderem aus Denkmalschutzgründen nicht dauerhaft stehen bleiben und müssen nach Auflagen der Stadt Würzburg bis spätestens 2028 wieder abgebaut werden.

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Auf dem Parkplatz des Landratsamts sollte nach einem Beschluss des Kreistags aus dem Jahr 2021 der Erweiterungsbau entstehen. Aufgrund der Kostensteigerungen und der angespannten finanziellen Lage des Landkreises beschloss der Kreistag nun im Zuge der Haushaltsberatungen 2024, die Planungen nicht umzusetzen. Foto Christian Schuster

Gesamtinvestition von 57 Millionen Euro

Im März 2021 hatte der Kreistag daher beschlossen, einen Büroneubau mit Tiefgarage auf der Parklatzfläche des Landratsamts in der Würzburger Zeppelinstraße zu errichten. So sollten Arbeitskräfte und Ressourcen wieder gebündelt und Mieten eingespart werden. Ein Architekturwettbewerb und detaillierte Planungen folgten. Die Bauphase war für die Jahre 2025 bis 2027 angedacht. Eine im Dezember 2023 ermittelte Kostenschätzung hatte eine Gesamtinvestition von rund 57 Millionen Euro für den Neubau mit Tiefgarage und die Umgestaltung der Außenanlagen ergeben.

Landratsamt-Erweiterung „ist nicht der Prunkbau des Landrates“

Im Zuge der Haushaltsberatungen hatten die Kreistags-Fraktionen nun Anträge zur Einstellung des Projekts gestellt. Landrat Thomas Eberth war in diesem Zusammenhang wichtig zu betonen: Erfahrene Architekten, Kollegen aus dem Amt und auch Sprecher der Kreistagsfraktionen seien an der Auswahl des Gebäudeentwurfes beteiligt gewesen und hätten das Ergebnis einstimmig mitgetragen. „Der vorliegende Entwurf für den Ergänzungsneubau des Landratsamts Würzburg ist nicht der Entwurf des Landrates und schon gar nicht der Prunkbau des Landrates, wie teilweise behauptet wird. Wir haben hier die Planung für ein städtebaulich ansprechendes und funktionales Gebäude vorliegen. Der Kreistag hat die nötigen Schritte für die Entstehung des Ergänzungsneubaus eingeleitet, beschlussmäßig bearbeitet und Entscheidungen getroffen.“

Um die Ergebnisse der Planung zu sichern, sollen also die bereits beauftragten Planungsschritte abgeschlossen werden. Auf Basis der Kostenberechnung sollen eventuelle weitere Schritte im Laufe des Jahres 2024 erneut im Kreistag diskutiert werden, so der Mehrheitsbeschluss der Kreisräte.

Alternativen zum Neubau

Parallel dazu prüft die Verwaltung auch Alternativen zum Neubau und sucht verstärkt nach geeigneten Mietobjekten. Denn das Platzproblem ist mit dem jüngsten Kreistagsbeschluss nicht gelöst. „Verwaltung braucht Platz! Bürokratie braucht leider Platz! Die Menschen, die für die Bürgerinnen und Bürger des Landkreises Würzburg arbeiten, benötigen geeignete Räume und die notwendige Ausstattung, um gute und effiziente Arbeit zu leisten. Selbst eine digitale Verwaltung benötigt entsprechend Raum für Server, Rechner und andere Arbeitsgeräte. Nicht jede Arbeit lässt sich mit dem Laptop vom Home-Office aus erledigen“, so Eberth.

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