Kleine Sensation im Kulturspeicher: Neues Gemälde von Wolfgang Lenz

Kulturspeicher erwirbt bisher unbekannte Variante des berühmten Gemäldes „Würzburger Totentanz“ von Wolfgang Lenz

Das überraschende Auftauchen einer bisher unbekannten Variante des berühmten Gemäldes „Würzburger Totentanz“ des Künstlers Wolfgang Lenz (1925–2014) ist eine kleine Sensation. Lenz malte das Bild 1971, ein Jahr nach der ersten Fassung, für eine private Auftraggeberin. Jetzt kam es in den Handel und konnte als ein wichtiges Zeugnis Würzburger Zeit- und Kunstgeschichte mit städtischen Mitteln und Spenden für das Museum im Kulturspeicher erworben werden.

Das bekannte Bild „Würzburger Totentanz“, das heute im Museum für Franken aufbewahrt wird, zeigt die Heiligenfiguren auf der gänzlich leeren Alten Mainbrücke als Skelette vor den geisterhaften Ruinen der zerstörten Stadt. Die zweite Fassung, schlicht „Zum 16. März 1945“ betitelt, thematisiert dagegen die Brandnacht selbst. In der Stadt im Hintergrund lodern Feuer, eine Menschenmenge drängt sich fliehend über die Alte Mainbrücke auf den Betrachter zu.

Heilige als Beschützer der fliehenden Menschen

„Die auch hier als Gerippe dargestellten Heiligen mit ihren segnenden Gesten wirken wie Beschützer der fliehenden Menschen. Dieser Eindruck wird vor allem durch das Christkind zu Füßen des heiligen Josephus verstärkt, das in einem überirdischen Glanz erstrahlt“, sagt das Museum im Kulturspeicher in einer Pressemitteilung. Trotz der traumatischen Szenerie der Bombennacht unterscheide sich das Gemälde auch in der warmen Farbigkeit von der jeglichen Trost verweigernden ersten Fassung. In seiner „fast barock wirkenden Dramatik und der souveränen Malerei“ sei es ein außergewöhnlich qualitätvolles Beispiel für Wolfgang Lenz‘ Phantastischen Realismus.

Das Museum im Kulturspeicher, das bisher neben Druckgrafiken und Zeichnungen ein Stillleben und ein Porträt aus der Hand von Lenz bewahrte, erhält mit diesem Ankauf einen bedeutenden Zuwachs für die Präsentation der Würzburger Kunst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Das Gemälde nimmt nun eine wichtige Position in der Neugestaltung von Raum 5 der Städtischen Sammlung ein. Hier wird erstmals in der Sammlungspräsentation auch die Geschichte der Städtischen Galerie im Zweiten Weltkrieg thematisiert. Das Gemälde von Wolfgang Lenz bildet den Auftakt für die Würzburger Kunst der Nachkriegsjahrzehnte mit bekannten Würzburger Malern wie Curd Lessig und Dieter Stein. Auch in Raum 6 wird die Kunst des 20. und 21. Jahrhundert in einer neuen Zusammenstellung mit besonderem Schwerpunkt auf dem Thema „Natur und Landschaft“ neu präsentiert.

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Von links: Robert Scheller, Dr. Henrike Holsing, Luisa Heese, Achim Könneke. Foto Johannes Kiefer

Führung am Jahrestag der Zerstörung

Wolfgang Lenz: „Zum 16. März 1945“. Eine Neuerwerbung

Kurzführung am Mittwoch, 16. März, 15 Uhr mit Dr. Henrike Holsing zum Jahrestag der Zerstörung Würzburgs. Eintritt 4,50 Euro, die Führung ist kostenlos. Mehr Info: www.kulturspeicher.de

  • Seit 1. September 2020 hat der Kulturspeicher eine neue Direktorin: Luisa Heese.

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