Fledermäuse nehmen Winterquartier im Hubland an
Am Hang des Kürnacher Berges wurde 2017 ein unterirdisches Tunnelsystem entdeckt. Im gleichen Jahr hat sich die Fachabteilung Stadtumbau und Stadtentwicklung dieses Tunnelsystems angenommen. Ziel war es, durch Ausbau und Sicherung einen wertvollen Beitrag zum Artenschutz zu leisten.
So entstand im Frühjahr 2019 ein frostfreies, zugluftsicheres und störungsarmes Quartier mit ausreichend hoher Luftfeuchtigkeit. Diese Ausgangsbedingungen sind ideal für die Annahme als Winterquartier für die streng geschützten Fledermäuse. Daher wurde die Tunnelanlage mit zahlreichen zusätzlichen Quartierangeboten, wie Fledermausbrettern, Bimsbetten und Fledermaus-Gewölbesteinen ausgestattet. Ende 2019 wurde der Tunnel für die weitere Pflege, die Wartung und für das Monitoring dem Gartenamt übergeben.
Fledermäuse „sehen“ mit den Ohren
Bereits zu Beginn der Ausbauarbeiten wurden am Eingang des Tunnels zahlreiche Laute verschiedener Fledermausarten erkannt, welche Hoffnung auf eine schnelle Besiedlung aufkommen ließen. In der Tunnelanlage selbst konnten jedoch beim ersten Winter-Monitoring noch keine Fledermäuse nachgewiesen werden. Dies kann daran liegen, dass die Öffnungen zuvor stark zugewachsen und zum Teil verschüttet waren und die Fledermäuse die neu ausgebauten Eingänge erst aufspüren müssen.
Fledermäuse haben relativ kleine Augen. Sie nehmen ihre Umgebung daher hauptsächlich über Echoortung wahr – „sehen“ also über die Ohren. Folglich kann die Entdeckung solcher Öffnungen ein langwieriger Prozess sein, da diese nur aus der Nähe erfasst werden können.
Hubland: Fledermäuse im Hubland halten fünf bis sechs Monate Winterschlaf
Diesen Januar ist die Tunnelanlage nun das dritte Mal in Begleitung des Fledermausexperten Wenger begangen worden. Mit weiteren Mitgliedern der Fledermausgruppe des Naturwissenschaftlichen Vereins unterstützt er die Stadt Würzburg ehrenamtlich im Monitoring der Winterquartiere. Schon wenige Minuten nach dem Eintritt in den Tunnel konnte das noch relativ weit verbreitete Braune Langohr – verborgen unter Spinnennetzen – im Stahlgeflecht des ersten Ganges gesichtet werden.
Nach vorsichtiger, störungsarmer Kontrolle der gesamten Anlage kam als weitere Art noch das seltenere Graue Langohr hinzu. Es bevorzugte einen Bimsstein als Hangplatz. Beide Langohrarten klappen die Ohren im Winterschlaf unter die Flügel, um sich vor Austrocknung zu schützen. Diese können in der Tunnelanlage nun ungestört ihren fünf- bis sechsmonatigen Winterschlaf halten, den sie etwa gegen Ende März beenden. „Wir freuen uns sehr, dass die Anlage durch die Fledermäuse entdeckt und bereits nach so kurzer Zeit als Winterquartier angenommen wurde“, so Gartenamtsleiter Dr. Helge Bert Grob.
Sind die Eingänge erst mal bekannt, werden auch andere Fledermäuse durch Rufe oder Schwärmaktivität auf das neue Quartier aufmerksam gemacht. Die Besiedlungsrate kann dadurch deutlich gesteigert werden. Hat sich für die fliegenden Säuger das Quartier als geeignet herausgestellt, können die Tiere, die im Schnitt fünf bis sieben Jahre alt werden, diese auch über Jahre hinweg immer wieder aufsuchen und für ihren Winterschlaf nutzen.
Schmetterlinge, Spinnen und Stechfliegen
Die Anlage beherbergte bei der Begehung nicht nur die Fledermäuse, sondern auch zahlreiche überwinternde Schmetterlinge, Spinnen und Stechfliegen. Dieses Nahrungsangebot kommt den aus dem Winterschlaf geschwächten Fledermäusen wiederum zu Gute. „Frostsichere und vor allem störungsarme Winterquartiere werden immer seltener“, so Bürgermeister Martin Heilig. „Umso schöner, dass nun zusätzlich zu den bereits zahlreich vorhandenen Sommerquartieren in alten Bäumen im Hubland auch im Winter die Tiere geeignete Quartierangebote finden können. Wir sind gespannt, ob sich im Folgewinter weitere Fledermausarten ansiedeln werden.“
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