„Versager“ haben Geschichten zu erzählen

Der bayerische Liedermacher Konstantin Wecker im Gespräch mit den Gästen der Würzburger Wärmestube. Foto © Vincent Poschenrieder (POW)

Liedermacher Konstantin Wecker besucht vor seinem Konzert die Würzburger Wärmestube

Der bayerische Liedermacher Konstantin Wecker hat die Würzburger Wärmestube besucht. Wecker traf sich vor seinem Konzert im CCW am 28. November mit Gästen der Wärmestube.

Der Raum in der Rüdigerstraße hinter dem Mainfranken Theater ist voll mit Besuchern, die an Tischen sitzen, die zu einer Art Halbkreis aufgestellt sind. Wecker sitzt in der Mitte des Raumes, nimmt das Mikrofon und unterhält sich eine Stunde lang mit den Besuchern – über Kunst, Politik und das, was das Leben lebenswert macht. „Ich finde es spannender in der Gegenwart sogenannter Versager“, sagt Wecker. Von diesen Menschen erfahre man etwas. Sie hätten Geschichten zu erzählen.

Ein Ort für Menschen in Not

Die Wärmestube in Würzburg ist ein Ort, an dem Menschen in Not etwas zu essen und einen sicheren Platz finden. Die Gäste können dort duschen, ihre Wäsche waschen und trocknen sowie medizinische Ersthilfe bekommen. Außerdem ist die Wärmestube eine Anlaufstelle für soziale Unterstützung.

Wecker war vor fünf Jahren schon einmal hier. Die Botschaft, wie der Künstler mit den Brüchen in seinem Leben umgegangen sei, könne den Leuten Mut machen und Trost vermitteln, findet Bernhard Christof, stellvertretender Vorsitzender des Fördervereins Wärmestube. „Das war auch heute wieder sehr eindrücklich und spürbar.“

Wecker: Wer nicht am Boden ist, der hat nur Glück gehabt

„Für uns alle ist es ein Zufall, wenn wir nicht in einer Wärmestube sind. Sind wir mal ganz ehrlich. Das haben wir uns nicht verdient oder erarbeitet, sondern wir haben Glück gehabt“, sagt Wecker. Bei seiner Lebensweise sei es ein Wunder, dass er seinen Beruf habe ausüben können. Die Poesie habe ihn am Leben gehalten. Mit seinem Programm „Utopia 2.0“ ist Wecker gerade auf Tour durch Deutschland.

„Kunst gibt den Menschen die Möglichkeit, zu sich selbst zu stehen“, so der Liedermacher. Aus diesem Grund gibt es bei seinen Konzerten auch „Sozialtickets“. Menschen unter der Armutsgrenze können seine Konzerte damit kostenlos besuchen. Die ersten 100 Interessenten pro Konzert bekommen eine Freikarte.

Die Würzburger Schauspielerin und Kabarettistin Heike Mix moderiert den Besuch. Besucher stellen Fragen, berichten von ihren Erlebnissen. Einer zeigt Wecker seine Malereien und ein selbstgeschriebenes Gedicht.

Wecker zeigt ebenfalls etwas von seiner Kunst: Unter anderem trägt er sein Gedicht „Jeder Augenblick ist ewig“ vor. Eine Strophe lautet: „Jeder Augenblick ist ewig, wenn du ihn zu nehmen weißt – ist ein Vers, der unaufhörlich Leben, Welt und Dasein preist.“ Langsam beginne er dieses Gedicht zu verstehen, das er vor elf Jahren geschrieben habe, erzählt Wecker. Zwischendurch erhebt er sich, um sein Lied „Wenn der Sommer nicht mehr weit ist“ vorzutragen. Bei der Passage „Nur, man darf nicht träge sein und darf nicht ruh’n. Denn Genießen war noch nie ein leichtes Spiel“, fügt Wecker hinzu: „Ich weiß, wovon ich singe.“ (POW)

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