Dramatischer Verlauf mit gutem Ende: Eine Lebertransplantation am der Uniklinik Würzburg rettet einer 26-jährigen Patientin das Leben
Magdalena Falk spielt den Coldplay-Hit „Viva la Vida“ – es lebe das Leben – auf dem Flügel im Flur des Zentrums für Operative Medizin (ZOM) am Uniklinikum Würzburg (UKW). Ihr eigenes Leben hätte die 26-Jährige in diesem Sommer fast verloren. Wäre da nicht die ebensrettende Spenderleber, die ihr Prof. Dr. Johan Lock, der Leiter der Hepatopankreatobiliären und Transplantationschirurgie des UKW, und sein Team Ende August transplantierten.
Akutes Leberversagen ohne Vorwarnung
Dabei fing alles ganz unspektakulär an: Wenige Wochen zuvor fühlte sich die Verkäuferin und semiprofessionelle Klavierspielerin einfach nur energielos und müde. Allerdings verschlechterte sich dieser Zustand rapide, sodass sie am 2. August per Rettungswagen ins heimatnahe Sana Klinikum Coburg eingeliefert wurde.
Schon am nächsten Tag brachte sie ein Rettungshubschrauber ans UKW. Diagnostiziert wurde ein „akut-auf-chronisches Leberversagen“. Tatsächlich wurde nach der Übernahme eine Leberzirrhose nachgewiesen, von der die Patientin bis dahin nichts gewusst hatte. „Das war eine ungewöhnliche Diagnose, insbesondere, da bei Frau Falk die typischen Ursachen für eine Leberzirrhose, wie Adipositas, Diabetes mellitus, Virusinfektion oder übermäßiger Alkoholkonsum nicht vorhanden waren“, erläutert Prof. Lock.
Aufgrund ihres schlechten Zustands musste die junge Frau auf der Intensivstation des UKW intubiert werden, wo zusätzlich eine Lungenentzündung nachgewiesen wurde. Zusätzlich verschlechterte sich im Verlauf neben der versagenden Leber auch die Nierenfunktion, sodass sie dialysepflichtig wurde. Magdalena Falk selbst hat an diese dramatische Entwicklung keine Erinnerung, da sie diese Zeit im Koma verbrachte – insgesamt für vier Wochen.
Zehn Tage auf der Warteliste für ein Spenderorgan
Aufgrund der fehlenden Besserung und nach vielen medizinischen Untersuchungen wurde die Patientin am 20. August auf die Warteliste zur Lebertransplantation bei Eurotransplant gesetzt. Am 30. August stand endlich ein passendes Organ zur Verfügung, und die fast fünfstündige Operation konnte ohne Komplikationen durchgeführt.
„Zehn Tage waren in Anbetracht der hier gegebenen Dringlichkeit eine vergleichsweise lange Wartezeit“, verdeutlicht Prof. Lock und fährt fort. „Das liegt in diesem Fall unter anderem daran, dass gerade kleinere Frauen bei der Lebertransplantation etwas benachteiligt sind. So kann ein Mann auch mit der gegebenenfalls recht kleinen Spenderleber einer Frau gut versorgt werden, während eine große Männerleber in einem kleinen Frauenkörper keinen Platz findet.“
Das für Magdalena Falk passende Organ kam quasi gerade noch rechtzeitig: Mit jedem Tag stieg die Gefahr einer Infektion vor der Transplantation, während der fortscheitende körperliche Verfall die Überlebenschancen auch nach einer Transplantation sinken ließ.
Höchst dankbar für die zweite Chance
Die Patientin selbst erfuhr erst zehn Tage nach der Operation von dem zwischenzeitlich erfolgreich eingeschlagenen Therapieweg: Da sie nicht ansprechbar war, gab es mit ihr kein persönliches Aufklärungsgespräch, sie wusste weder, dass das Ärzteteam eine Lebertransplantation plante, noch dass diese durchgeführt wurde.
„Anfangs war es ein sehr seltsames Gefühl, zu wissen, dass jetzt ein fremdes Organ in meinem Körper arbeitet“, schildert Magdalena Falk. Sehr hilfreich empfand sie in dieser Situation neben den Gesprächen mit Familienangehörigen vor allem die umfassende psychologische Betreuung am UKW.
Heute fühlt sie tiefe Dankbarkeit für die durch den Spender und den Eingriff gebotene zweite Chance: „Ich schätze das Leben jetzt noch viel mehr als vorher. Ich weiß, dass ich jetzt sehr gut auf mich und meine Gesundheit aufpassen muss, zum Beispiel was die Ernährung angeht. Auch sonst denke ich, dass ich weniger Risiken eingehen und noch vorsichtiger sein werde, beispielsweise im Straßenverkehr.“
Die Lebensenergie kehrt zurück
Ihren körperlichen Zustand in der ersten Zeit nach der Transplantation beschreibt sie als pure Schwäche. Schon wenige Schritte innerhalb des Krankenzimmers waren höchst anstrengend. „Aber mittlerweile habe ich das Gefühl, dass die Energie langsam zurückkehrt, dass es wieder zurück ins Leben geht“, freut sich die Oberfränkin. Seit etwa drei Wochen schafft sie die Wegstrecke zum Flügel oder in die Cafeteria des Krankenhauses.
Nach der OP verbrachte sie weitere drei Wochen auf der Intensivstation, wo sie schrittweise von der Beatmung entwöhnt wurde. Darauf folgten zwei Wochen auf einer Intermediate-Care-(IMC)-Station, die eine kontinuierliche Überwachung und intensive pflegerische Betreuung bietet. Seit gut drei Wochen ist sie auf einem normalen Stationszimmer des ZOM untergebracht und wartet aktuell noch auf einen Platz für eine etwa drei- bis vierwöchige Reha. Sie wird voraussichtlich lebenslang Immunsuppressiva einnehmen müssen. Außerdem muss sie anfangs alle drei Monate, später einmal pro Jahr zur Nachsorge ans UKW kommen.
Ihre Perspektiven für ein weitgehend normales und langes Leben sind laut Prof. Lock sehr gut: „Eine Spenderleber hat im Vergleich zu anderen Organen wie Niere oder Lunge keine begrenzte Funktionsdauer. Man kann damit durchaus eine normale Lebenserwartung realisieren. Für Magdalena Falk ist ‚Viva la Vida‘ also sicherlich ein gutes und passendes Motto.“
Lebertransplantationen am UKW
Die erste Lebertransplantation am Uniklinikum Würzburg fand im Jahr 1992 statt. Seither wurde der anspruchsvolle Eingriff dort fast 300 Mal durchgeführt – mit einer durchschnittlichen Fünf-Jahres-Überlebensrate von über 70 Prozent.



