Zahnpflege-Mythen entlarvt

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„Kauen statt Bürsten“ und andere olle Kamellen: IfK entlarvt sechs Mythen rund um die Zahnpflege

Gesunde Zähne leisten einen wichtigen Beitrag zum Wohlbefinden. Rund um die Zahnpflege halten sich jedoch manche Mythen so hartnäckig wie die bakterielle Plaque an den Zähnen. Die Informationsstelle für Kariesprophylaxe (IfK) hat gemeinsam mit ihrem Sprecher Professor Stefan Zimmer einige Mythen genauer unter die Lupe genommen. So sind Patienten für den nächsten Zahnarztbesuch bestens gewappnet.

1. Mythos: Jeder sollte zwei Minuten lang die Zähne putzen!

„Diese pauschale Empfehlung ist nicht haltbar“, erklärt Professor Zimmer. Es kann sein, dass manche Menschen nur zwei Minuten für das Zähneputzen benötigen. Andere können hingegen fünf Minuten brauchen. Wichtig ist, dass die bakterielle Plaque entfernt wird – und zwar nicht nur an der Innen- und Außenseite sowie auf den Kauflächen. „Bei der Zahnpflege werden gerne die Zahnzwischenräume vergessen. Hier können sich Speisereste anlagern und Karies begünstigen. Dem kann man mit Zahnseide und Interdentalbürsten entgegenwirken.

2. Mythos: Die Art der Zahnbürste ist nicht für den Putzerfolg entscheidend!

Egal ob ein planes Borstenfeld oder eine Bürste mit vielen Extra-Borsten – die Zähne werden sauber, denken viele Menschen. Doch weit gefehlt. „Studien zeigen, dass Bürstenkopfe mit wechselweise angeordneten kürzeren und längeren oder angewinkelten Borsten besser in Zahnzwischenräume und an den Zahnfleischrand gelangen. Gerade diese Stellen sind für Karies und Zahnfleischentzündungen oder eine Parodontitis besonders gefährdet“, erklärt Professor Zimmer. Auch wenn eine elektrische oder eine Handzahnbürste viele technische Extras aufweist, putzt sie noch lange nicht von alleine. Sie bietet aber bestmögliche Unterstützung.

3. Mythos: Zahnpflege-Kaugummis können die Zahnbürste ersetzen!

„Nach dem Essen einen Kaugummi“, empfiehlt die Werbung und suggeriert, dass das Zähneputzen erspart bleibt. Professor Zimmer warnt: „Das Kauen eines zuckerfreien Kaugummis regt den Speichelfluss an und neutralisiert damit Säuren im Mundraum, die für Karies verantwortlich sind. Aber Kaugummis entfernen kaum Plaque, in denen sich unter anderem die kariesverursachenden Bakterien tummeln.“ Deshalb kann der zuckerfreie Kaugummi die Zahnbürste nicht ersetzen. Wenn das Zähneputzen gerade nicht möglich ist, kann zuckerfreier Kaugummi, wenn er regelmäßig verwendet wird, einen sinnvollen Beitrag zur Zahngesundheit leisten.

4. Mythos: Karies ist ansteckend!

Richtig ist, dass ein Mensch keimfrei zur Welt kommt und dass auch seine Mundhöhle erst danach von Bakterien besiedelt wird. Einer dieser Keime ist Streptokokkus mutans, der nachweislich Karies verursachen kann. Deshalb sind manche Zahnmediziner der Meinung, man müsse die Besiedelung mit Streptokokkus mutans vermeiden. Teil dieser Strategie ist, dass man seine Kinder nicht küssen und ihren Löffel sowie den herunter gefallenen Schnuller nicht ablecken soll, um so die Keimübertragung von den Eltern auf das Kind zu verhindern. Diese Strategie greift aber viel zu kurz, denn in der Mundhöhle leben bis zu 1.000 Bakterienarten, von denen die meisten nützlich für uns sind. Sie gehören zur normalen Mundflora und haben sich dort im Laufe einer langen Evolution etabliert.

Das Problem ist vielmehr die Ernährung: Durch unsere zuckerreiche Ernährung schaffen wir ideale Bedingungen für die Bakterien, die Karies verursachen können. Dadurch nimmt ihr Anteil an der Mundflora enorm zu und erst dadurch entsteht das Problem.

5. Mythos: Kinder sollen möglichst früh selbst Zähne putzen!

Die ersten Milchzähne werden von den Eltern geputzt. Im Alter von drei bis sieben Jahren sollten Kinder spielerisch an die Zahnpflege herangeführt werden. Das ist wichtig, um die Akzeptanz langfristig zu steigern. „Die Eltern sollten das Zähneputzen bis zu einem Alter von etwa acht Jahren überwachen und gegebenenfalls nachputzen“, rät Professor Zimmer. Denn erst wenn Kinder die Schreibschrift flüssig beherrschen, sind sie motorisch fähig, Zahnputzbewegungen genau auszuführen.

6. Mythos: Fluoride sind für Erwachsene nicht wichtig!

Konsequente Zahnhygiene und eine achtsame Ernährung reichen nicht, um Karies zu verhindern – auch das gehört (leider) zu den Mythen rund um die Zahnpflege. „Wichtig ist auch, dass ausreichend Fluoride zugeführt werden, da diese eine anerkannt hohe Kariesschutzwirkung haben, indem sie den Zahnschmelz für Karies unempfindlicher machen. Dies gilt nicht nur für Kinder mit Milchzähnen, wie häufig vermutet wird“, erklärt Professor Zimmer. Fluoridhaltige Zahnpflegemittel (Zahnpasten, Spüllösungen, Gelees) erreichen auch an bleibenden Zähnen eine lokale Schutzwirkung. Zusätzlich fördert die Verwendung von fluoridiertem Speisesalz eine gesunde Zahnentwicklung und eine geringere Kariesanfälligkeit. Der Zahnschmelz wird vor einer Demineralisation geschützt – also vor dem Abbau von Mineralien aus dem Zahnschmelz durch Säuren. Außerdem fördert Fluorid den Wiedereinbau von Mineralien in den Zahnschmelz.

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