Kindertagesbetreuung Würzburg: Es fehlt an Personal und Platz

Foto AdobeStock

Trotz aller Bemühungen steht die Stadt Würzburg bei der Kindertagesbetreuung weiter vor großen Problemen

In Würzburg standen zum 31. Dezember 2021 5.792 nach dem Bayerischen Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz geförderte Plätze in Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege für Kinder von 0 bis 10 Jahren zur Verfügung. Weitere 207 Kinder wurden außerhalb des Stadtgebiets betreut. Die städtischen Plätze waren zu 99,6 % belegt.

Die Quote der betreuten Kinder stieg von 62 Prozent bei den Ein- bis Dreijährigen (2020) auf 63,1 Prozent Ende 2021. Dies wurde vor allem durch die Einrichtung von „Mini-Kitas“ erreicht. Der bayernweite Durchschnitt lag zum gleichen Zeitpunkt bei 45,2 Prozent und der bundesweite bei 54,1 Prozent. Trotzdem standen auf der Vormerkliste für das Kitajahr 2021/2022 noch 363 Kleinkinder und 133 Kindergartenkinder.

„Personal am Rand der Belastbarkeit“

Martin Küpper, Sachgebietsleiter Kindertagesbetreuung bei der Stadt Würzburg, stellte im letzten Jugendhilfeausschuss diese Zahlen aus der „Örtlichen Bedarfsplanung für Kindertagesbetreuung in der Stadt Würzburg“ vor. Er betonte, dass sich die Zahlen der betreuten Kinder in den letzten Jahren um 67,1 Prozent (Ein- bis Dreijährige) bzw. 60,9 Prozent (3 Jahre bis Einschulung) erhöht hätten.

Gleichzeitig stieg die Zahl des Kindergartenpersonals in den letzten zehn Jahren jedoch nur um 29,9 Prozent. „Dazu kommt, dass Corona das Personal an den Rand der Belastbarkeit gebracht hat und wir einen spürbaren Rückgang an sehr erfahrenen Fachkräften zu verzeichnen haben. Dies führt unter Umständen auch zu einer Reduzierung der Öffnungszeiten.“

Fakt sei, dass mehr Personal benötigt werde, dass Kinder zu immer längeren Öffnungszeiten betreut werden sollen, der Anstellungsschlüssel in den letzten Jahren von 1:12 auf 1:10 gesunken sei, viele Berufsanfänger nur Teilzeit arbeiten wollten, aber parallel davon ausgegangen werden könne, dass in Würzburg bis zum Jahr 2025 aufgrund des Fachkräftemangels etwa 400 pädagogische Fach- und Ergänzungskräfte fehlen.

Vielversprechend: Ausbildung von Quereinsteigerinnen für Kindertagesbetreuung in Würzburg

„Der Rechtsanspruch auf ganztägige Betreuung von Grundschulkindern ab dem Schuljahr 2026 wird die Situation noch einmal dramatisch verschärfen“, so Küpper. Viel versprechen sich die Verantwortlichen von der Ausbildung von Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern. „Es gibt dafür zwei Kurse in ganz Bayern, einen in Würzburg. Hier starten demnächst 16 Teilnehmerinnen und Teilnehmer“, so Küpper.

Die Verwaltung habe also in den nächsten Jahren die großen Aufgaben, sowohl neues Personal zu qualifizieren, als auch die Betreuungsangebote weiter auszubauen. Fest geplant sind 435 neue Plätze für über 3-Jährige und 210 neue Plätze für unter 3-Jährige. Darüber hinaus müssen mindestens 14 Kita-Standorte saniert werden, da sie bereits seit etwa 25 Jahren in Betrieb sind und Bausubstanzen nicht mehr den aktuellen Anforderungen an Hygiene, Brandschutz, etc. entsprechen.

„Die Schwierigkeit bei Neubauten sind steigende Baukosten und hinterherhinkende Förderprogramme“, verdeutlicht Jugend-, Familien- und Sozialreferentin Dr. Hülya Düber. „Fast kein Träger kann mehr selbst bauen.“ Und so werden 63,2 Prozent der neuen Kindergartenplätze und 59,4 Prozent der Kleinkindplätze von der Stadt Würzburg gebaut – die Kommune könne aber nicht alle Baukosten auf fremdem Grund finanzieren. Jeder Kitaplatz im Bau kostet derzeit etwa 10.000 Euro.

Weiterer Druck durch Energiepreise und Inflation

Eine weitere Problemlage zeichnet sich durch die hohen Energiepreise und die Inflation ab. Bisher deckt die Betriebskostenförderung durch Freistaat und Kommune etwa zwei Drittel der Personal- und Sachkosten. Der Rest wird über Elternbeiträge finanziert. Finanznöte bei allen Beteiligten, der Kommune, den Trägern wie auch den Eltern sind absehbar. „Hier ist absoluter Handlungsdruck vorhanden, sonst drohen eventuell Schließungen“, so Küpper.

Eine Expertenrunde „Kindertagesbetreuung in Würzburg“ aus Vertreterinnen und Vertretern der Stadt Würzburg und der freien Träger soll Lösungsstrategien entwickeln, um die Pluralität in der Trägerschaft zu erhalten und eine quantitativ und qualitativ angemessene Kinderbetreuung in Würzburg vorzuhalten.

  • Gute Kinderbetreuung ist kein Kinderspiel. Mehr dazu hier.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert