Kitzingen wird wieder zum Mekka der Pressefotos: World-Press-Photo-Ausstellung vom 22. Februar bis 30. März in der Rathaushalle
Seit 2007 ist Kitzingen der einzige Ort in ganz Bayern, der eine der weltweit renommiertesten Foto-Ausstellungen zeigt. Die World-Press-Photo Ausstellung (WPP) verspricht auch heuer wieder Einblicke in ferne Länder und berührende Schicksale.
145 Bilder und ein prämiertes Video sind von Samstag, 22. Februar, bis einschließlich Sonntag, 30. März, in der Rathaushalle Kitzingen zu sehen. Aufnahmen, die besonders unter die Haut gehen, sind wieder im Rathauskeller ausgestellt. Die Öffnungszeiten: täglich, von 10 bis 18 Uhr. Donnerstags und sonntags von 10 bis 20 Uhr.
Den Wettbewerb um das weltweit beste Pressefoto gibt es bereits seit 1955. Im letzten Jahr sind rund 60.000 Bilder von 4.000 Fotografen aus 130 Ländern eingereicht worden. Seit 2022 gibt es eine neue Vorgehensweise: Aus sechs Regionen dieser Erde wählt eine Jury die besten Einsendungen in den Kategorien Einzelfotos, Fotoserien, Langfristige Projekte bzw. Offenes Format. Letzteres eröffnet den Teilnehmern die Möglichkeit, auch Videos, webbasierte Projekte oder Fotocollagen einzureichen. Das prämierte Video, das in Kitzingen zu sehen sein wird, befasst sich mit einer gefährlichen Fluchtroute im Atlantik, von Afrika nach Europa.

„Heimkehr aus dem Krieg“
Von 2020 bis zu einem Waffenstillstand im November 2022 war der Norden Äthiopiens Schauplatz bewaffneter Konflikte zwischen Regierungstruppen und der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF). Kibrom Berhane schloss sich Anfang 2021 den Tigray Defense Forces (dem bewaffneten Arm der TPLF) an, nachdem Regierungstruppen sein Dorf im Osten von Tigray angegriffen hatten. Er kämpfte, bis er durch eine Granate ein Bein verlor – einen Monat vor dem Friedensabkommen. Beeindruckt von Kibroms Entschlossenheit, in sein alltägliches Leben zurückzukehren, wollte der Fotograf die oft unbeachteten Folgen des Krieges zeigen.

„Valim-babena“
Dada Paul und seine Enkelin Odliatemix machen sich für den Kirchgang zurecht. Er lebt seit 11 Jahren mit Demenz. Einen Großteil dieser Zeit dachte seine Familie, er sei »wahnsinnig« geworden oder die Symptome hingen mit seinem Alkoholkonsum zusammen. Nur seine Tochter Fara hatte eine andere Vermutung und umsorgte ihn weiterhin. (Antananarivo, Madagaskar, 12. März 2023)

Fara und ihre Tochter Odliatemix liegen auf dem Bett, das sie sich mit Dada Paul teilen. Fara ist die Alleinverdienerin der dreiköpfigen Familie. Nur eine einzige Organisation in Madagaskar, Masoandro Mody, bietet Angehörigen von Demenzkranken Unterstützung und Schulungen.

„Die Flucht“
Die tunesische Revolution von 2011, die den Arabischen Frühling auslöste, erfüllte die nach Demokratie, sozialer Gerechtigkeit und Meinungsfreiheit strebenden Tunesier*innen mit Hoffnung. Doch das folgende Jahrzehnt brachte politische Instabilität, anhaltende Wirtschaftskrisen und soziale Ungleichheit. Leidtragende waren vor allem die jungen Leute. Mehr als 40 Prozent der tunesischen Bevölkerung sind zwischen 15 und 34 Jahren alt; die Arbeitslosigkeit der unter 24-Jährigen beträgt rund 40 Prozent.

„Die Flucht“
Malek (24), eine DJ und Studentin der Kommunikationswissenschaften in Brüssel beim Wiedersehen mit ihrer Freundin Kmar nach der Rückkehr aus dem Urlaub. (Tunis, Tunesien, 19. April 2023)

„Überlebende“
Shila (32), eine dreifache Mutter, betrieb einen Friseursalon, bevor eritreische Soldaten in ihre Stadt einfielen und sie über drei Monate hinweg wiederholt vergewaltigten. Sie wurde schwanger und brachte einen Jungen zur Welt. Ihre anderen Kinder wissen nicht, dass ihrer Mutter missbraucht wurde, und noch weiß Shila nicht, ob sie je stark genug sein wird, ihnen die Wahrheit zu sagen. (Mek’ele, Region Tigray, Äthiopien, 2. November 2023)

Dieses Projekt ist eine intime Bilddokumentation, die sich mit dem Konzept des Familienfotos auseinandersetzt. In enger Zusammenarbeit mit der Familie erzählt die Fotografin hier die Geschichte von Jiuer, einer jungen, dreifachen Mutter in Nordchina, die nach ihrer Krebsdiagnose das Leben in den verbleibenden Jahren mit größerer Einsicht und Wertschätzung betrachtete. Vor ihrer Operation lud Jiuer die Fotografin dazu ein, einige Familienfotos zu machen; nachdem sich ihr Zustand verschlechtert hatte, bat sie die Fotografin darum, die mit ihren Kindern verbrachte Zeit fotografisch zu dokumentieren.

Jiuers Zustand verschlechtert sich von Tag zu Tag. Sie schlägt vor, ein Familienfoto zu machen. Sie sagt: »Ich werde nicht dabei sein, wenn ihr größer werdet. Lasst uns doch ein Familienfoto machen, das zeigt, wie wir in 20 Jahren aussehen.« (Liaoning, China, 5. Februar 2022)
Die Regionen sind aufgeteilt in Afrika, Asien, Europa, Nord- und Mittelamerika, Südamerika sowie Südostasien und Ozeanien. Ein Ziel dieser Umstellung: Eine fairere Preisverleihung. Jetzt haben auch Pressefotografen aus Krisengebieten ohne professionelle Unterstützung großer Verlage realistische Chancen auf einen Gewinn. Ihre oftmals gefährliche Arbeit vor Ort wird gewürdigt. Unter anderem durch eine lobende Erwähnung und den Sonderpreis der Jury.
Bewegende Geschichten von menschlichen Schicksalen
Im Mittelpunkt der diesjährigen Ausstellung World Press Photo stehen 31 bewegende Geschichten, die von menschlichen Schicksalen berichten, die in der Fülle der täglichen Berichterstattung kaum einen Platz finden.
Es sind die persönlichen Schicksale ganz unterschiedlicher Menschen, die durch intensive Bilddokumentationen und prägnante Texte nachempfunden werden können: das Leben einer krebskranken Frau in China, von Demenzkranken in Afrika, oder Jugendlichen, die in Tunesien aufwachsen. Es gibt aber auch erfreuliche Themen. Eine Gruppe von Aktivisten, die sich in Südamerika um die Artenvielfalt kümmern, die Freude einer Familie, die ihren verletzten Sohn nach dem Kriegseinsatz zu Hause in die Arme nimmt.

Am 6. Juni 2023 beschädigten mehrere Explosionen die Staumauer des von Russland kontrollierten Kachowka-Staudamms im Südosten der Ukraine. Dadurch kam es in Cherson, den Dnepr flussabwärts, zu schweren Überschwemmungen. Ein freiwilliger Helfer rettet Katzen im überfluteten Hafenbezirk. Die durch den Bruch des Kachowka Staudamms verursachten Überschwemmungen dauerten 19 Tage. (Cherson, Ukraine, 9. Juni 2023)

Deutschland positioniert sich zwar als Vorreiter eines Übergangs zu erneuerbaren Energien bis 2030, ist aber bei der Energieerzeugung nach wie vor abhängig von Kohle. Im Rheinland wurden seit den 1970er- Jahren Wälder gerodet und Dörfer abgerissen, um Platz für die Tagebaue Hambach und Garzweiler zu schaffen. Um weitere solcher Maßnahmen zu verhindern, besetzten Aktivist*innen ab 2012 den Hambacher Forst und später auch das Dorf Lützerath. 2023 gelang es ihnen, einen Rest des Waldes und fünf von sechs zum Abriss bestimmte Dörfer zu retten.

Polizei- und Sicherheitsbeamt*innen der RWE Energiegesellschaft blockieren Aktivist*innen der Aktionsallianz Ende Gelände, die in den Tagebau Hambach eingedrungen sind. (Kerpen, Deutschland, 5. November 2017)

Satyrus effendi ist eine seltene Schmetterlingsart, benannt nach dem Vater der Fotografin, Rustam Effendi, einem sowjetischaserbaidschanischen Entomologen. Zeit seines Lebens sammelte Rustam Effendi Schmetterlinge. Um bestimmte Exemplare zu fangen, bereiste er das heute umkämpfte Grenzgebiet zwischen Armenien und Aserbaidschan. Sein Tod 1991 fiel mit dem Beginn des jahrzehntelangen Konflikts um die Region Bergkarabach zusammen. Für dieses Projekt ist die Fotografin den Spuren ihres Vaters in der kriegsgeplagten Region gefolgt.

„Die Rettung der Monarchen“
In Kanada, den USA und Mexiko schließen sich überall Menschen zusammen, um dem Verlust der östlichen Population des Monarchfalters entgegenzuwirken. Gründe für den seit Mitte der 1990er- Jahre zu verzeichnenden Rückgang von 80 Prozent sind die Zerstörung von Brutgebieten, das Verschwinden der Seidenpflanze (als einziger Nahrungsquelle der Raupen) durch eine expandierende industrielle Landwirtschaft entlang ihrer Wanderrouten und mittlerweile auch der Klimawandel.

„Die Rettung der Monarchen“
Sabino Marín Reyes schmückt die Gräber von Verwandten zur Feier des Tag der Toten. Für die indigene Mazahua-Bevölkerung symbolisieren die Monarchfalter die Seelen der Verstorbenen. (Comunidad Indígena Francisco Serrato, Michoacán, Mexiko, 2. November 2023)

Ein Migrant läuft über das Wagondach eines Güterzugs, der »Die Bestie« genannt wird. Migrant*innen und Asylsuchende, die kein Geld haben, um Schlepper*innen zu bezahlen, nutzen meist Güterzüge, um an die US-Grenze zu gelangen. Diese Fortbewegungsmethode birgt erhebliche Risiken; im Laufe der Jahre sind zahlreiche Personen auf die Gleise gestürzt und dabei getötet oder schwer verletzt worden. (Piedras Negras, Mexiko, 8. Oktober 2023)
Schaufenstergalerie und Führungen
Der Stadtmarketingverein organisiert auch dieses Jahr wieder eine Schaufenstergalerie. Rund 70 Bilder aus dem begleitenden Fotowettbewerb der Stadt Kitzingen werden in den Schaufenstern der Einzelhändler ausgestellt. Mehr als 350 Bilder sind letztes Jahr eingeschickt worden: ein Rekord! Auch für dieses Jahr ist wieder ein Wettbewerb unter dem Motto „Freiheit“ geplant.
Ganz neu im Programm sind Führungen. Mehrmals wöchentlich werden Führungen durch die Ausstellung angeboten.
Mehr Info und Termine zur Ausstellung World Press Photo unter www.stadt-kitzingen.de oder in der Tourist-Info Kitzingen tourismus@stadt-kitzingen.de oder per Telefon: 09321-208888

Dieses Projekt verbindet Fakten und Fiktion, um den jahrzehntelangen Ausschluss von geouteten LGBTQI+- Astronaut*innen durch die US-Raumfahrtbehörde anzuprangern. In staatlichen Archiven und denen der NASA konnte die Fotografin keine Belege für eine Beteiligung queerer Personen am Raumfahrtprogramm finden. Diese Lücke brachte sie auf die Idee, sich die Queere Raumfahrtbehörde auszudenken.

Die Isle de Jean Charles, eine 130 Kilometer südlich von New Orleans gelegene Insel, versinkt aufgrund von Bodenerosion, die durch den Klimawandel und Offshore-Ölbohrungen noch verstärkt wird, in den umliegenden Bayous. Seit 1955 sind 98 Prozent ihrer Fläche verschwunden, nur ein drei Kilometer langes und 300 Meter breites Stück ist noch übrig. 2016 erhielt Louisiana Bundesmittel, um die verbliebenen Bewohner*innen der Insel in die 65 Kilometer entfernte Stadt Gray umzusiedeln. Sechs Jahre später waren 30 Haushalte umgezogen und worden damit zur ersten Gemeinde in den USA, die im Rahmen eines bundesstaatlichen Klimawandel- Umsiedlungsprogramms entstand.

2023 erlebte das Amazonasgebiet die größte Dürre seit Beginn der Aufzeichnungen. Ein Fischer durchquert das ausgetrocknete Flussbett eines Seitenarms des Amazonas nahe der indigenen Siedlung Porto Praia. (Tefé, Amazonas, Brasilien, 13. Oktober 2023)

Noch um die Jahrtausendwende war das ölreiche Venezuela ein prosperierendes Land, doch stark gefallene Erdölpreise, Misswirtschaft, Sanktionen und politische Instabilität haben seinen Niedergang bewirkt. Aus maroden Anlagen austretendes Erdöl und bei der Raffination freigesetztes Methan verwüsten die Umwelt.

Am 30. Oktober 2022 gewann Luis Inácio Lula da Silva mit knapper Mehrheit die brasilianischen Präsidentschaftswahlen. Daraufhin
protestierten Anhänger*innen von Jair Bolsonaro im ganzen Land gegen Lulas Sieg, indem sie Straßen blockierten und das Militär aufriefen, die Wahl nicht anzuerkennen. Am 8. Januar 2023 wurden der brasilianische Präsidentenpalast sowie die Gebäude von Nationalkongress und Oberstem Gerichtshof von Hunderten ultrarechten Anhänger*innen des früheren Präsidenten Bolsonaro in einer koordinierten Aktion gestürmt.

Die etwa 500 Bewohner*innen der Insel Kioa sind Nachfahren von Menschen, die in den 1940er-Jahren wegen des ansteigenden Meeresspiegels von der nördlich
gelegenen Insel Tuvalu hierher geflohen waren. Heute ist ihre Lebensgrundlage, die Fischerei und Landwirtschaft, erneut bedroht, denn erodierende Küsten könnten sie und mehr als 600 weitere Gemeinschaften rund um Fidschi in den kommenden Jahren erneut zur Umsiedlung zwingen. Lotomau Fiafia (72), ein Gemeinde-Ältester, steht mit seinem Enkel John dort, wo seiner Erinnerung nach die Küstenlinie verlief, als er selbst ein kleiner Junge war. (Salia Bay, Insel Kioa, Fidschi, 8. August 2023)

Inas Abu Maamar (36) hält den Leichnam ihrer Nichte Saly (5) im Arm, die mit vier weiteren Familienmitgliedern getötet wurde, als eine israelische Rakete ihr Haus traf. (Chan Yunis, Gaza, 17. Oktober 2023)