Uni Würzburg: Wie wurscht ist uns die WM 2022?

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Professor für Sportwissenschaft der Uni Würzburg mit Blitzumfrage zur WM 2022 in Katar, die an diesem Sonntag zu Ende geht

An diesem Sonntag findet das Finale der Fußball-WM 2022 in Katar statt – und vielen von uns ist das total wurscht: Die jüngste Umfrage von Harald Lange, Professor für Sportwissenschaft der Uni Würzburg, in Kooperation mit der FH Dortmund und FanQ ist ausgewertet. Dabei zeigt sich, dass die Fans sich in vielen Fragen einig sind, in anderen die Meinungen stark auseinandergehen.

Dass Fußballdeutschland mit dem zweiten WM-Vorrundenaus einer DFB-Elf in Folge – 2018 übrigens noch eine unrühmliche Prämiere für den vierfachen Weltmeister – nicht zufrieden ist, wird niemanden überraschen. Entsprechend einig sind sich hier auch die über 3.500 Teilnehmenden der jüngsten Umfrage, bei der Professor Harald Lange vom Instituts für Sportwissenschaft an der Julius-Maximilians-Universität (JMU) Würzburg die Voting-App FanQ erneut als Experte unterstützt hat.

Auch das geschwundene Interesse an der Veranstaltung war im Vorfeld erwartet worden. Letztlich gaben über 50 Prozent der Befragten an, bisher weniger Spiele als bei vergangenen Weltmeisterschaften verfolgt zu haben. Das allgemeine Interesse am Kick in Katar sei sogar bei mehr als 60 Prozent geringer als sonst.

Hier geht es zu den Ergebnissen der Umfrage: https://fanq.com/wp-content/uploads/2022/12/fanq-studie-was-koennen-wir-aus-der-wm-in-katar-lernen-1-1.pdf

Alles wurscht: Die Gründe sind vielfältig

Die Gründe dafür reichen vom Verhalten der Verbände, FIFA und DFB, über die schwache Leistung der deutschen Nationalelf bis hin zu den globalen Themen rund um Menschenrechte und Klimaschutz.

Besonders interessant wird es, wenn es um die Positionierung von Verbänden und Spielern zu solchen Themen, die die Grenzen des Sports weit überschreiten, geht. Hier waren die jeweiligen Enden der Bewertungsskala von einem bis fünf Sternen die häufigsten Antworten. Es bestehen also Fronten zwischen denen, die Sport und Politik grundsätzlich trennen möchten und denen, die das nicht mehr für möglich halten.

Nerviges Gezerre um „One Love“-Binde

„Es ist im Sport Tradition, die Politik rauszuhalten. Deshalb erwarten auch viele Fußballfans zuallererst sportliche und keinerlei politische Akzente von der DFB-Elf. Mit der ‚One Love‘- Kapitänsbinde hatte der Verband den Spielern aber genau so eine Botschaft auferlegt“, so Fanforscher Lange. „Viele Fans haben darauf basierend einen konsequenten Protest erwartet, welchen der Verband in der Folge aber nicht durchgezogen hat. Diese Diskrepanz spiegelt sich in den Umfrageergebnissen wider.“

An einen negativen Einfluss genau dieser Diskussionen auf die Leistung der Spieler glaubt wiederum fast die Hälfte der Teilnehmenden. Das zeigt sich am Beispiel der Frage nach dem Hin und Her um die erwähnte „One Love“-Binde.

Viele Fans wollen Änderungen

Einigkeit herrscht weitestgehend, wenn es um die Zukunft des Fußballs geht. Die Monopolstellung der FIFA sehen viele ebenso kritisch, wie sie sich einen Strukturwandel bei DFB und Weltverband wünschen.

„Die Studie zeigt, dass die Fans die Strukturen des DFB teils noch schlechter bewerten als die der FIFA. Wenn sich der DFB dann als moralisch überlegene Instanz darstellt, klingt das für viele unglaubwürdig. Ignoriert der Verband weiterhin die ideellen Wertvorstellungen seiner Fan- und Mitgliederbasis, darf er sich nicht wundern, dass sein Image immer schlechter wird.“

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