Kiffen erlaubt – und dann?

Würzburger Podiumsdiskussion zur Legalisierung von Cannabis und zur Frage, wie erfolgreicher Jugendschutz aussehen kann

Gut besucht war die Fachdiskussion im Jugendkulturhaus Cairo zum Thema „Anstehende Legalisierung von Cannabis und damit verbundene Herausforderungen an den Jugendschutz“, die von Kilian Schick (Erzieherischer Kinder- und Jugendschutz, Fachbereich Jugend und Familie Stadt Würzburg) in Kooperation mit der Suchtpräventionsfachstelle der Stadt in Trägerschaft der Diakonie organisiert wurde. Felix Hofmann (Stadtjugendring) moderierte die angeregte Fachdiskussion, bei der sich die 70 Gäste mittels eines digitalen Umfragetools beteiligen konnten.

„Erhebliche Gefahren für junge Menschen“

Einig waren sich alle Diskutierenden auf dem Podium, wie wichtig Präventionsangebote im Zuge einer Legalisierung sein werden: Bereits die Diskussion um eine kontrollierte Abgabe von Cannabis hebe die Bedeutung von Jugendschutz und Prävention. „Qualitätsgesicherte Maßnahmen, angepasst an die Bedarfe unterschiedlicher Zielgruppen, müssen gefördert werden“, so Hannah Strauch vom Bayerischen Zentrum für Prävention und Gesundheitsförderung (ZPG).

Auch Prof. Dr. Marcel Romanos, Klinikdirektor der Kinder- und Jugendpsychiatrie Würzburg, betonte die Wichtigkeit des Jugendschutzes bei Umsetzung der aktuellen Gesetzesvorhaben: „Die Entkriminalisierung von Cannabis ist ein nachvollziehbares Anliegen, birgt jedoch erhebliche Gefahren für junge Menschen. Bislang gibt es international kein Modell, das diesen Gefahren wirksam begegnen konnte. Insofern müssen die aktuellen Gesetzesvorhaben kritisch geprüft und, sollten sie weiterverfolgt werden, der bereits heute vernachlässigte Jugendschutz wirksam ausgebaut werden.“

Hilfe suchen: die Hemmschwelle sinkt

Matthias Weber, leitender Polizeidirektor der Polizeiinspektion Würzburg Stadt, pflichtete Romanos in seiner Sorge bei, denn Studien zeigten, dass zu Beginn der Legalisierung in betroffenen Ländern der Cannabiskonsum bei jungen Menschen erst einmal ansteigen würde. Holger Faust, Leiter der Jugend- und Drogenberatung der Stadt Würzburg, erwartet, dass die Beratungsangebote bei jungen Menschen deutlich stärker nachgefragt werden. „Man kann davon ausgehen, dass bei einer Entkriminalisierung die Hemmschwelle von Jugendlichen und jungen Erwachsenen, sich Hilfe zu suchen, sinken wird.“

Im Grunde konnte sich das Podium geschlossen darauf einigen, dass es im Rahmen der anstehenden Legalisierung mehr gut wirkende Präventionsangebote für Kinder und Jugendliche geben müsse. Hier könnten sowohl das bereits laufende Projekt Flashback (ein Präventionsprojekt an Würzburger Schulen, unterstützt vom Fachbereich Jugend und Familie der Stadt, durchgeführt von der Suchtpräventionsfachstelle in Kooperation mit der Polizei) angepasst, überprüft und ausgebaut werden, als auch vom ZPG unterstützte Programme wie „Cannabis Quo Vadis“ übernommen und durchgeführt werden.

„Klar ist, dass wir unsere Jugendlichen vor den Gefahren des intensiven Cannabiskonsum schützen müssen und das ohne den erhobenen Zeigefinder. Dann werden die Jugendlichen diese Angebote auch annehmen“, so Miriam Ehrenfried von der Jugendbeteiligung des Stadtjugendrings.

Cannabis-Legalisierung-Würzburg
Von links: Felix Hofmann (Stadtjugendring), Matthias Weber (Leitender Polizeidirektor Würzburg-Stadt), Prof. Dr. Marcel Romanos (Klinikdirektor der Kinder- und Jugendpsychiatrie Würzburg), Miriam Ehrenfried (Stadtjugendring), Hannah Strauch (Bay. Zentrum für Prävention und Gesundheitsförderung), Holger Faust (Leiter Jugend- und Drogenberatung Stadt Würzburg), Steffen Siegel (Leiter Sachgebiet Jugendhilfe im Strafverfahren), stehend Monika Kraft (stv. Leiterin Fachbereich Jugend und Familie). Foto Kilian Schick

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