„Küchen-Alarm“ – Profis am Herd dringend gesucht

Läuft im Turbogang: Gemüseschneiden – bei Küchen-Profis sitzt jeder Handgriff. Es gibt nur zu wenige, die den Küchen-Job machen wollen, sagt die Gastro-Gewerkschaft NGG. Foto NGG | Tobias Seifert

Wenn in Würzburg die Küche kalt bleibt: Gastronomie-Profis sollen künftig „Start-Lohn“ von 3.000 Euro bekommen

Die Küche bleibt kalt – und das immer öfter: Ob Restaurant, Gaststätte oder Biergarten – in der Gastronomie in Würzburg gehören „neue Öffnungszeiten“ zum Alltag. „Immer häufiger stehen Gäste vor verschlossenen Türen. Wer zum Essen rausfährt oder etwas trinken möchte, sollte sich besser vorher im Internet oder per Anruf erkundigen, ob das Lokal auch offen hat. Und vor allem, wie lange es warme Küche gibt“, rät Ibo Ocak von der Gastronomie-Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Er fordert auch für die Region Würzburg einen attraktiven Start-Lohn für Gastronomie-Profis.

Viele Gaststätten und Restaurants hätten bereits einen zusätzlichen Ruhetag eingelegt. „Einige Häuser streichen den Mittagstisch komplett. Und oft schließt die Küche abends eutlich früher. Der Trend ist klar: Die Gastronomie kocht und bedient nur noch auf Sparflamme“, sagt Ocak. Der Geschäftsführer der NGG Unterfranken schlägt „KüchenAlarm“ für die Gastro-Szene. Der Grund liege auf der Hand: „Zu wenig Personal. Hotels, Restaurants, Gaststätten, Biergärten, Cafés, Caterings … – fast alle suchen händeringend Unterstützung“, so Ibo Ocak.

Über 250 offene Stellen im Raum Würzburg

Allein für Würzburg hat die Bundesagentur für Arbeit in der Hotellerie und Gastronomie aktuell 209 offene Stellen registriert. „Wer in der Küche klarkommt, kann sofort anfangen: 126 unbesetzte Jobs warten auf einen Küchen-Profi. Im Landkreis Würzburg hat die Bundesagentur für Arbeit in der Hotellerie und Gastronomie aktuell 42 offene Stellen registriert.

Auch um den Nachwuchs macht sich das Gastgewerbe Sorgen: Zahlreiche Ausbildungsplätze sind immer noch frei. Für die Azubi-Suche läuft der Countdown. Und es sieht nicht gut aus. Denn eigentlich müssten die Verträge für das neue Ausbildungsjahr schon längst abgeschlossen sein“, sagt NGG-Geschäftsführer Ocak.

In der Gastro-Branche müsse sich daher einiges ändern: „Höhere Löhne und bessere Arbeitszeiten sind der Schlüssel für mehr Personal“, so Ocak. Konkret peilt er dabei für die Zukunft einen „Gastro-Start-Lohn“ von 3.000 Euro brutto pro Monat für alle an, die in der Hotellerie und Gastronomie nach ihrer Ausbildung in einem VollzeitJob weiterarbeiten.

„Das muss die Branche hinbekommen. Denn wer seine Ausbildung in der Küche, im Service oder im Hotel abgeschlossen hat, braucht eine klare Perspektive. Egal, wo eine Köchin, ein Kellner oder eine Hotelfachfrau hingeht – egal, an welcher Hotelbar, an welcher Rezeption, bei welchem Caterer oder in welchem Biergarten es einen neuen Job gibt: Der faire Einstiegslohn liegt bei mindestens 3.000 Euro.“

Von fairen Löhnen seien viele Beschäftigte der Branche heute immer noch weit entfernt: „Tatsächlich schrammen Köche und Kellnerinnen in Würzburg ziemlich oft nah an der Mindestlohnkante von 12 Euro pro Stunde entlang. Ein Großteil der Gastro-Betriebe zahlt noch immer keinen Tariflohn. Das ist ein Unding, wenn man gute Leute sucht.“

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