Erich Beck aus Gerbrunn vermittelte in 45 Jahren über 12,5 Millionen Euro Spendengelder an soziale Einrichtungen. Am Montag feiert der Ex-Bankdirektor seinen 85. Geburtstag
Was andere Menschen im Ruhestand machen: wandern, gärtnern, dicke Romane lesen, mit den Enkelkindern spielen oder einfach in den Tag hineinleben. Was Erich Beck aus Gerbrunn macht nach 45 Jahren Karriere: Menschen helfen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Der Ex-Bankdirektor nutzt seit einem halben Jahrhundert sein Netzwerk und seinen einzigartigen Charme, um Spendengelder für soziale Einrichtungen in der Region zu sammeln – mit beispiellosem Erfolg.
Fantastische 12,5 Millionen Euro hat er über die Jahre vermittelt. Damit hat der Gebrunner entscheidend dazu beigetragen, dass manchen sozialen Organisation und vielen alten, kranken oder behinderten Menschen Herzenswünsche erfüllt werden konnten, die ohne Beck und sein Engagement wohl Wünsche geblieben wären. Die Kraft und die Beharrlichkeit, mit der Beck seine Mission verfolgt, nötigen Respekt ab, auch angesichts seines Alters: Am Montag, 11. März feiert Erich Beck seinen 85. Geburtstag! Solche Jahrestage sind für Beck allerdings kein Grund, ernsthaft über ein Ende seiner Mission nachzudenken. „Solange es meine Gesundheit zulässt, mache ich weiter.“
Brücken bauen zwischen Menschen
Das ist das große Talent von Erich Beck: Er ist ein geborener Netzwerker, der Brücken bauen kann zwischen Menschen und Organisationen. Er hat ein offenes Ohr für Probleme und Nöte und weiß, wo Hilfe zu holen ist. So organisiert und vermittelt er Spendengelder, wobei ihm sein unermüdliches und diskretes Vorgehen manche Türe öffnet, die anderen verschlossen bleiben – wobei er aber auch sehr genau weiß, in welcher Tonlage er an welche Tür zu klopfen hat.
Die Spender sind meist Unternehmen aus der Region. Auch die Sparkasse Mainfranken Würzburg gehört seit langer Zeit zu Becks zuverlässigsten Unterstützern. Viel Geld geben auch Privatleute, die auf eigenen Wunsch meist anonym bleiben wollen und sich Beck und seiner Mission persönlich verbunden fühlen. Was alle Spender gemeinsam haben, ist das Vertrauen, das sie in Erich Beck setzen, weil sie wissen: Jeder Euro kommt da an, wo er gebraucht wird. Mit Spendenquittung.
Wo das gesammelte Geld hin geht
Zu den Empfängern der Spendengelder, die Beck vermittelt, gehören beispielsweise die Mainfränkischen Werkstätten, wo behinderte Menschen die Chance auf eine Berufsausbildung haben. Oder das Café Perspektive, welches Beck besonders am Herzen liegt. Das Ausflugslokal am Waldfriedhof beschäftigt Menschen, die es auf dem regulären Arbeitsmarkt schwer haben. Dann gibt es den Tierpark Sommerhausen, das Altenheim St. Thekla in der Sanderau, das Zentrum für Körperbehinderte und die Kinderpalliativstation am Heuchelhof. Das Deutsche Aussätzigen Hilfswerk, die Rumänienhilfe der verstorbenen Landtagspräsidentin Barbara Stamm, das Blindeninstitut Würzburg, die Wärmestube der Caritas, die Missio-Kinderklinik, der Verein FortSchritt Würzburg, die Palliativstation der Malteser, die Lebenshilfe Würzburg und die Bahnhofsmission.
Bei Becks Engagement geht es aber nicht immer um große Geldbeträge. Nur ein Beispiel: Jedes Jahr sorgt er – quasi als Ehrenbotschafter der Frankenfestspiele Röttingen – dafür, dass bedürftige Senioren Freikarten für die Festspiele bekommen. Als gebürtigem Röttinger ist ihm das ein Herzensanliegen.
Bildergalerie: Die Mission des Erich Beck
Warum Erich Beck all das macht
Drei besondere Menschen und ein Schicksalsschlag haben dazu beigetragen, dass Erich Beck noch lange nicht die Füße hochlegen mag. Da ist zum einen sein Vater und dessen Leitspruch: „Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.“ Dann ist seine Frau Heidi zu nennen, die dem ruhelosen Ruheständler den Rücken stärkt. Und die gemeinsame Tochter Heike, die 1969 mit einer zerebralen Bewegungsstörung auf die Welt kam. Für Heidi und Erich Beck war das ein Schock: Wird das Kind je laufen lernen, zur Schule gehen, selbständig leben können?
Fast 55 Jahre später: Heike geht es gut, wie Erich Beck erzählt. „Wir sind sprachlos, wie toll sich unsere Tochter entwickelt hat. Sie hat ihr Leben voll im Griff.“ Ein wesentlicher Grund dafür ist die Unterstützung und Förderung, die seine Tochter erfahren hat – vor allem im Zentrum für Körperbehinderte auf dem Heuchelhof. Der Weg seiner Tochter war für Beck ein Erweckungserlebnis. Er erkannte, wie wichtig die richtige Förderung ist, welchen Unterschied engagierte Therapeuten machen können.
Ein Dankeschön an Unterstützer und Weggefährten
Weil gute Förderung aber viel Geld kostet, stellte Beck seine Erfahrungen aus der Finanzwelt erst dem Vorstand des Zentrums für Körperbehinderte als Schatzmeister zur Verfügung, er war 25 Jahre lang Teil des Vorstands. Und er beschloss, dass er mehr tun will –der Beginn einer beispiellosen Erfolgsgeschichte. Bei der natürlich all die Menschen und Organisationen gewürdigt werden müssen, die Beck im Lauf der Zeit unterstützt haben. „Das erfüllt mich mit tief empfundener Dankbarkeit“, sagt Beck. Denn er weiß: Ganz alleine kann kaum keiner etwas bewirken.
Einige von seinen Weggefährten erwartet Erich Beck zu seiner Geburtstagsfeier daheim in Gerbrunn. Neben zahlreichen Freunden und Gratulanten kommen Landrat Thomas Eberth und Arthur Steinmann mit seiner Frau. Der Präsident des Fränkischen Weinbauverbands kann Becks Passion gut nachvollziehen. Er selbst engagiert sich besonders in der Christiane-Herzog-Stiftung zur Erforschung und Bekämpfung der Erbkrankheit Mukoviszidose.
„Vergelt´s Gott für alles“
Erich Beck wurde am 11. März 1939 in Würzburg als erster Sohn eines Küfermeisters geboren. Aufgewachsen ist er in Röttingen, seit 50 Jahren lebt Erich Beck in Gerbrunn. 1968 heiratete er „seine Heidi“, ein Jahr später kommt Tochter Heike zur Welt.
Seine Karriere begann bei der Commerzbank in Würzburg; es folgten führende Positionen bei der Bayerischen Staatsbank und – nach mehreren Fusionen – bei der Hypo-Vereinsbank, wo er am Ende seiner Laufbahn noch zum Bankdirektor ernannt wurde.
Für seine Verdienste hat Erich Beck zahlreiche Ehrungen erhalten, darunter das Bundesverdienstkreuz am Bande, die Bayerische Sozialmedaille, das Kronenkreuz in Gold der Diakonie, den Tanzenden Schäfer der Stadt Würzburg, den Kristallzinnbecher des Landkreises Würzburg und den Ehrenteller der Stadt Röttingen.
Am meisten freut sich Beck aber über die Briefe, die er in all den Jahren erhalten hat. Zum Beispiel von Johannes Amrhein, Einrichtungsleiter des Seniorenzentrums St. Thekla. Er schrieb: „Vergelt´s Gott für alles, was Sie uns Gutes getan haben.“