Fachakademie Sozialpädagogik: Initiative für Fachkräfte in Heimen und Kitas

Neue Fachakademie für Sozialpädagogik in Würzburg – Diakonisches Werk beginnt mit der Ausbildung

Am 14. Oktober 2022 wurde gefeiert: Schon lange hegte die Diakonie den Wunsch, nach der Berufsfachschule für Kinderpflege auch eine Fachakademie für Sozialpädagogik zu gründen. Im Januar fiel die endgültige Entscheidung zur Umsetzung, im Juli 2022 war es soweit. Die Regierung von Unterfranken erteilte die Betriebserlaubnis und genehmigte die Philipp-Melanchthon Fachakademie für Sozialpädagogik der Diakonie Würzburg.

Das Curriculum wartet mit Überraschungen auf:. In der neuen Philipp-Melanchthon-Fachakademie für Sozialpädagogik können die Studierenden tiergestützte Therapie  kennenlernen oder bei einer Exkursion nach Finnland erlebnispädagogisch geschult werden. Das Besondere an der Ausbildung, die im September in Würzburg startete, ist weiterhin, dass auch auf eine Tätigkeit in der stationären Jugendhilfe vorbereitet wird. Der erste Jahrgang startete einzügig mit 20 Studierenden.

Fachakademie Sozialpädagogik: „Stätte des Lehrens, Ort des Forschens“

Die Fachakademie versteht sich als Stätte des Lehrens und Bildens, aber auch als Ort des Forschens, erläutert Wolfgang Beckmann von der Evangelischen Kinder-, Jugend- und Familienhilfe (EKJFH). Dieser entwickelte das Konzept federführend mit. Während die meisten Akademien für Sozialpädagogik Kindergärten und Krippen im Fokus haben, können sich angehende Erzieherinnen und Erzieher auch schwerpunktmäßig für die Heimerziehung qualifizieren.

Dabei sollen die großen Gestaltungsspielräume genutzt werden, die in der Heimerziehung möglich sind: „Man kann zusammen mit den Jugendlichen seine Hobbys ausüben, sei es Mountainbiking oder Klettern.“ Die Studierenden erlernen und erforschen den Umgang mit Teenagern, die aus unterschiedlichen Gründen in ihrer Herkunftsfamilie keine allzu guten Erfahrungen gemacht haben.

Kompetenzen für einen nachhaltigen Lebensstil

Das Team der Akademie ist bestrebt, die Studierenden für die Zukunft fit zu machen. Es geht also nicht nur um die Herausforderungen im Hier und Heute. Darum wird auf ökologische Themen großer Wert gelegt. ErzieherInnen, so Beckmann, haben die Aufgabe, jungen Menschen Kompetenzen für einen nachhaltigen Lebensstil zu vermitteln. Diese wachsen in eine Welt hinein, die durch Klimawandel, Artensterben und Wasserknappheit bedroht ist.

In der neuen Fachakademie lernen die Studierenden ökologisch nachhaltig, inklusiv und interkulturell zu arbeiten. Die Ausbildung dauert insgesamt drei Jahre. Zwei Jahre lang findet sie in der Schule statt. Im dritten Jahr wird ein Berufspraktikum abgeleistet, so Beckmann: „In diesem dritten Jahr verdienen die Studierenden bereits eigenes Geld.“

Erfahrene PädagogInnen stehen den Studierenden hilfreich zur Seite. Die im theoretischen Ausbildungsteil eingebetteten Praktikumseinsätze können in einer Kita, aber eben auch in den verschiedenen Wohngruppen der Evangelischen Jugendhilfe in Unterfranken abgeleistet werden. Die Studierenden erfahren dort beispielsweise, wie der Alltag in einer Wohngruppe gestaltet ist und welche Möglichkeiten es in der Heimerziehung gibt, Freizeit sinnvoll zu gestalten.

„Die Atmosphäre in der Philipp-Melanchthon-Schule ist familiär“, so Beckmann. Das garantiert einen intensiven Austausch zwischen dem 15-köpfigen Dozententeam und den Studierenden.

Fachkräftemangel in der Heimerziehung

Der Fachkräftemangel in der Heimerziehung, der sich von Jahr zu Jahr verschärft, war Anlass für das Diakonische Werk Würzburg, die neue Ausbildung anzubieten. Deutschlandweit wächst der Bedarf nach Erzieherinnen und Erziehern, so Ulrike Wiesen-Dold, Leiterin der Berufsfachschule für Kinderpflege und zugleich zukünftige Leiterin der Fachakademie. Dies liegt unter anderem am neuen Rechtsanspruch auf Kinderbetreuung. Allein in Kitas sollen inzwischen 230.000 Erzieherinnen und Erzieher fehlen. Der Mangel an pädagogischen Fachkräften in der stationären Jugendhilfe führt mancherorts inzwischen bereits dazu, dass Kinder, die unbedingt einen Heimplatz benötigen, abgewiesen sowie Starts von Gruppen in Kindertagesstätten aus Personalmangel verschoben werden mussten.

Schulische Voraussetzung für die neue Ausbildung ist die Mittlere Reife. Die Studierenden sollten außerdem einschlägige Vorerfahrungen mitbringen, etwa durch eine Ausbildung zur Kinderpflegerin bzw. Kinderpfleger. Wer nach dem Abitur oder Fachabitur in die Ausbildung einsteigen möchte, muss 200 Stunden Praxiserfahrung nachweisen. Beckmann: „Es ist jedoch kein Problem, das Praktikum vor Beginn der Ausbildung im September bei uns in der Einrichtung zu absolvieren.“ Schulgeld oder Anmeldegebühren fallen nicht an.

  • 23 Pflegekräfte absolvierten erfolgreich Examen im Juliusspital. Mehr dazu hier.

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