Zigarren, Oldtimer, Rum und Elend: Urlaubsparadies im freien Fall

Havanna: Dr. Olivier Müller, Leiter von Caritas international (3.v.l.), im Gespräch mit Maribel (4.v.l.), die mit Hilfe der Anbetungsschwestern den Weg aus der Prostitution gefunden hat. Foto Carolin Kronenburg / Caritas international

Würzburger berichtet aus Kuba – kaputte Wirtschaft und hungernde Menschen

Kuba gilt als ein Urlaubsparadies. Doch hinter der Postkartenkulisse stehen eine kaputte Wirtschaft und eine einschränkende Regierung. Eine Gruppe von Caritas-Führungskräften aus Deutschland war mit Caritas international vor Ort, um sich über die Situation und die Arbeit von Caritas Kuba zu informieren. Mit dabei: Stefan Weber, Geschäftsführer des Caritasverbandes für die Stadt und den Landkreis Würzburg.

„Zigarren, Oldtimer und Rum: Das Bild, das man sich in Europa von Kuba macht, entspricht nicht der Lebenswirklichkeit der Bevölkerung“, berichtet Weber. Sieben Monate haben die Mitarbeiter von Caritas Kuba Benzin gesammelt, um genug für den Besuch aus Deutschland zu berappen. Da Venezuela kaum mehr Rohöl liefert, fahren nur noch wenige Autos über die Insel. „Aufgrund der extremen Inflation und fehlender Waren gehen viele Kubaner abends hungrig zu Bett“, sagt der Geschäftsführer. Die Wirtschaftskrise laste schwer auf den Schultern der Menschen.

Spenden aus Würzburg lindern die Not

„Kuba befindet sich im freien Fall – diese Aussage eines Gesprächspartners ist mir im Gedächtnis geblieben“, sagt Weber. Vor Ort sei schnell klar geworden, dass Kuba zwar hoch entwickelt war, aber nicht nachhaltig. Die US-Blockade, der bis heute anhaltende Einbruch des Tourismus durch die Pandemie sowie das Ende der Unterstützung durch Russland und Venezuela haben zur größten Krise in der jüngeren Geschichte des Karibikstaats geführt.

Kuba-Caritasverband-Würzburg
Lucas hat eine Autismus-Spektrum-Störung. Im Caritas-Projekt in der Pfarrei San José in Havanna wird er gefördert und seine Mutter begleitet. Foto Carolin Kronenburg / Caritas international

„Allein in den letzten zwei Jahren hat eine halbe Million der elf Millionen Einwohner das Land verlassen – Ärzte, Ingenieure, Musiker und Künstler“, sagt Weber. Er sei „tief beeindruckt“, welche Arbeit Caritas Kuba unter widrigen Umständen auch mit Hilfe der Spenden aus dem Bistum Würzburg leistet.

„Wir haben ein Land kennengelernt, das sich in einer beispiellosen Abwärtsspirale befindet“, betont auch Dr. Oliver Müller, Leiter von Caritas international. In dieser Situation falle Caritas Kuba eine enorm wichtige Rolle zu. „Unser Besuch ist ein Zeichen der Solidarität und die Zusicherung, dass wir zusammen mit unseren Partnern von Caritas Kuba weiterhin an der Seite der Verletzlichsten stehen“, so Müller am Ende der Delegationsreise.

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