Mit dem Herzen immer noch in Südafrika

Schwester Rosa Drescher vor rund 20 Jahren in ihrem Garten in Eshowe. Foto Kloster Oberzell

Schwester Rosa Drescher von den Oberzeller Franziskanerinnen lebte und wirkte 60 Jahre in Südafrika – jetzt ist sie zurück im Kloster Oberzell

Sie wollte als Missionarin ins Ausland gehen. Das wusste Schwester Rosa Drescher (86) schon als Jugendliche. 1951 trat sie der Ordensgemeinschaft der Oberzeller Franziskanerinnen bei und folgte 1961 dem Ruf ins Ausland. 60 Jahre lebte sie in Südafrika. Anfang Juli kam die 86-Jährige zurück nach Deutschland, um ihren Lebensabend bei ihren Mitschwestern im Antoniushaus des Klosters Oberzell zu verbringen.

Drescher wurde in Schleerieth (Landkreis Schweinfurt) geboren und trat 1951 mit 16 Jahren den Franziskanerinnen bei. Sie lernte den Beruf der Gärtnerin, arbeitete im Garten des Mutterhauses in Oberzell – aber ihren Wunsch, in die Welt zu ziehen, behielt sie im Auge: Sie lernte Englisch und reiste schließlich 1961 nach Südafrika.

Drei Wochen von Oberzell nach Südafrika

 „Drei Wochen waren wir unterwegs“, erzählt sie. Ob die Reise damals nicht beschwerlich war? Drescher blickt viel lieber auf das Schöne zurück und schwärmt von dem Miteinander auf dem Schiff. „Wir haben viel zusammen gesungen.“

Sie landete zunächst in Eshowe, einer Stadt in der südafrikanischen Provinz KwaZulu-Natal. Eine ihrer ersten Begegnungen hat sich tief eingeprägt: Ein Kind lief weinend vor ihr davon, es hatte noch nie eine weiße Frau gesehen. Die junge Ordensfrau ging behutsam auf das Kind zu und konnte letztlich mit Süßigkeiten das Vertrauen gewinnen.

Mit ihren „sweets“ verwöhnte sie fortan nicht nur ihre kleinen Freunde. Bei Drescher weckte diese Begegnung Erinnerungen an die eigene Kindheit. Als die Amerikaner nach dem Krieg in ihr Dorf kamen, war es ihre Schwester, die große Angst vor den „schwarzen Menschen“ hatte. Schon damals sei ihr klar gewesen: „Wir sind alle Geschöpfe Gottes.“

Die Sprache der Zulu erlernt

Im Konvent in Eshowe arbeitete sie im Haushalt und im Garten, baute Gemüse und Obst an für die eigene Versorgung. In einem Konvent der Benediktinerinnen lernte Drescher die Zulu-Sprache. Sie war später eine der wenigen Schwestern, die gut Zulu sprachen. So kam sie mit den Menschen vor Ort gut in Kontakt. 1965 wechselte sie nach Mbongolwane im südafrikanischen Hinterland.

„Wir sind alle Geschöpfe Gottes.“

Schwester Rosa Drescher

Fast 30 Jahre lebte sie hier unter den Menschen, etwa 20 Jahre davon arbeitete sie im Krankenhaus in Mbongolwane, das zu der Zeit noch zur Missionsstation gehörte. Als das Krankenhaus staatlich wurde, arbeitete Drescher noch weitere drei Jahre dort. Anschließend absolvierte sie einen Nähkurs, gründete und führte dann rund zehn Jahre das Nähzentrum in Mbongolwane. Diese Hilfe zur Selbsthilfe sei ihr von Beginn an ein großes Anliegen gewesen. Die tollsten Sachen hätten übrigens die Frauen aus dem Umland genäht, verrät sie. Am Ende eines Kurses habe es auch immer eine Ausstellung gegeben.

Drescher half auch in der Wäscherei und kümmerte sich auch in Mbongolwane um den Garten. Sie wollte den Menschen zeigen, wie sie sich selbst versorgen können. Viele bekamen ein kleines Stück Garten auf dem Gelände, um das sie sich eigenverantwortlich kümmern sollten. Ihre Ernte durften die Einwohner verkaufen und sich so einen Verdienst erarbeiten.

Schwester Rosa war „immer happy“

Regelmäßig schauten im Garten die Kinder vorbei, die im 1988 von Oberzeller Schwestern gegründeten Kinderheim Sankt Joseph betreut wurden. Überhaupt schwärmt sie von den netten Menschen in Südafrika, sie habe nie Probleme gehabt. Nach der Rückkehr aus einem längeren Heimaturlaub aufgrund einer Hüftoperation wurde Drescher wieder zurück nach Eshowe versetzt, wo sie ebenfalls im Haushalt und im Garten mithalf. Ihre Nähkurse in Mbongolwane übernahm eine schwarze Mitschwester. Drescher hat ihr Leben als Missionarin geliebt: „Ich war immer happy.“

Mit 86 Jahren wollte sie nun auch selbst zurück nach Deutschland. Ende Juni 2021 war der bewegende Abschied von der Pfarrei in Südafrika. Im Gottesdienst sollte sie nach vorne kommen, man erzählte von ihrem Wirken, und eine Gruppe von ehemaligen Mitarbeiterinnen aus Mbongolwane verabschiedete sich von ihrer „Mama we-thu“ – „unserer Mutter“.

Gebete überbrücken Kontinente

Nun lebt sich die 86-Jährige im Antoniushaus ein, dem Pflegeheim der Oberzeller Franziskanerinnen in unmittelbarer Nachbarschaft zum Klostergelände. Sie fühle sich wohl hier, sei mit ihrem Herzen und ihren Gedanken aber auch noch in Südafrika.

Kurz nach ihrer Abreise begannen in der Provinz KwaZulu-Natal die Ausschreitungen wegen der Inhaftierung des ehemaligen Präsidenten Jacob Zuma. Eines Nachts klingelte das Telefon in Dreschers Zimmer. Am anderen Ende der Leitung sei eine ihrer Mitschwestern gewesen, die angsterfüllt erzählte, dass Unruhestifter den Elektrozaun umgerissen hätten. Sie wusste nicht, wen sie anrufen sollte, und wählte Dreschers Nummer in Deutschland. Auch wenn sie nun weit entfernt sei, die Verbundenheit mit ihren Mitschwestern und den Menschen in Südafrika werde bleiben: „Ich konnte nicht helfen, aber ich habe gebetet, dass ihnen nichts geschieht.“ (POW)  

Das Schwester-Rosa-Fest

In ihrem Heimatdorf Schleerieth erfuhr Schwester Rosa Drescher große Unterstützung. 1993 veranstaltete die Dorfjugend erstmals das Schwester-Rosa-Fest. Regelmäßig gab es dieses Fest fürs ganze Dorf mit buntem Programm. Der Erlös floss immer in die Missionsarbeit der Franziskanerinnen aus Oberzell für Südafrika. Zuletzt fand das Schwester-Rosa-Fest 2019 statt.

  • Mehr über das Engagement der Franziskanerinnen aus Oberzell für Südafrika lesen Sie hier auf wob24.net.
  • Mehr über das Kloster Oberzell: klick hier.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert