Die BUND Naturschutz-Kreisgruppen Würzburg und Main-Spessart beobachten immer häufiger, dass Biberdämme in der Region eingerissen werden. So geschah dies schon an der Pleichach und am Moosbach (beide im Landkreis Würzburg) sowie im Bereich Arnstein an der Schwabach (Landkreis Main-Spessart) – zuletzt auch an der Leinach, zwischen den Gemeinden Leinach und Zellingen. Dort hatten Biber auch einen Bau in das Ufer gegraben. Der Zugang ist nun freigelegt.
„Der BUND Naturschutz ist erschüttert über diese wiederholten und massiven Eingriffe“, kritisiert Armin Amrehn, 1. Vorsitzender der Kreisgruppe Würzburg des BUND Naturschutz/BN, die Maßnahmen deutlich. „An der Leinach wurde nun nicht nur ein Damm eingerissen, sondern eine ganze Lebensstätte zerstört. Der eigentlich vor Feinden sichere Zugang zum Wohnkessel wird durch die Absenkung des Wasserspiegels freigelegt. Fuchs und Steinmarder haben dann Zugang zu Jungtieren, die sich im Wohnkessel befinden können“, erläutert Erwin Scheiner, 1. Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Main-Spessart.
Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz
„Eigentlich besteht damit ein klarer Verstoß gegen das Bundesnaturschutzgesetz. Doch Naturschutzbehörden sehen sich hilflos und berufen sich auf eine artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung, die vom bayerischen Umweltministerium erlassen wurde“, zeigt sich Steffen Jodl, Geschäftsführer der BN-Kreisgruppe Würzburg, verwundert.
Biber leben im Familienverband. Ihre Wohnbauten haben sie in Biberburgen oder auch in Kesseln, die sie in steile Ufer graben. Zum Schutz vor Feinden liegt der Zugang immer unter Wasser. Um dies sicherzustellen, wird ein Damm errichtet. Damm und Wohnraum bilden damit eine Einheit als Lebensstätte, die im Grunde vor Zerstörung durch den Paragraphen 44 des Bundesnaturschutzgesetzes geschützt sind – gäbe es da in Bayern nicht eine artenschutzrechtliche Ausnahmeverordnung/AAV, die diesen Schutz aushebelt. Sie berücksichtigt nicht, dass Biber eben auch in die Ufer hinein Behausungen anlegen und nicht nur in Biberburgen ihre Jungen aufziehen. Der BUND Naturschutz fordert daher eine dringenden Änderung dieser AAV.
Fische und Libellen leben im Biberrevier
Der Biber schafft durch seine Bautätigkeit unterschiedlichste Mini-Lebensräume: ruhige Wasserbecken fast ohne Strömung, sauerstoffreiche Wirbel und sichere Verstecke für zahlreiche Wasserlebewesen. Verschiedene Frosch- und Molcharten sowie zahlreiche Fisch- und Libellenarten fühlen sich im Biberrevier wohl.
„Gerade in unserer wasserarmen Region sind derartige Feuchtlebensräume Gold wert“, lobt Conni Schlosser, Umweltpädagogin bei der BN-Kreisgruppe Main-Spessart, die Leistungen des Bibers. „Wird der Damm zerstört, ist der Biber gezwungen, diesen neu zu errichten. Das kostet unnötig Energie und zusätzliches Baumaterial. Das für viele Arten lebenswichtige Feuchtbiotop ist aber erst einmal zerstört“, so der BN.