Das Lachen und der Tod: Im Seniorenheim St. Nikolaus sind 13 Menschen an COVID-19 gestorben

Im Seniorenheim St. Nikolaus in der Sanderau hat sich etwa die Hälfte der Bewohner mit dem Coronavirus infiziert.

„Sie würden nicht glauben, wie viel in unseren Seniorenheimen gelacht wird. Das Lachen hat einen festen Platz bei uns – ebenso wie der Tod.“ Chefarzt Dr. Michael Schwab, von dem dieses Zitat stammt, ist Leiter der Geriatrischen Rehabilitationsklinik des Bürgerspitals in der Sanderau. Gemeinsam mit seinen Kollegen und den Pflegern kämpft er im Seniorenheim St. Nikolaus gegen einen unsichtbaren Feind. Dort sind mittlerweile 13 Bewohner an COVID-19 gestorben. Das letzte Opfer war am Sonntag ein 80 Jahre alter, schwer vorerkrankter Mann.

Infizierte auf eigenen Stationen untergebracht

Das Seniorenheim St. Nikolaus gehört zum Bürgerspital und war in den letzten Tagen bundesweit in die Schlagzeilen geraten, weil es das erste Heim war, im dem das neuartige Coronavirus massiv auftrat. Inzwischen werden die Bewohner des Heims und die Pfleger regelmäßig getestet. Etwa die Hälfte der 120 Senioren, die in St. Nikolaus leben, ist infiziert. In einem fast 20-stündigen Großeinsatz wurden am Samstag 40 Bewohner von Rettungsdiensten und der Feuerwehr innerhalb des Heims verlegt. Damit sind alle infizierten Senioren auf drei abgeriegelten Stationen im Heim untergebracht.

In einem fast 20-stündigen Großeinsatz wurden am Samstag 40 Bewohner von Rettungsdiensten und der Feuerwehr innerhalb des Heims verlegt. Damit sind alle infizierten Senioren auf drei abgeriegelten Stationen im Heim untergebracht.

Die Bewohner, so Einsatzleiter Uwe Kinstle von den Johannitern, würden mit der Situation im Heim sehr gut zurechtkommen. Die meisten der Heiminsassen leiden an Demenz; trotzdem bekommen sie sehr wohl mit, was um sie herum vorgeht. Viele erkundigen sich bei ihren Pflegern, fragen nach den Ergebnissen der Tests: „Bin ich gesund?“ In Panik geraten sie wohl aber nicht: Auf die Frage, wie man sich den „Alltag“ in einem Pflegeheim mitten in der Corona-Krise vorstellen muss, in dem fast ausschließlich demente und hochbetagte Menschen leben, sagt Dr. Schwab: „Es herrschen überraschend geordnete Verhältnisse.“

Betroffene Senioren zeigen oft keine Symptome

Die Mitarbeiter des Heims gingen bis an ihre persönlichen Belastungsgrenzen, damit es ihren Bewohnern gut geht. Und der Tod – er ist ohnehin ein treuer Besucher. Schon vor Corona, in einem ganz normalen Wintermonat, hat er neun, zehn der Bewohner geholt. Das hohe Alter und die Krankheiten des Körpers und des Geistes, die es mit sich bringt, sorgen dafür, dass die meisten Bewohner eines Seniorenheims wie St. Nikolaus nicht länger als ein Jahr bleiben.

Das Seniorenheim St. Nikolaus gehört zum Bürgerspital und war in den letzten Tagen bundesweit in die Schlagzeilen geraten, weil es das erste Heim war, im dem das neuartige Coronavirus massiv auftrat.

Dennoch lachen sie viel, am Ende ihres Lebens. Der Tod kommt sowieso. Und manchmal schlagen sie ihm sogar ein Schnippchen und lassen ihn noch ein wenig länger warten: „Erstaunlich viele infizierte Senioren zeigen überhaupt keine Krankheitssymptome“, berichtet Dr. Schwab. Dies habe die Ärzte überrascht; bislang sei man davon ausgegangen, dass zwar jüngere Patienten eine Infektion in den allermeisten Fällen gut verkraften, ältere hingegen dem Virus kaum etwas entgegen zu setzen hätten. Außerdem seien einige Senioren, die wegen COVID-19 auf die Intensivstation im Krankenhaus verlegt werden mussten, auf dem Weg der Genesung. „Die Ärzte lernen jeden Tag dazu.“

Chefarzt Dr. Michael Schwab berichtet bei einer Pressekonferenz gemeinsam mit Oberbürgermeister Christian Schuchardt und dem Leiter des Würzburger Gesundheitsamtes, Johann Löw, über die Lage im Seniorenheim St. Nikolaus.

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