Entwarnung: Grippewelle fast überstanden

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Arbeitgeber klagen über Rekord-Fehlzeitenhoch wegen Grippewelle & Co. – doch Virologen haben gute Nachrichten: Das Schlimmste ist überstanden, die Infektionszahlen gehen zurück

Der Bezirksleiter einer Würzburger Großbäckerei ist mit den Nerven fertig: Gerade hat er wieder eine Krankmeldung eines Mitarbeiters erhalten – nicht die erste an diesem Tag. Dass er selbst einspringt und Brötchen an die Kunden verkauft, ist mittlerweile nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel. Außerdem gibt es immer mehr Filialen, die wegen Krankheit überhaupt gar nicht erst öffnen. „Das wird immer schlimmer mit den Krankmeldungen“, sagt er und fragt sich, woran das wohl liegt. Grippewelle? Mehr  Erkältungen nach dem Wegfall der Maskenpflicht? „Oder haben die jungen Leute einfach keinen Bock mehr auf Arbeit und machen blau?“

Fakt ist: Die Krankmeldungen von Berufstätigen in Bayern hatten einen neuen Höchststand erreicht. Laut Daten der KKH Kaufmännische Krankenkasse lag der Krankenstand im vierten Quartal bei 6,2 Prozent – also noch einmal 0,9 Prozentpunkte über dem bereits außergewöhnlich hohen Niveau im dritten Quartal 2022.

Grippe war dieses Jahr früher dran

Doch es gibt Anlass zur Hoffnung: Die Grippewelle flacht ab. Der Münchner Virologe Oliver Keppler erklärt: „Die Influenza steigt in Deutschland fast immer Anfang Januar stark an und verabschiedet sich wieder Anfang April; das ist die typische Saisonalität des Erregers.“ In diesem Herbst und Winter gab es jedoch schon im Spätherbst viele Grippeinfektionen, derzeit gehen die Infektionszahlen nach Daten des Robert Koch-Instituts zurück. „Es ist also derzeit eher eine vorgezogene als eine ungewöhnlich schwere Influenzawelle. Eine solche hatten wir beispielsweise im Winter 2017/18“, sagte der Wissenschaftler.

In den vergangenen beiden Jahren gab es nur sehr wenige Fälle von Grippe, doch das hat sich geändert: Seit Anfang Oktober haben die Gesundheitsbehörden nach Daten des Robert Koch-Instituts 249.558 Grippeinfektionen in Deutschland gezählt, Höhepunkt war die 50. Kalenderwoche kurz vor Weihnachten mit allein 52.651 Fällen. In der ersten Januarwoche waren es noch 12.743 Fälle. „In der Summe flachen die Influenzazahlen derzeit schon wieder ab“, sagte Keppler. „Insofern sieht es nicht so aus, dass die Zahl der Infizierten wesentlich höher werden wird als in normalen vorpandemischen Jahren.“

Unterfranken: Hausärzteverband gibt Entwarnung

Auch in der Region Unterfranken ist also ein frühzeitiges Ende der Grippewelle in Sicht. Davon geht beispielsweise der unterfränkische Hausärzteverband aus. Der Scheitelpunkt der Infektionswelle sei bereits deutlich überschritten, so Dr. Christian Pfeiffer. Das mache sich vor allem in den Praxen bemerkbar: Hier wurden in den letzten Tagen deutlich weniger Patienten wegen Grippe behandelt.

Dass die Grippewelle langsam abflacht, zeigen auch die Zahlen des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit. In der vergangenen Woche haben sich in Unterfranken rund 150 Menschen angesteckt. Vor zwei Wochen waren es noch 274.

Neben Grippeinfektionen kursieren auch Erkältungen und andere Atemwegserkrankungen. Vor Weihnachten waren deutschlandweit die Kinderstationen der Krankenhäuser stark belegt beziehungsweise überfüllt, in vielen Firmen gab es eine hohe Zahl von Krankmeldungen. (dpa/red)

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